Katrin Schäfer hat sich als Alltagsbegleiterin selbstständig gemacht. Sie unterstützt ältere, kranke und pflegebedürftige Menschen.
Start-up Eifelgold careSo funktioniert die Alltagsbegleitung im Kreis Euskirchen
Katrin Schäfer stellt ein paar Gläser auf den Tisch und schenkt Wasser ein. „Ich möchte nicht“, wehrt Sigrid van Koll ab. „Aber Wasser ist ja immer gut“, sagt Schäfer. „Na gut“, grummelt van Koll freundlich und schiebt Schäfer wieder ihr Glas hin. Die beiden wirken wie ein eingespieltes Team.
Einmal die Woche kommt Schäfer hierher. Die 50-Jährige ist Alltagsbegleiterin. Sie übernimmt kleinere Aufgaben, die ältere, kranke oder pflegebedürftige Menschen nicht mehr alleine stemmen können. Das kann kochen sein, Fenster putzen oder einkaufen. Aber sie geht auch mit ihren Kunden spazieren, spielt Gesellschaftsspiele oder plaudert einfach.
Alltagshelfer im Kreis Euskirchen: Der soziale Kontakt tut einfach gut
„Es geht auch oft um Einsamkeit im Alter“, berichtet sie. Vielen ihrer Kunden tue einfach der soziale Kontakt gut. Den Kontakt schätzt auch van Koll. Aber Schäfer ist noch aus einem anderen Grund bei ihr: „Ich brauche ihre Augen“, sagt van Koll und schmunzelt.
Die 88-Jährige ist seit einer Grüner-Star-Erkrankung stark sehbehindert. Schäfer geht mit ihr deshalb jede Woche den anfallenden Papierkram durch: Überweisungen ausstellen, Anträge ausfüllen und und und. Ansonsten komme sie noch gut alleine zurecht, sagt van Koll. Sie lebt mit ihrer Schwester zusammen, einmal die Woche kommt ihre Tochter zu Besuch.
Wer einen Pflegegrad hat, zahlt nichts für die Alltagsbegleitung
„Ich habe meine Freundin als Blindenhund, wenn wir spazieren gehen“, sagt sie und lacht. Nur das Autofahren geht nicht mehr. Deshalb fungiert Schäfer auch als Chauffeurin, beispielsweise für Fahrten zum Arzt. „Wenn sie jetzt ein Taxi nehmen würde, das ist ja irre teuer geworden“, benennt Schäfer einen Vorteil ihres Dienstes. Denn wer einen Pflegegrad habe, zahle nichts für die Alltagsbegleitung. Das übernimmt die Pflegekasse. „Ganz viele wissen das nicht“, bedauert Schäfer.
Dabei könne die Alltagsbegleitung so eine Stütze sein. Sie könne die Dinge übernehmen, für die der Pflegedienst keine Zeit habe, ohne dass es extra koste. „Wir haben ein gewisses Budget im Jahr, das dürfen wir nicht überschreiten“, führt Schäfer aus.
Je nach Pflegegrad bekommen ihre Kunden eine gewisse Zahl Stunden im Jahr bezahlt. Sei das Budget aufgebraucht, müsse man entweder in eine höhere Pflegestufe oder aber selbst zahlen. Seit gut zwei Jahren ist Schäfer Alltagsbegleiterin. Eigentlich ist sie gelernte Hotelfachfrau und hat danach lange bei der ProSieben-Sat1-Gruppe gearbeitet.
Die große Liebe auf einem Campingplatz in Portugal gefunden
„Und mit 45 habe ich gedacht: Oh, irgendwie musst du auch mal was anderes machen im Leben.“ Sie kündigte und reiste mit VW-Bulli und Hund durch Europa. Auf einem Campingplatz in Portugal habe sie dann ihre große Liebe kennengelernt. „Und der hatte ein EU-Kennzeichen.“
Nach ihrer Reise sei sie deshalb in die Eifel gezogen. Dann kam die Pandemie. „Da habe ich angefangen, für ältere Damen einzukaufen.“ Und aus diesem Einkaufsservice ist inzwischen ihr Start-up Eifelgold Care gewachsen.
Mit der Zeit entsteht immer ein Vertrauensverhältnis
20 Kunden betreut sie zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen auf Minijob-Basis. Ihr Service sei sehr gefragt. Und angesichts des demografischen Wandels und des Personalmangels in der Pflege werde das auch noch lange so bleiben. Dabei nimmt Schäfer nicht jeden Kunden. Es muss menschlich passen. „Man will ja eine gute Zeit miteinander verbringen.“ Mindestens zwei Stunden pro Woche kommt sie zu ihren Kunden nach Hause. Da entstehe zwangsläufig ein Vertrauensverhältnis.
Viele Hilfsmittel und Katrin Schäfer
Mit einer Kundin habe sich sogar eine richtige Freundschaft entwickelt. Birgit Kybranz ist 56 Jahre alt und hat Multiple Sklerose. Mit 30 Jahren habe sie die Diagnose bekommen, erzählt sie. Zehn Jahre habe sie keine Symptome gehabt. Dann erlitt sie eine Lungenembolie. Seitdem geht Kybranz nicht mehr arbeiten.
Sie sei in vielem einfach langsamer geworden, beschreibt sie ihre Symptome. Gehen, sprechen – all das gehe nicht mehr wie früher. Aber sie hat ihre Hilfsmittel: Rollstuhl, Treppenlift, Liegefahrrad und Sunny, ihr elf Jahre alter Schäferhund. Und sie hat Katrin Schäfer.
Meistens komme sie zweimal pro Woche her, berichtet die Alltagsbegleiterin. Sie gehe mit ihr einkaufen oder spazieren, und sie spielten Spiele. „Wir verbringen einfach eine schöne Zeit miteinander.“ Schäfer liebt ihre neue Aufgabe. „Es ist wirklich ein erfüllter Job. Es macht wirklich Spaß.“
Noch könne sie zwar nicht ganz davon leben. Den Schritt in diese Selbstständigkeit habe sie nur wagen können, weil sie sich vorher ein gutes finanzielles Polster erarbeitet habe. Aber sie ist zuversichtlich, dass sie bald auch mit Eifelgold Care ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. www.eifelgoldcare.de