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Gesunde QuartiereProjekt in Mechernich soll Gesundheit von Bewohnern fördern

Lesezeit 5 Minuten
Die Teilnehmer des Projekts „Gesunde Quartiere“ haben sich um ein Hochbeet versammelt.

Frisches Gemüse aus dem Hochbeet: Das Projekt „Gesunde Quartiere“ soll eine gesunde Lebensführung fördern.

An vier Standorten im Stadtgebiet Mechernich wird das Projekt „Gesunde Quartiere“ umgesetzt. Es geht um mehr als die Pflege von Hochbeeten.

Für Lila al Mustafa ist es auch ein Stück Heimat. Mit ihren Nachbarinnen pflegt sie Pflanzen in einem der Hochbeete hinter dem Hochhaus. „Es erinnert mich an die Zeit in Syrien, als wir mit meiner Mutter im Garten gearbeitet haben“, erzählte sie, während sie auf eines der beiden Beete zeigt, in denen Tomaten und Gurken, Erdbeeren und Zitronenmelisse sowie weiteres Gemüse, Obst und Kräuter gedeihen.

Diese Hochbeete stehen aber für noch mehr, erläutert Martina Hilger-Mommer vom Jugendamt des Kreises Euskirchen. Sie sind ein Bestandteil des Projekts „Gesunde Quartiere“, dessen Trägerschaft der Kreis zum 1. Januar 2023 an das Deutsche Rote Kreuz (DRK) übertragen hat. Es findet an vier Standorten im Stadtgebiet Mechernich statt.

„Wir haben uns gerne dieser Herausforderung gestellt“, erklärte Boris Brandhoff, Leiter des Teams Migration/Integration des DRK. Er habe zunächst viel Respekt vor dieser Aufgabe gehabt, „denn diese Art von Sozialraum-orientierter Projektarbeit, und das noch mit dem Fokus auf Gesundheit, haben wir bis dahin noch nicht gemacht“. Heute sei er sehr stolz darauf, was von den Akteuren in den vergangenen Monaten alles angestoßen worden sei.

An wen wendet sich das Projekt?

An Menschen, die in einem Bereich mit besonderen Belastungen leben – mit einem hohen Anteil an Erwerbslosen oder mit Kindern, bei denen überdurchschnittlich viele in den Schuleingangsuntersuchungen Auffälligkeiten bei Sprachentwicklung, Körperkoordination und Übergewicht aufzeigen.

„Es besteht eine hohe Bedarfslage hinsichtlich gesundheitsförderlicher Maßnahmen in den Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung“, heißt es in der Projektzusammenfassung.

Welche Ziele verfolgt das Projekt?

„Es geht darum, gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen“, erläuterte Monika Heimes als Vertreterin der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV), die das Projekt finanzieren. Seit 2016 gebe es das Präventionsgesetz, das den Kassen aufträgt, Projektförderungen in Lebenswelten zu gestalten. „Da treffen sich soziale mit gesundheitlichen Aspekten“, erklärte Monika Heimes.

Das Wissen der Menschen über eine gesunde Lebensführung soll laut Projektbeschreibung erhöht, ihre Motivation gesteigert sowie Maßnahmen und Angebote in den Alltag verankert werden. „Gesundheit ist ja mehr als Husten oder Schnupfen“, betonte Martina Hilger-Mommer: „Es geht auch darum, wie man sich wohl fühlt und sich verwirklichen kann.“

Dazu hätten die Anwohnerinnen und Anwohner bereits viel beigetragen, etwa bei einer Reihe von Vorbereitungstreffen. „Die beiden Hochbeete sind das sichtbare Ergebnis dieser Vorbereitungen“, sagte Hilger-Mommer.

Sie stünden für eine Vernetzung in Mechernich von Akteuren, die das Projekt in Angriff nahmen, es am Leben hielten und auch andere Hilfen anbieten, wie etwa Beratungen. „So kann man auch gemeinsam etwas schaffen“, freute sich Martina Hilger-Mommer.

Wer ist an dem Projekt beteiligt?

Es kommen einige zusammen: Gesundheits- und Jugendamt des Kreises, die Stadt Mechernich, die Bürgerstiftung Mechernich und mehrere Mechernicher Familienzentren sind als Kooperationspartner mit im Boot – ebenso wie das Jobcenter, die Schwangerschaftsberatungsstellen der Caritas Schleiden und donum vitae, die Suchtberatungsstelle und Schuldnerberatungsstelle der Caritas Euskirchen sowie der Kreissportbund. „So wie das halt ist in der Eifel“, sagte Ralf Claßen von der Stadtverwaltung Mechernich mit einem Schmunzeln im Gesicht: „Wenn Hilfe gebraucht wird, stehen alle zusammen – wie das ja auch bei der Flut war.“ Er sei dankbar darüber, was die Dreiecksbeziehung Kreis, DRK und Stadt hier auf die Beine gestellt hätte, sagt Claßen.

Das Immobilienunternehmen, dem die Häuser gehören, hat Aufbau, Holz und Erde beigesteuert, der Mechernicher Ortsverband des Kinderschutzbundes die Pflanzen und die Werkzeuge gesponsert. Dessen Vorsitzende Anke Rudolph: „Wir machen das sehr gerne, denn es geht ja auch um Kinder.“

Wie nachhaltig ist das Projekt?

Zunächst läuft es bis September, vielleicht wird es bis Ende des Jahres verlängert. Doch die Akteure sind guten Mutes, dass bis dahin Strukturen geschaffen sein werden, um das Vorhaben auf eigene Beine zu stellen. „Uns ist es immer wichtig, dass dafür Stränge gefunden werden, dass es weitergeht“, so Monika Heimes. „Es reicht nicht nur, Mittel zur Verfügung zu stellen, das tun wir gerne“, betonte die GKV-Vertreterin: „Es braucht vor allem Menschen, die das leben – und die finden wir hier. Das ist sehr schön.“ Die Akteure zeigten sich sicher, dass sie sich auch nach dem offiziellen Ende des Projekts weiter treffen und engagieren werden.

Was beinhaltet das Projekt noch?

Die Hochbeete sind eingebettet in eine ganze Reihe von Angeboten. Für den Sommer etwa ist ein Ernährungskurs geplant. Darin soll erklärt werden, welche Bedeutung frisches Gemüse für die Gesundheit hat.

Dass Blei in Mechernich immer ein Thema ist, vor allem, wenn es um Pflanzen geht, ist auch bei diesem Projekt zu sehen. „Hochbeete sind genau das, was wir in dieser Bleiproblematik immer wieder ansprechen“, sagte Katja Ziemann vom Gesundheitsamt: Der Anbau in Hochbeeten sei deutlich besser als der im Boden. Innerhalb des Projektes habe man die Menschen auf das Problem aufmerksam machen und Lösungen beschreiben können – ein Aspekt, den Claßen hervorhob: „So wird mit dem Projekt auch den Menschen die Angst genommen.“

Projektleiterin Simone Schür erinnerte an die pädagogischen Kochkurse für Kinder. Sie und drei Bewohnerinnen haben sich eigens dafür ausbilden lassen, der Kinderschutzbund steuert die Zutaten bei. „Das wird von den Kindern sehr gut angenommen, wir mussten einige bitten, später nochmal zu kommen“, so Simone Schür: „Es ist ein absolutes Highlight in diesem Projekt.“