Plangebiet „Auf der Wäsche“Boden in Mechernich stark mit Blei belastet
Mechernich – 4380 Milligramm pro Kilogramm Erde – so hoch ist die Bleibelastung im Plangebiet „Auf der Wäsche“, auf dem die Leitung des Euskirchener Marien-Hospitals eine Tagesklinik für therapeutische Betreuung bauen will. Das ist dem Entwurf für den Bebauungsplan zu entnehmen, der kommende Woche im Stadtentwicklungsausschuss beraten werden soll.
Der Wert sei das Ergebnis einer Detailuntersuchung des Gebietes im Oktober 2019. Damit liegt die Bleibelastung dort um mehr als ein Zehnfaches über dem Prüfwert für Wohngebiete. Dieser beträgt 400 Milligramm pro Kilogramm.
Umfangreiche Schutzmaßnahme geplant
Der Wert in dem Areal sei sehr hoch, bestätigte Stadtplaner Thomas Schiefer am Dienstag. Deshalb sei eine umfangreiche Schutzmaßnahme geplant. Im Falle eines so hohen Wertes gebe es zwei Möglichkeiten, so Schiefer. Entweder man schütte den Boden mit unbelasteter Erde auf oder man trage den belasteten Boden ab.
Im Falle des Plangebiets für die Tagesklinik wurde sich für Letzteres entschieden. Laut dem Entwurf für den Bebauungsplan soll eine Schicht von mindestens 35 Zentimetern abgetragen werden. Dann werde der Boden mit einem Vlies abgedeckt und unbelastete Erde darauf geschüttet, erklärte Schiefer das Prozedere. Die Maßnahme diene vor allem dem Schutz von Kindern, so der Stadtplaner.
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Es bestehe nämlich die Gefahr, dass sie in der Erde buddeln und dann Dreck schlucken. Mit der Schutzmaßnahme sei das nun, was das Blei angehe, unbedenklich. Denn durch das Vlies könne kein belasteter Boden ausgebuddelt werden. Die Realisierung der Schutzmaßnahme soll von der Unteren Bodenschutzbehörde kontrolliert werden.
Kosten noch unklar
Wie teuer das Ganze werde, sei noch nicht klar, führte Schiefer weiter aus. Die Stadt wolle sich in dem Punkt aber mit den Investoren der Tagesklinik „arrangieren“. Das Areal sei natürlich nicht das einzige bleibelastete Gebiet in Mechernich, so Schiefer. „Es geht jetzt generell um die Frage, wie geht man damit um.“ Denn eine einfache Lösung für das gesamte Stadtgebiet gebe es nicht.
Deshalb werde zurzeit ein Gutachten erstellt, das die Stadt in Auftrag gegeben habe. Ziel sei es, Lösungen im Stile eines Baukastensystems zu entwickeln, das dann auch in anderen Gebieten anwendbar sei. Denn Mechernich sei bundesweit keinesfalls die einzige Kommune mit der Problematik. Das Gutachten befinde sich derzeit in der finalen Phase.
Hoher Wert nicht automatisch bedenklich
Künftig werde dann bei jedem neuen Baugebiet untersucht, ob der Bleigehalt die Prüfwerte überschreite. Grundsätzlich bedeute eine höherer Wert aber noch nicht, dass er bedenklich sei, so Schiefer. Zunächst müsse dann überprüft werden, ob und wie gefährlich der Bleigehalt im Boden sei.
Dann werde von Fall zu Fall über das weitere Vorgehen entschieden. „Das hängt immer von dem Vorhaben der Leute ab“, so Schiefer. In manchen Fällen könne es reichen, Rollrasen zu verlegen, in anderen müsse eventuell mehr getan werden. Den Boden abzutragen und mit unbelasteter Erde aufzuschütten, sei dabei die maximale Schutzmaßnahme.
Wohin mit der belasteten Erde?
Und die ist nicht ganz unproblematisch. Denn: Wohin mit der ganzen abgetragenen, belasteten Erde? Laut Schiefer darf diese nicht aus dem Bleibelastungsgebiet herausgetragen werden. Deshalb müsse sie zur Deponie gebracht werden, doch deren Kapazität sei nun mal endlich.
Zudem müsse dafür der belastete Boden durch den ganzen Ort transportiert werden. Für das Plangebiet „Auf der Wäsche“ gebe es daher Überlegungen, den belasteten Boden als Lärmschutzwall zur B 477 hin aufzuschütten, berichtete der Stadtplaner. Dabei würde der Boden ebenfalls von einem Vlies und unbelasteter Erde sowie Pflanzen eingekapselt.
Sensibilität für die Blei-Problematik
Die „Bürgerinitiative für ein lebenswertes Mechernich“ zeigte sich begeistert von der geplanten Schutzmaßnahme rund um den Bau der Tagesklinik. „Das ist das Optimum, das ist perfekt“, sagte ein Sprecher.
Die Initiative beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Blei und hatte immer einen transparenten Umgang der Stadt damit gefordert. Ihr Ziel sei es immer gewesen, eine Sensibilität für die Blei-Problematik zu schaffen, so der Sprecher weiter. Das sei nun erreicht. Im Prinzip könne sich die Initiative nun zurückziehen.
Für die Stadt gilt das nicht. Das Thema Blei, so Schiefer, werde sie wohl noch lange begleiten. Die Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss findet am Dienstag, 10. März, ab 17 Uhr im Ratssaal statt.