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Sondermüllanlage geplantAbfallwirtschaftszentrum in Strempt wird erweitert

Lesezeit 5 Minuten
Das Luftbild zeigt den Bereich, in dem der Kreis Euskirchen sein AWZ erweitern will.

Dort, wo noch Bäume stehen, will der Kreis Euskirchen das Abfallwirtschaftszentrum in Richtung B 266 erweitern.

Der Kreis Euskirchen plant, das Abfallwirtschaftszentrum in Strempt zu erweitern. Dafür müssen auch Bäume weichen.

Der Kreis Euskirchen erweitert sein Abfallwirtschaftszentrum, um für die Zukunft gerüstet zu sein. „An manchen Stellen kommen wir an unsere räumlichen Grenzen“, erklärt Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, im Gespräch mit dieser Zeitung. Dies sei vor allem räumlich der Fall. Eine wirkliche Entwicklungsmöglichkeit gebe es auf dem 70 Hektar großen Areal nicht mehr.

Deswegen hat der Kreis nach eigenen Angaben zwei Flächen in Richtung B 266 gekauft – gegenüber von Schönmackers. Zwei der insgesamt etwa sechs Hektar befinden sich derzeit in der Offenlage für den Flächennutzungsplan. Geht es nach dem Kreis, könnten dort in naher Zukunft die neue Umladestation oder die neue Sortierstelle für den Sondermüll entstehen.

AWZ in Strempt: Naturschutzgebiet muss für Erweiterung weichen

Bei den erworbenen Flächen handelt es sich laut Blindert um ein Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet. „Wir haben im Vorfeld mit unserer Unteren Naturschutzbehörde gesprochen. Dort ist relativ junger Wald und hat noch nicht unbedingt Naturschutzgebietscharakter“, so Blindert.

Man habe sich intensiv damit beschäftigt, ob man das Areal in Anspruch nehmen könne, versichert der Allgemeine Vertreter. Sowohl die Untere Naturschutzbehörde als auch externe Gutachten hätten dafür grünes Licht gegeben. Als Kompensationsfläche hat der Kreis eine Fläche bei Voißel erworben, auf der Bäume angepflanzt werden sollen.

Das Bild zeigt einen Bagger, der mithilfe seiner Schaufel den Berg an Hausmüll aufschüttet.

Täglich werden im AWZ mehrere 100 Tonnen Hausmüll umgeladen.

Bevor die neue Fläche an der B 266 entwickelt werden soll, geschieht aber etwas auf dem aktuellen Gelände. So wird das Kompostwerk erweitert. Die Planung dafür gestaltete sich allerdings schwierig. Der Grund: Unter dem Kompostwerk verläuft die unterirdische Grenze des Bergschadensgebiets.

Bauliche Maßnahmen seien da nicht ohne Weiteres möglich, so Blindert. „Es ist versucht worden, alle Stollen aufzumachen. Die, die wir gefunden haben, sind provisorisch verschlossen worden“, erklärt Guido Schmitz, Leiter der Abteilung Tiefbau und Abfallentsorgung beim Kreis Euskirchen.

Sondermüll soll in Strempt nicht verarbeitet werden

Aber es gibt immer noch unter dem Deponiekörper zwei oder drei solcher Stollen – beispielsweise der Burgfeyer Stollen. So habe es vor einigen Jahren einen Tagesbruch gegeben, der anschließend mit Beton verfüllt worden sei, so Schmitz. Trotz aller Unwägbarkeiten sei der Standort des Kompostwerks sicher. Daher sollen dort auch zehn weitere Kompostiertunnel errichtet werden.

„Wir haben uns politisch dazu entschieden, das am Standort zu machen, was maximal möglich ist, um für die Zukunft gerüstet zu sein“, so Blindert. Das seien eben die zehn geplanten Tunnel und eine mögliche Anlage zur energetischen Nutzung des Bioabfalls. Die Kapazitäten seien an ihren Grenzen angekommen.

Das Luftbild zeigt den sogenannten Energieberg im AWZ.

Der sogenannte Energieberg auf dem Gelände des Abfallwirtschaftszentrums wird in den kommenden Jahren noch wachsen.

„Wir sind aktiv in der Planungsphase. Derzeit erstellen wir das Konzept, das wir hoffentlich im kommenden Jahr der Politik vorstellen können“, so Schmitz. Eigentlich sei man planungstechnisch weiter gewesen, was das reine Kompostwerk angehe, ergänzt Blindert. Dann seien aber neue Gesetze beschlossen worden, sodass Bioabfall auch energetisch verwertet werden muss. Deshalb habe man praktisch wieder bei Null begonnen.

Die Müllumladeanlage des Abfallwirtschaftszentrums sei damals eine Art Übergangslösung gewesen, die sich seitdem etabliert habe, so Blindert. Altholz, Hausmüll, Sperrmüll werden an der Anlage umgeladen. „Wir müssen uns künftig noch mehr damit auseinandersetzen, welche Wertstoffe eigentlich in den Abfällen sind und welche wir da noch nutzen können“, erklärt Blindert.

Wird aus dem AWZ in Strempt ein Recylingwirtschaftszentrum?

Gerade der Bereich Altholz sei eine interessante Thematik. Deshalb werde man sich damit auseinandersetzen müssen, ob die Müllumladeanlage erweitert werden muss. An der jetzigen Stelle sei das nur schwer möglich. Aber man könne beispielsweise, so Blindert, den Sperrmüll und Altholz auf die neuen Flächen auslagern. Dort könnten auch neue Sondermüllzwischenlager entstehen. „Inzwischen schlagen wir ganz andere Mengen als zu Deponiezeiten um“, sagt Schmitz: „Da ist schon immer gut was los.“ Es soll aber ein reines Zwischenlager bleiben.

Eine Sondermüll-Behandlungsanlage sei nicht geplant. Der Sondermüll werde weiterhin von Strempt aus zu entsprechenden Verwertungsanlagen transportiert. „Wir werden inhaltlich nichts anderes machen als bisher, aber die Platzverhältnisse reichen einfach nicht mehr aus“, ergänzt Blindert.

Vielleicht sind wir bald kein Abfallwirtschaftszentrum mehr, sondern ein Recylingwirtschaftszentrum.
Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats

Zudem werden dem Experten zufolge die Anforderungen der Getrenntsammlung und der Sortierung immer größer. „Vielleicht sind wir bald kein Abfallwirtschaftszentrum mehr, sondern ein Recylingwirtschaftszentrum, also RWZ statt AWZ“, so Blindert.

Priorität habe bei den baulichen Maßnahmen aber der Ausbau der Kompostanlage. „Dann werden wir sukzessive die anderen Bereiche abarbeiten“, so Schmitz: „Aber wir werden nicht in den kommenden drei Jahren beginnen zu arbeiten. Das ist alles eine Zukunftsperspektive.“ Zeitnah werde allerdings auf dem Gelände des AWZ der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben. So ist laut Blindert ein „Energieberg“ vorgesehen. Aber auch „Kleinwindkraftanlagen“ seien eine Option – genau wie die Wasserstoffproduktion.

An einem Samstag kommen nach Angaben der Kreisverwaltung gerne schon mal etwa 300 Privatkunden zum AWZ, um ihren Müll abzuliefern. Was die Bürger dort nicht anliefern dürfen ist Erde – egal, ob unbelastet oder belastet. Dennoch wird seit einiger Zeit auf dem Areal des AWZ kräftig Erde aufgeschüttet. „Dabei handelt es sich um bleibelastete Erde aus Kall und Mechernich“, erklärt Blindert: „Wir dürfen keine andersartig belasteten Böden annehmen.“


Energieberg auf dem AWZ soll weiter wachsen

Mitten auf dem Gelände des Abfallwirtschaftszentrums (AWZ) erhebt sich ein kleiner Berg. Darauf sind bereits zahlreiche PV-Module errichtet worden. „Dies soll erweitert werden“, sagt Guido Schmitz, Leiter der Abteilung Tiefbau und Abfallentsorgung beim Kreis Euskirchen.

Auch auf einigen Dachflächen des AWZ gibt es bereits PV-Module. Auf den geplanten Neubauten sollen laut Schmitz ebenfalls PV-Module installiert werden. Zudem soll eine neue große PV-Freiflächenanlage im Bereich des ehemaligen Deponiekörpers errichtet werden. In diesem befinden sich 96 vertikale Entgasungsbrunnen. „Wir würden sie gerne schon jetzt nutzen, aber tun es noch nicht. Das soll sich durch verschiebbare PV-Module ändern“, so Schmitz.

Die moderne Technik sei nötig, weil die Brunnen in den kommenden Jahren umfunktioniert werden – aus Entlüftungs- sollen Belüftungsbrunnen werden. Dann werde der Deponiekörper noch einmal absacken. „Das müssen die Module aushalten. Entsprechend müssen wir sie justieren können, damit sie beispielsweise mit einem Gabelstapler versetzt worden können“, erklärt Schmitz. (tom)