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Neue AusstellungMuseum in Monschau zeigt bewegende Fotografien der 1930er-Jahre

Lesezeit 3 Minuten
Die Schwarz-Weiß-Aufnahme „Main Street, Morgantown, West Virginia, 1935“ von Walker Evans zeigt zwei Männer, die Hüte tragen und vor einem Bankgebäude stehen.

„Main Street, Morgantown, West Virginia, 1935“ ist diese Aufnahme von Walker Evans betitelt. Er dokumentierte den Alltag der Landbevölkerung in den Südstaaten der USA.

Die erste Ausstellung des neuen Jahres im Fotografie-Forum im Eifel-Städtchen Monschau widmet sich der Kunst der 1930er-Jahre.

Das Fotografie-Forum der Städteregion Aachen präsentiert ab Sonntag unter dem Titel „Wieder-Entdeckt“ eine umfassende Ausstellung zur Fotografie der 1930er-Jahre, die von der Leiterin Nina Mika-Helfmeier kuratiert wurde.

„Der Titel lässt sich als zweifache Aufforderung verstehen“, erklärt die Kuratorin: „Zum einen zeigt die Schau künstlerische Positionen, die bisher wenig beachtet wurden. Zum anderen lassen sich an den ausgewählten Werken bedeutende Tendenzen der Fotografiegeschichte ablesen, welche in den 30er-Jahren ihren Anfang nahmen und Generationen von Künstlerinnen nachhaltig beeinflussen sollten.“

Ausstellung in Monschau zeigt vergessene Vintage-Prints

Die Ausstellung umfasst rund 160 Arbeiten, darunter zahlreiche Vintage-Prints von Fotografinnen und Fotografen, die zum Teil in Vergessenheit geraten sind. Im Rahmen der Schau werden zum Beispiel Arbeiten von Edith Tudor-Hart (1908 - 1973) gezeigt, einer österreichisch-britischen Exilfotografin. „Beeinflusst von den Strömungen der sozialdokumentarischen Fotografie und des Neuen Sehens, schuf sie in Wien und England ein bedeutendes fotokünstlerisches Werk“, lobt Mika-Helfmeier.

Die Schwarz-Weiß-Aufnahme von Edith Tudor-Hart zeigt ein kleines Mädchen in verschlissener Kleidung, das 1935 in London vor dem Schaufenster einer Bäckerei steht.

Die Armut der einfachen Leute und der Kinder in den Arbeitervierteln Londons hat die österreichisch-britische Fotografin Edith Tudor-Hart im Bild festgehalten (Ausschnitt).

Ihre politische Haltung spiegelt sich in den Sujets ihrer Fotografien wider. Die Künstlerin beschäftigte sich intensiv mit den gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer Zeit, besuchte die Arbeitersiedlungen oder porträtierte Bergarbeiter. Die Bilder ihrer fotografischen Streifzüge durch europäische Städte nehmen die Besucher mit in das Geschehen: Sie zeigen die beengten Hinterhöfe Londons oder Schuhputzer und Näherinnen bei ihrer schweren Arbeit.

„Zeittypische Porträts der armen amerikanischen Landbevölkerung“

Armut und Perspektivlosigkeit zeigen auch die Fotografien von Walker Evans ungeschönt. Im Auftrag eines Regierungsprojekts der US Farm Security Administration dokumentierte der Fotograf die Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung in den Südstaaten der USA. „Er beobachtete den Alltag, die einfachen Leute, und zeichnete ein nüchternes und zeittypisches Porträt der armen amerikanischen Landbevölkerung“, so die Kuratorin.

Evans schuf dabei ikonische Bilder der Fotografiegeschichte. Er gilt heute als einer der Väter der dokumentarischen Fotografie und beeinflusste bedeutende Kunstschaffende wie Helen Levitt, Robert Frank, Diane Arbus oder Lee Friedlander.

Wiederentdeckte Fotoschätze werden in Monschau gezeigt

Wichtigen Einfluss auf die Fotografie hatte auch Anton Stankowski. Der Künstler ist vielen durch seine Verdienste im Grafikdesign bekannt. Er entwarf unter anderem die Logos für REWE, Viessmann und die Deutsche Bank. Ende der 1920er-Jahre absolvierte er an der progressiven Folkwangschule Essen ein Studium, in dem Fotografie sowie Grafik und Typographie einen großen Stellenwert einnahmen.

„Schon damals arbeitete er viel mit Montagen, die sich aus eigenen Fotografien und Typographien zusammensetzten“, weiß die Kuratorin. Später arbeitete er als Fotoreporter für die Stuttgarter Illustrierte. Die Fotografien bestechen nicht nur durch ungewöhnliche Bildausschnitte, sondern zeigen auch einen spielerischen Umgang mit den Techniken des Mediums.

Eine wahre Wiederentdeckung sind die Aufnahmen Fide Strucks, die zum Teil mehrere Jahrzehnte in einem Koffer schlummerten. Erst 2015 wurden sie systematisch erfasst. „Zutage getreten sind beeindruckende Fotos, die das Leben in Hamburg und Berlin der 30er-Jahre festhalten“, so Mika-Helfmeier.


Die Ausstellung „Wieder-Entdeckt – Fotografie der 1930er-Jahre“ wird am Sonntag, 18. Februar, um 12 Uhr eröffnet. Im Anschluss ist sie bis zum 7. April im Fotografie-Forum, Austraße 9, in Monschau zu sehen.

Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.