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VerwaltungsratNordeifelwerkstätten im Kreis Euskirchen setzen auf „Schwarmwissen“

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt Mitglieder des NEW-Verwaltungsrat.

Leiten die Geschicke der Nordeifelwerkstätten: Rudi Dick (v.l.), Bernd Borgmann, Kathrin Kuhl, Bruno Grobelny, Rita Witt, Frank Thönes, Philipp Krosch und Klaus Beauvisage. Auf dem Bild fehlen Wolfgang Gläser, Hendrik Krämer und Josef C. Rhiem.

Die ehrenamtliche Arbeit im Aufsichtsgremium der Nordeifelwerkstätten ist oft trocken, doch es gibt auch zahlreiche Glücksmomente.

Schon rein rechtlich brauchen die Nordeifelwerkstätten einen Verwaltungsrat. Bei 1200 Menschen mit Behinderung, die dort arbeiten, aus- und fortgebildet werden, sowie den 300 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sie dabei begleiten, gibt das schon die schiere Größe des Unternehmens her.

Hinzu kommen vier Werkstattstandorte im Kreis, die Hauptverwaltung in Kuchenheim, die eigenen Unternehmen von Logistik über Kantinen und Cafés bis hin zum inklusiv geführten Supermarkt und zahlreichen Außenarbeitsstellen. Doch für Georg Richerzhagen, einen der beiden Geschäftsführer, ist es nach eigenem Bekunden weniger eine Pflicht als ein Gewinn für das Unternehmen, ein Aufsichtsgremium in Form des Verwaltungsrates zu haben: „Und der soll so zusammengesetzt sein, dass wir unterschiedliche Expertise erhalten“, sagt Georg Richerzhagen.

Wir sind Teil von etwas, das Menschen, die es aufgrund ihrer Einschränkungen schwerer haben, hilft, stärker am Gesellschaftsleben teilhaben zu können
Rita Witt, Vorsitzende des NEW-Verwaltungsrat

Das sieht auch Rita Witt so. Die Vorsitzende des ehrenamtlich tätigen Verwaltungsrates stellt fest: „Wir sind ein Team, das von Diversität lebt.“ Aufgabe des Verwaltungsrats sei es schließlich, die Ausrichtung und Weiterentwicklung der NEW mitzugestalten. Dabei spielten wirtschaftliche Aspekte ebenso eine Rolle wie soziale.

Beispielhaft dafür stünden etwa Bruno Grobelny, Mann der ersten Stunde nicht nur der NEW, sondern auch der Caritas Euskirchen, dessen soziale Ader die Entwicklung der Nordeifelwerkstätten ebenso bedeutsam beeinflusst habe wie der juristische Hintergrund von Rechtsanwalt Josef C. Rhiem, etwa wenn es um den Kauf von Grundstücken für die Betriebsstätten ging. Die beiden 1936 Geborenen sind jetzt offiziell zurückgetreten, bleiben den NEW aber weiterhin eng verbunden.

Neu im Verwaltungsrat sind nun Kathrin Kuhl, Schulleiterin der Sankt-Nikolaus-Schule Kall, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, der Rechtsanwalt Bernd Borgmann und der Euskirchener Pfarrer Frank Thönes. „Damit bilden wir wieder eine große gesellschaftliche Bandbreite ab und haben Fachleute zu wichtigen Bereichen im Verwaltungsrat“, freut sich Richerzhagen über deren Engagement.

NEW-Verwaltungsrat deckt alle wichtigen Fachgebiete ab

Dies lasse sich auch an den weiteren Verwaltungsratsmitgliedern ablesen, ob Betriebswirtin, ehemaliger Jugendamtsleiter, Geschäftsführer anderer Sozialträger wie hier der Lebenshilfe, Bankkaufmann, Küchenchef im Marienhospital oder Leiter eines Miele-Werkes – mit Klaus Beauvisage, Rudi Dick, Wolfgang Gläser, Hendrik Krämer, Philipp Krosch und Rita Witt verfüge der Verwaltungsrat über „Schwarmwissen“, so die Verwaltungsratsvorsitzende.

„Wir bringen alle Praxiserfahrungen aus verschiedenen Bereichen und damit unterschiedliche Sichtweisen mit. Wir unterstützen uns gegenseitig, damit der Geist, der durch die NEW weht, erhalten bleibt“, erklärte Witt. Dabei verschweigt sie nicht, dass die ehrenamtliche Arbeit im Verwaltungsrat durchaus zeitintensiv sei. Neben den regulären vierteljährlichen Sitzungen gebe es immer wieder Sondersitzungen, etwa zu Großprojekten wie dem künftigen Berufsbildungs- und Qualifizierungszentrum, das gerade am Mechernicher Bahnhof gebaut wird.

Zu den Terminen gehörten auch die monatlichen Treffen der Vorsitzenden mit der Geschäftsführung oder kurzfristige Beratungen und Abstimmungen per Telefon und E-Mail. „Aber was man dafür zurückbekommt, ist einfach herrlich und macht mich glücklich“, betonte Witt.

Bruno Grobelny und Josef C. Rhiem bleiben den NEW verbunden

Sie habe beispielsweise erst das kürzlich wiedereröffnete Cafésito in Bad Münstereifel besucht und sei sehr berührt gewesen, wie die Mitarbeitenden mit Handicaps dort wertgeschätzt würden, ihre Leistungsfähigkeit mitten in der Gesellschaft zeigen könnten und dort deutlich aufblühten: „Mitten im Leben ist das Ziel, und ich komme dort immer mit einem Lächeln heraus, denn dort ist dieses Ziel sichtbar erreicht.“

Auf der anderen Seite stehe natürlich die eher nüchterne Arbeit: Jahresabschluss, Entscheidungen etwa über größere Auftragsvolumen, Wirtschaftspläne und Rechnungslegung sowie wie Entscheidungen über die Bestellung der Geschäftsführung, jüngst etwa bei der Einstellung von Christoph Werner, der ein weiteres Urgestein der NEW, Wilfried Fiege, aus Altersgründen ablöst.

Besonders seien aber immer die Einblicke, die der Verwaltungsrat etwa beim Besuch der Betriebsstätten bekomme, so Rita Witt: „Der gesamte Verwaltungsrat ist sich bewusst, dass wir etwas sehr Wichtiges tun: Wir sind Teil von etwas, das Menschen, die es aufgrund ihrer Einschränkungen schwerer haben, hilft, stärker am Gesellschaftsleben teilhaben zu können.“

Weiter Informationen über die NEW gibt es im Internet.