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Bilanz vorgestelltVR-Bank Nordeifel präsent gute Zahlen – und einen Rekord

Lesezeit 6 Minuten
Mark Heiter und Kai Zinken sitzen auf einer Bank. Im Hintergrund sind Blankenheimer Fachwerkhäuser zu sehen.

Mit der Bilanz 2023 sehr zufrieden: Mark Heiter (l.) und Kai Zinken haben auf der VR-„Bank“ in Blankenheim Platz genommen.

Trotz Krise im Bau und Inflation legt die VR-Bank Nordeifel beim Gespräch in Blankenheim gute Ergebnisse vor.

Was ihnen an ihrer Arbeit Spaß mache? Mark Heiter und Kai Zinken scheinen zunächst überrascht über diese Frage. Heiter, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Nordeifel, antwortet dann aber doch ziemlich spontan: „Vor allem der Umgang mit den Menschen in der Region.“

Das ist halt der große Unterschied zwischen einem regional tätigen Kreditinstitut, dazu noch im ländlichen Bereich, und etwa einem am Main sesshaften Billionen-Bilanzsummen-Konzern. „Wir treffen unsere Kunden beim Metzger oder im Supermarkt“, fügt Vorstand Kai Zinken hinzu. Das sorge für Bodenhaftung und verhindere Kamikaze-Geschäfte. Zumal die allermeisten Kunden auch Mitglieder der Genossenschaftsbank sind. „Ihnen gehört die Bank“, stellt Heiter fest.

Diese Faktoren der Freude, so bekunden die beiden Vorstände, machten dann extern zugeführte Probleme erträglicher: etwa die aus ihrer Sicht überbordende Bürokratie, die Dokumentationspflichten und die Regulationen aus den drei Städten mit B, die Heiter aufzählt: Brüssel, Berlin, Basel. Die Bilanzzahlen für 2023, die Heiter und Zinken am Donnerstag im Gespräch mit dieser Zeitung vorstellten, dürften ebenfalls dem Wohlbefinden des Führungsduos zuträglich sein.

Gesamtkundenvolumen der VR-Bank liegt bei mehr als zwei Milliarden

Erstmals in ihrer Geschichte hat die VR-Bank Nordeifel eG im vergangenen Jahr beim Gesamtkundenvolumen die Marke von zwei Milliarden Euro überschritten – und das um ganze 35 Millionen Euro. Beim Jahresergebnis legte das Institut vor Steuern im Vergleich zu 2022 um 4,4 auf 12,3 Millionen Euro zu.

Das alles in Zeiten, die auch in der Region nicht einfacher geworden sind: Die Bautätigkeit ist erlahmt, weil die Zeit der Fast-Null-Zinsen vorbei ist und die Baupreise bedingt durch Lieferengpässe, Fach- und Arbeitskräftemangel gestiegen sind. Nicht zuletzt die Inflation führe zu einer gewissen Zurückhaltung, erklären die beiden Vorstände.

Dass die Bilanzzahlen sich dennoch sehen lassen können, ist für Heiter und Zinken ebenso ein Beleg dafür, dass sich das genossenschaftliche Prinzip auch, oder gerade in Zeiten zunehmender Individualisierung längst noch nicht überlebt hat. „Es bietet viel Potenzial und Gestaltungsmöglichkeiten, nicht zuletzt durch die eigene Beteiligung“, so Heiter.

392.000 Euro an die Mitglieder der VR-Bank Nordeifel ausgeschüttet

Die Mitglieder: Während viele Institutionen oder Vereine an Mitgliederschwund leiden, hat die VR-Bank ihre Mitgliederzahl bei mehr als 25.400 stabilisiert. Sie werden am Unternehmenserfolg beteiligt: 2023 gab es eine Ausschüttung über VR-Mitgliederbonus und Dividendenzahlung in Höhe von insgesamt rund 392.000 Euro. Zudem seien 100.000 Euro in den VR-Mitgliederfonds Nordeifel (Regionalfonds), der Vereine in der Nordeifel unterstützt, geflossen. „Sie bilden eine Lebensader unserer Region. Dafür sind wir dankbar – und unterstützen sie, wo wir können“, so der Vorstand.

Kredite: Auch hier gilt: Gute Zahlen, trotz schwieriger Zeiten. Ungeachtet der konjunkturbedingten Zurückhaltung von (potenziellen) Bauträgern und der Tatsache, dass die Bank diverse Projekt-Anfragen aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit der vorgestellten Konzepte habe ablehnen müssen, sei das Kreditvolumen stabil, so der Vorstand: „Die Konjunktur zieht langsam wieder an – demnach liegt der Bestand an Kundenkrediten derzeit bei 617 Millionen Euro.“

Wirtschaftslage: Doch wie stark ist dieses Anziehen der Konjunktur? Und vor allem: wie nachhaltig? Droht eine Rezession? Auch Heiter und Zinken haben nicht die berühmte Glaskugel, die den Blick in die Zukunft gewährt. Aber sie sind auch, was diese Frage betrifft, froh, in der Eifel ihrer Tätigkeit nachgehen zu können. Denn ob Boom oder Rezession: Die Ausschläge der wirtschaftlichen Lage „fallen hier weniger heftig aus als in den industriell geprägten Regionen“, erläutert Heiter.

Zehn Prozent der Kredite gehen in Windräder und Solarprojekte

Kundeneinlagen: 749 Millionen Euro an Kundeneinlagen weist die Bilanz 2023 auf, das sind rund 24 Millionen Euro weniger als 2022. Der Grund seien Umschichtungen. So seien im Sinne der Mitglieder und Kunden diverse Einlagen in nicht-bilanzielle Produkte investiert worden. Die Kunden hätten auf Anraten der VR-Bank-Berater in Wertpapiere oder in Produkte von Verbundpartnern investiert, wodurch diese Einlagen nicht mehr in der Bilanz der VR-Bank auftauchten.

Mitarbeiter: Der Titel „Arbeitgeber der Zukunft“, den das Deutsche Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (DIND) der VR-Bank 2022 verliehen hat, ist natürlich Verpflichtung. Schon vor Corona waren laut Vorstand etwa 40 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so ausgestattet, dass sie mobil arbeiten konnten. Inzwischen, so Kai Zinken, liege die Quote bei etwa 60 Prozent. „Wir wollen das Rad auch nicht mehr zurückdrehen“, stellt Heiter im Gegensatz zu einigen Stimmen aus der Wirtschaft klar. Auch wenn ihm eine gewisse Präsenz im Sinne der Unternehmenskultur wichtig sei – und die sieben Geschäftsstellen ergäben schließlich auch nur Sinn, wenn dort auch Menschen für die Kunden da seien.

Eine Vier-Tage-Woche, wie sie die Volksbank Euskirchen eingeführt hat und deren Geschäftsstellen freitags geschlossen sind, will die VR-Bank nicht einführen. „Wir haben aber seit schon seit langem eine vollständige Arbeitszeitflexibilisierung“, so Zinken.

155 Menschen arbeiten aktuell für die VR-Bank, darunter zwölf Auszubildende. Mit Stolz verweisen die Vorstände darauf, dass die Bank in diesem Jahr gleich drei junge Mitarbeiter bei der Auszeichnung der besten Absolventen von der Industrie- und Handelskammer stellte.

Beratung durch den Dschungel der Förderkulissen bei „Erneuerbaren“

„Unser Ziel ist es“, so Heiter, „die jungen Kollegen an uns zu binden.“ An einer Laufbahn-Perspektive sollte es nicht scheitern. Die Möglichkeiten der Weiterbildung reichten dann bis hin zu akademischen Abschlüssen. „Man muss also der Eifel nicht den Rücken kehren, wenn man studieren möchte“, stellt Heiter klar.

Zudem wirbt das Kreditinstitut mit Essens-Zuschüssen, Bike-Leasing-Angeboten und einer familiären Atmosphäre in der Bank beim vorhandenen und um das künftige Personal.

Nachhaltigkeit: Rund 647 Millionen Euro (inklusive Avale) wies die VR-Bank Ende 2023 an Kundenkrediten aus. Gut ein Zehntel sind in erneuerbare Energien investiert worden, vor allem in Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen. „In diesem Segment sind wir sehr gut aufgestellt, haben uns in der Branche inzwischen einen Namen gemacht, wodurch wir von einem starken Empfehlungsgeschäft profitieren“, betont Mark Heiter.

Neben diesen Projektgeschäften spielten die Erneuerbaren auch bei den Eifeler Eigenheimen eine zunehmende Rolle – wofür die VR-Bank 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Modernisierungs- und Fördermittelberatung weitergebildet hat.

Insgesamt haben die Beschäftigten der VR-Bank nach Angaben des Vorstands im vergangenen Jahr 460 Seminartage absolviert – extern, intern und digital. Diese Experten unterstützten Immobilienbesitzer unter anderem bei der Finanzierung von Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Dabei haben sie auch einen besonderen Blick auf staatliche Zuschuss- und Fördermöglichkeiten. Der Bedarf sei gerade in diesem Bereich sehr groß angesichts der sich dauernd ändernden Förderrichtlinien, so Heiter.


Nach Sprengung: VR-Bank-Filiale in Dahlem ist bald wieder am Start

Nach der Automaten-Sprengung in der Dahlemer Filiale im Juni laufen laut VR-Bank-Vorstand bereits die Planungen für eine Wiedereröffnung.

Der Zeitplan hänge noch von den baulichen Abläufen und insbesondere von langen Lieferzeiten für Geldautomaten ab. Aber sicher ist laut Vorstand: Die Dahlemer VR-Bank-Nordeifel-Filiale kehrt zurück – wenn alles gut läuft noch in diesem Jahr.

Vor dem Gebäude mit dem blauen Schriftzug der VR-Bank liegen Splitter, ein rot-weißes Band mit der Aufschrift Polizei sperrt den Tatort ab.

Im Juni fand in der VR-Bank-Filiale Dahlem eine Automaten-Sprengung statt.

Damit wäre dann der Bestand von sieben Filialen wieder vollständig. Die anderen sechs befinden sich Schleiden, Nettersheim, Hellenthal, Blankenheim, Kall und Gemünd. Schließungen seien nicht vorgesehen, versichert Vorstandsvorsitzender Mark Heiter:„ Wir wollen in jeder unserer Kommunen mit einer von Menschen besetzten Filiale präsent sein.“

Wie lange dieser Vorsatz aufrechterhalten werden könne, hänge natürlich vom Kundenverhalten ab. In Wolfert gibt es ein Beratungsbüro, in Marmagen eine SB-Stelle.