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Bildungswerk aufgebautDRK Euskirchen verabschiedet Ilona Raabe in den Ruhestand

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Ilona Raabe sitzt hinter einem hölzernen Montessori-Spielzeug.

Ilona Raabe hat das Bildungswerk des DRK aufgebaut. Jetzt ist sie in den Ruhestand gegangen.

Ilona Raabe hat das Bildungswerk des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen aufgebaut. Jetzt geht die 66-jährige Dürschevenerin in den Ruhestand.

Das erste Kursbuch, das sie für das Familienwerk des DRK im Kreis Euskirchen entworfen hat, bewahrt Ilona Raabe bis heute auf. Und auch das Vorgängermodell. Das fand sie ziemlich unprofessionell mit seinen kopierten Blättern. Also hat sie nicht nur das Heft neu gestaltet, sondern gleich das gesamte Programm. Und damit den Grundstein für das Familienbildungswerk des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen gelegt. Mit 66 Jahren wird Ilona Raabe jetzt in den Ruhestand verabschiedet.

„Es war ein Traumjob“, sagt Ilona Raabe rückblickend: eine glückliche Zeit, in der sie ihre Ideen verwirklichen konnte. Und in der sie ihre Liebe weitergeben konnte — die Liebe zu den Menschen, zu den Familien und ganz besonders zu den Kindern. Raabe ist gelernte Erzieherin, hatte einen Kindergarten in Düsseldorf geleitet.

Dort lernte sie die Montessori-Pädagogik kennen und schätzen: „Es ist wichtig, Kinder als kleine Persönlichkeiten zu akzeptieren.“ Sie bildete sich fort in Sachen Pekip. Das Prager Eltern-Kind-Programm ist ein Konzept zur Frühförderung von Babys. In Leverkusen gab Ilona Raabe Kurse für die AOK, der Arbeiterwohlfahrt, die Volkshochschule.

In Freilingen, Blankenheim und Gemünd Spielgruppen organisiert

Als ihr Sohn drei Jahre alt war, zog die Familie nach Dürscheven. „Hier gab es nicht viele Anbieter“, erinnert sich die 66-Jährige. So landete sie beim DRK, das 1998 gerade mal 360 Unterrichtsstunden anbot. „Wir wollten keinem Konkurrenz machen, sondern haben uns Nischen gesucht“, erzählt Ilona Raabe. Die Familienbildung des Kreisverbandes, in Zülpich angesiedelt, war damals eine Zweigstelle des DRK-Landesverbands.

4800 Unterrichtsstunden waren die Voraussetzung für die Anerkennung als Familienbildungswerk, die 2004 kam. Ilona Raabe war viel im Kreis unterwegs, fuhr nach Freilingen, Blankenheim oder Gemünd, um dort in den DRK-Kindergärten Spielgruppen zu organisieren. Immer getreu dem Motto „Von der äußeren Ordnung zur inneren Ordnung, von der Grobmotorik zur Feinmotorik“.

Die Qualität vor Ort musste einfach stimmen.
Ilona Raabe

Diesem Motto bleibt sie auch im eigenen Haushalt und in der Familie treu. Auf dem Schreibtisch warten Buntstifte, sorgsam gespitzt und nach Farben sortiert, auf die Enkelkinder. Aus einem Schränkchen holt die Erzieherin aus Leidenschaft Spielzeug, wie es in der Montessori-Pädagogik eingesetzt wird. Sorgsam gefertigt aus Holz, soll es Motorik und Konzentration fördern.

„Das Praktische war mir immer sehr wichtig“, sagt Ilona Raabe. Und die Fortbildung der Kursleiterinnen: „Die Qualität vor Ort musste einfach stimmen.“ Ganz oben auf ihrer Liste stand auch Wertschätzung, lange bevor sie zum Modewort geworden war. „Mir war es sehr wichtig, die Kursleiterinnen zu schätzen, damit sie das, was sie tun, auch lieben und das den Eltern weitergeben.“

Auch berufliche Weiterbildung steht im Kreis Euskirchen im Programm

Auf jährlich rund 8000 Unterrichtsstunden ist das Familienbildungswerk mittlerweile gewachsen, rund 100 Dozentinnen und Dozenten arbeiten dort als Honorarkräfte. Neben den Klassikern wie Schwangerschaftsgymnastik oder Babyschwimmen werden auch politische und kulturelle Bildung sowie berufliche Weiterbildung angeboten.

„Ohne Ilona Raabe wäre die Familienbildung nicht da, wo sie ist“, sagt Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker. Angesichts des Wachstums des Familienbildungswerks wurde die Bildungsakademie gegründet, die einen Teil des Angebots übernahm. Zwei Jahre lang hat Ilona Raabe beide Einrichtungen parallel geleitet. An der Spitze des Bildungswerks steht mittlerweile Heike Iven, die Bildungsakademie hat Daniel Larres übernommen.

Nebenbei hat die Dürschevenerin im Auftrag des DRK-Landesverbandes Fortbildungen in den anderen Kreisverbänden gegeben. Immer weiter zu lernen war ihr auch für sich selbst wichtig. „Ich habe jedes Jahr eine Fortbildung gemacht“, sagt sie und blättert durch einen ganzen Stapel Zertifikate. Vor einigen Jahren hat sie die Ausbildung zur Heilpraktikerin absolviert.

Seit dem 1. Juli ist sie im Ruhestand, und der fühlt sich erstmal wie Urlaub an. Dass sie ihn auf dem Sofa verbringt, kann man ausschließen, auch wenn der Blick von dort ins Grüne wunderschön ist. Ilona Raabe verrät nicht viel über ihre Zukunftspläne, doch sie wirkt entspannt und zuversichtlich: „Nach einem guten Abschluss kommt ein guter Anfang.“