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Hersteller ist insolventDer Kreis Euskirchen wartet weiter auf seinen Schwimmcontainer

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt einen umgebauten Überseecontainer. Er befindet sich auf einem Lkw-Auflieger und beinhaltet ein Lehrschwimmbecken.

Auf dem Schulcampus in Zülpich steht ein geliehener Schwimmcontainer. Bis der Kreis einen eigenen hat, könnte noch einige Zeit vergehen.

In Sachen Schwimmcontainer sitzt der Kreis Euskirchen auf dem Trockenen. In Weilerswist schreitet der Bau des Lehrschwimmbads voran.

Andrea Hawranke zieht sich ihren roten Badeanzug an, geht die schmale Treppe zum Schwimmbecken hinauf und nimmt eine Wasserprobe. Es ist kurz vor 8.30 Uhr. In etwa einer halben Stunde kommen die ersten Kinder zum Schwimmunterricht, Hawranke muss vorher Chlor- und pH-Wert überprüfen. Seit Dienstag ist der Schwimmcontainer des Landesprogramms „Narwali“ am Zülpicher Schulcampus in Betrieb.

Das Land NRW hat fünf Schwimmcontainer in Auftrag gegeben, die seit Ende September 2023 durch die fünf Regierungsbezirke touren. Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist es so, dass der Regierungsbezirk Detmold noch auf seinen Schwimmcontainer wartet – und damit auch der Kreis Euskirchen.

Kreissportbund Euskirchen will Container aus Detmold nutzen, doch der Hersteller ist insolvent

Da man in Detmold nämlich nach eigenem Bekunden genügend Wasserzeiten auch ohne Schwimmcontainer vorhalten kann, ist der Regierungsbezirk mit dem Kreissportbund (KSB) eine Kooperation eingegangen. Und so soll der Detmolder Schwimmcontainer in den Kreis Euskirchen kommen – zumindest eben in der Theorie.

Wann der Container nämlich in den Kreis Euskirchen geliefert wird, ist fraglich. Wie Martin Sommer vom Kreissportbund nun im Bildungsausschuss des Kreises berichtete, ist der Hersteller der Schwimmcontainer insolvent. „Wir müssen uns jetzt auf die Suche nach einem neuen Hersteller machen. Das ist natürlich auf den ersten Blick ein Nachteil, kann aber auch ein Vorteil sein“, so Sommer: „Wir können von den Erfahrungen der anderen Container und Regierungsbezirke profitieren und sie in unseren einfließen lassen.“

Düsseldorf sendet positive Signale in den Kreis Euskirchen

Von der Staatskanzlei in Düsseldorf sei dem KSB signalisiert worden, dass das Projekt um zwei Jahre verlängert wird. Das Problem: Diese Verlängerung hat bereits begonnen und die Zeit, die für die Suche nach einem neuen Hersteller und die Bauzeit draufgeht, muss von der Projektlaufzeit abgezogen werden. „Wir haben aber schon vorsichtige Hinweise aus Düsseldorf erhalten, dass das Projekt noch einmal monatsweise verlängert werden könnte“, berichtet Sommer.

Und dann könnte sich noch eine unerwartete Möglichkeit auftun. Martin Becker und Philippe Krükel bauen gerade in Weilerswist ein Lehrschwimmbecken. Die Gründer der Schwimmschule Sharky bauen nicht nur ein Schwimmbad, sie haben auch einen Schwimmcontainer.

Der war unter anderem in Erftstadt-Erp im Einsatz und wird aktuell in Köln genutzt. Danach soll der Container verkauft werden – und da kommt der KSB ins Spiel. Nach Informationen dieser Zeitung haben die ersten Gespräche zwischen Becker und dem KSB bereits stattgefunden. Und das Angebot der Sharky-Gründer soll sogar unter dem angesetzten Budget des KSB liegen.

Das Bild zeigt das Innenleben des Schwimmcontainers in Zülpich.

Hellblau schimmert das Wasser im Becken eines Schwimmcontainers. Drei kleine Fenster spenden Tageslicht, an die weißen Wänden wurden vereinzelt blaue Fische gemalt.

Zurück nach Zülpich: Betreut wird der Schwimmcontainer dort vom Schwimmverein Hattingen. Nicht gerade nebenan. Sie seien um 6.30 Uhr losgefahren, berichten Hawranke und ihre Kollegin Stephie Stollhoff. Draußen zeigt sich der September gerade von seiner herbstlichen Seite: 17 Grad und Regen. Aber im Schwimmcontainer ist es muckelig warm. „Ich glaube, ich zieh' den Neoprenanzug heute nicht an“, überlegt Stollhoff.

Bis 13 Uhr werden sie und Hawranke im Wasser stehen. Zwei Kindergärten und eine Schule haben sich für die Nutzung des Schwimmcontainers angemeldet. Das sei Standardauslastung, sagen sie. Am Wochenende können auch Vereine oder Privatpersonen den Container mieten. „Man kann hier auch Kindergeburtstag feiern“, sagt Stollhoff. Ins Wasser gehen die beiden Schwimmtrainerinnen immer nur mit maximal sechs Kindern gleichzeitig.

Schwimmcontainer kann auch für den Kindergeburtstag genutzt werden

Etwa 90 Minuten dauert eine Schwimmstunde, dazu kommen noch Umziehzeiten. Insgesamt schaffen sie so drei Gruppen am Tag. „Es ist wichtig zu wissen, dass hier nur Wassergewöhnung und Wasserbewältigung stattfindet“, betont Stollhoff. Hier werde lediglich auf das Seepferdchen vorbereitet, eine Prüfung könne man nicht ablegen.

Das Narwali-Projekt wird von der Ruhr-Universität Bochum wissenschaftlich begleitet. Deshalb machen Hawranke und Stollhoff mit den Kindern einen Test vor dem vierwöchigen Schwimmkurs und einen danach. Sie schauen, wie sich das Verhalten im Wasser verändert hat. Die Schwimmtrainerinnen sind nicht jeden Tag im Einsatz. Es gebe unter den Trainerinnen und Trainern des Schwimmvereins ein rotierendes System, sagen sie.

Viel Platz ist in dem Container nicht. Es gibt einen Technikraum und zwei Umkleiden. Der Pausenraum ist draußen: Zwei Liegestühle unter einem Pavillon auf dem Parkplatz neben dem Container. Dass der Schwimmcontainer von Arnsberg nun für vier Wochen in Zülpich steht, hat etwas mit freien Kapazitäten zu tun. Der September war frei und deshalb ist man auf den hiesigen Kreissportbund zugegangen, der sofort zugeschlagen hat.

Auch nach Hellenthal kommt ein Schwimmcontainer. Am 9. September wird er an der Hauptschule aufgestellt und bis zum 23. Dezember dort bleiben. Zur Verfügung gestellt wird dieser Schwimmcontainer von der Josef-Wund-Stiftung.


Bau des Lehrschwimmbads in Weilerswist verzögert sich leicht

Ein paar leichte Verzögerung beim Bau des Lehrschwimmbads in Weilerswist habe es gegeben, berichtet Philippe Krükel von der Schwimmschule Sharky. Mit seinem Geschäftspartner Martin Becker baut er an der Bertha-Benz-Straße in Weilerswist ein gut sechs Millionen Euro teures Lehrschwimmbecken. Das soll auch von Weilerswister Schulen genutzt werden. Erste Gespräche über die Mietkonditionen hat es laut Krükel gegeben. Da die Anschlüsse an die Kanalisation nicht 100-prozentig gepasst hatten, musste ein wenig nachgebessert werden. Das habe zur Verzögerung geführt.

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme des sich im Bau befindlichen Lehrschwimmbads.

In Weilerswist baut die Sharky-Schwimmschule ein Lehrschwimmbecken für knapp sechs Millionen Euro. Im März soll das Schwimmbad eröffnet werden.

Ursprünglich sollte der Bau zum Jahreswechsel fertig sein, nun wird es Anfang März. Im Februar soll mit dem Innenausbau begonnen werden. Am 27. September will Sharky in Weilerswist Richtfest feiern. Bis zu den Osterferien soll es ein sogenanntes Soft-Opening geben, dann will die Schwimmschule in Weilerswist durchstarten. Die Vorfreude sei groß, so Krükel.