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WarntagIm Kreis Euskirchen wird auf allen Kanälen der Ernstfall geprobt – Zwei Premieren

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt eine Sirene auf dem Dach der Kreisverwaltung in Euskirchen.

Ein Standort der Sirenen der Stadt Euskirchen befindet sich auf dem Dach der Kreisverwaltung.

Zülpich und Mechernich haben die Installation der Sirenen fast abgeschlossen und sind beim Warntag erstmals dabei. Der Test startet um 11 Uhr.

Radio und Fernsehen, Internetseiten, Fahrgastinfosysteme, Anzeigetafeln, Lautsprecherwagen oder Sirenen: Wenn Bund und Länder auf Krisen, Katastrophen oder Gefahren aufmerksam machen wollen, tun sie das auf vielen verschiedenen Warnwegen. Oder eben mithilfe von Sirenen. Die funktionieren im Kreis Euskirchen aber längst noch nicht überall flächendeckend. In Schleiden hingegen sind laut Bürgermeister Ingo Pfennings alle Sirenen einsatzbereit.

In Mechernich sind laut der Verwaltung mittlerweile 70 Prozent der Sirenen modernisiert, getestet und einsatzbereit. Insgesamt 45 Sirenen werden auf den neuesten Stand gebracht. Etwa 1,3 Millionen Euro investiert Mechernich dafür nach eigenen Angaben.

Warntag: Test-Alarm um 11 Uhr, Entwarnung 45 Minuten später

Am Donnerstag, 12. September, wird im Kreis Euskirchen wieder der Ernstfall geprobt. Die Sirenen werden betätigt. Die Warn-App Nina schlägt an, genauso Katwarn. Und auch das im Jahr 2023 eingeführte Cell-Broadcast-System wird sich ebenfalls um 11 Uhr bemerkbar machen. Gegen 11.45 Uhr erfolgt dann eine Entwarnung.

Seit 2018 werden regelmäßige Warntage abgehalten, teils nur landesweit, aber auch bundesweit. Ziel ist es, dass die Alarmsysteme für den Katastrophenfall getestet und die Menschen im Kreis Euskirchen sensibilisiert werden, denn Sirenen heulen nicht mehr für die Feuerwehren, sondern nur noch im Katastrophenfall.

Der Warntag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, dass Warnsysteme funktionieren und von allen verstanden werden.
Martin Fehrmann, Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen

„Der Warntag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, dass Warnsysteme funktionieren und von allen verstanden werden. In Notfällen können sie Leben retten, indem sie rechtzeitig vor Gefahren wie Naturkatastrophen oder anderen Krisen warnen. Nur wer frühzeitig informiert ist, kann schnell und richtig reagieren“, sagt Martin Fehrmann, Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen.

Die Stadt Zülpich beteiligt sich erstmals aktiv am Warntag. In den vergangenen Jahren hat die Kommune nach Angaben von Feuerwehrchef Jörg Körtgen „eine Stange Geld in die Hand genommen, um das Sirenennetz wieder aufzubauen“. Mehr als 800.000 Euro seien investiert worden, so Körtgen.

Mindestens 33 Sirenen in der Stadt Zülpich sind beim Warntag dabei

Wie er berichtet, seien 33 von 37 Sirenen auf dem neuesten Stand – mindestens. Es könne nämlich sein, dass bis Donnerstag noch mindestens eine weitere Sirene hinzukomme. „Wir sind bei allen vier Sirenen, die noch fehlen in den letzten Zügen. Wäre der Warntag in 14 Tagen, wären wohl alle am Netz“, so Körtgen: „Es hat sich massiv etwas getan.“

Wahrscheinlich nicht heulen wird am Donnerstag die Sirene in Schwerfen (Zum Kiesel). Es sei denn, die Straßensperrung für den Steigewagen am Mittwoch ist von Erfolg gekrönt und die Sirene kann doch noch angeschlossen worden. Um das zu schaffen, hatte die Stadt extra die Straße sperren lassen. Zudem ist keine Sirene in Nemmenich, Enzen (dort läuft nicht die am Feuerwehrgerätehaus) und Lövenich/Linzenich in Betrieb.

„Dort haben wir die Sirene umgesetzt, weil sie zu nah am Bach stand. Da geht es nur noch darum, wann die solarbetriebene Sirene wirklich in Betrieb genommen wird. Das sind aber auch nur noch ein paar Tage“, so Körtgen. Ältere Sirenen können Körtgen zufolge die Warnsignale aus technischen Gründen nicht ausspielen. Körtgen gibt in Sachen Warntag aber direkt Entwarnung. So soll durch Nemmenich ein Feuerwehrfahrzeug fahren und die Bewohner über die Übung informieren. Das könne auch im Ernstfall durchaus mal der Fall sein, so Körtgen.

Ein zentraler Baustein in der Warnkette ist Cell Broadcast

Zentraler Baustein der Warnkette sind aber die Warnnachrichten über den Mobilfunkdienst Cell Broadcast, die viele neuere Smartphones empfangen und anzeigen. „Mit keinem anderen Warnkanal können wir mehr Menschen direkt erreichen“, heißt es vom zuständigen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Als Voraussetzung für die Empfangsfähigkeit von Cell-Broadcast-Warnungen nennt das BBK Android ab Version 11 und iOS ab Version 16.1. Zudem darf sich das Smartphone nicht im Flugmodus befinden und muss natürlich angeschaltet sein. Sicherheitshalber kann man in den Einstellungen unter „Cell Broadcast“ oder „Notfallbenachrichtigungen“ (Android) oder „Offizielle Warnmeldungen“ (Apple) noch einmal nachprüfen, ob alle Meldungsarten auch wirklich aktiviert sind.

Mitteilungen im Katastrophenfall gibt's auch per Warn-App

Schlägt das Smartphone dann am 12. September um 11 Uhr nicht laut Alarm samt blinkendem Bildschirm und Vibration, kann das Gerät Cell-Broadcast-Nachrichten offenbar nicht empfangen.

Dann können Besitzer immer noch eine App installieren, die amtliche Warnungen verbreitet, etwa die Warn-App des Bundes, Nina, aber auch Warn-Apps wie Biwapp oder Katwarn. Seit Februar 2019 tauschen Katwarn und Biwapp übrigens Meldungen mit Nina aus, damit App-Nutzer gleichberechtigt alle wichtigen Meldungen erhalten.

Im Kreis wird es künftig zudem die Möglichkeit geben, sich aus der Leitstelle in den Sendebetrieb von Radio Euskirchen zu schalten. Alles läuft also auf einen Warnmix hinaus. Aber: Auch aktuell kann das Radio genutzt werden, um Informationen im Ernstfall zur Bevölkerung zu bringen. Dafür würde im Moment aber noch jemand aus der Kreisverwaltung zum Sender fahren – oder umgekehrt. Künftig ist das laut Martin Fehrmann deutlich bequemer möglich.