Ruhestand nach 40 JahrenKreisbrandmeister Udo Crespin verabschiedet sich
- Nach 40 Jahren ist Schluss!
- Kreisbrandmeister Udo Crespin geht in den Ruhestand - und bleibt vor allem durch seine Begeisterungsfähigkeit in Erinnerung.
- Eine Abschiedsfeier gab es (vorerst) allerdings nicht.
Kreis Euskirchen – Der Helm mit dem großen EU und den beiden roten Ringen, der Kennzeichnung der Kreisbrandmeister, geht nun in Rente. Sein gutes Stück darf Udo Crespin behalten, denn sein Modell wurde bei den Feuerwehren im Kreis schon vor längerer Zeit durch modernere Exemplare ersetzt. Doch in den 20 Jahren als Kreisbrandmeister reichte Udo Crespin stets das antiquierte Exemplar.
Ganz im Gegensatz zum Festhalten am alten Helm steht sein Name bei der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr im Kreis für Weiterentwicklung und Innovation. Rettungsdienst und Feuerwehr, aber auch die Hilfsorganisationen haben sich in der Ära Crespin stark verändert. Und der Kreis wurde auf diesem Sektor eine Vorzeigeregion.
Geplante Abschiedsfeier fiel der Corona-Krise zum Opfer
Als Kreisbrandmeister hat er seine Amtsgeschäfte und den Funkrufnamen „Florian Euskirchen 0/1/1“ bereits im März an seinen Nachfolger Peter Jonas übergeben. Eine geplante Abschiedsfeier auf Vogelsang, auch für seinen langjährigen Mitstreiter und Stellvertreter Walter Wolff, fiel dem Corona-Lockdown zum Opfer.
Am 30. Juni hatte der 62-Jährige seinen letzten Arbeitstag in der Euskirchener Kreisverwaltung, wo er sich seit 1980 um die Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen gekümmert hat. In der Abteilung 38, der Gefahrenabwehr des Kreises mit ihren heute 134 Mitarbeiter(inne)n, hat nun sein Nachfolger Martin Fehrmann, der bisherige Chef der Rettungsleitstelle, das Sagen.
Die Kreisbrandmeister
Die bisherigen Kreisbrandmeister in den Kreisfeuerwehrverbänden (gemäß einer Aufstellung von Johannes-Wilhelm Fuchs)
Kreis Euskirchen:
Seit März 2020: Peter Jonas
2000 bis 2020: Udo Crespin
1994 bis 1999: Johannes Wilhelm Fuchs
1971 bis 1994: Hans Eicks
Altkreis Schleiden:
1964 bis 1971: Heinz Monschau
1949 bis 1964: Johannes Schuer
1946 bis 1949: Franz Klein (kom. von Militärverwaltung)
1929 bis II. Weltkrieg: KBM Burich
1913 und Wiederwahl nach dem I. Weltkrieg bis 1927: KBM Baden
Altkreis Euskirchen:
1968 bis 1971: Hans Eicks
1954 bis 1967: Mathias Jansen
1946 bis 1954: Peter Zimmermann (eb)
1976 machte der Euskirchener Crespin sein Abitur am Emil-Fischer-Gymnasium und trat in die Feuerwehr ein. Als er im Jahr 2000 die Nachfolge von Kreisbrandmeister Johannes Wilhelm Fuchs antrat, wurde er von den Feuerwehrleuten im Kreis zunächst kritisch beäugt. Als langjähriger Chef der Rettungsleitstelle und des Amtes für Gefahrenabwehr in der Kreisverwaltung galt er für die Feuerwehrleute in den Kommunen zunächst als „Rettungsdienstler“. Im Rettungsdienst hatte er seine berufliche Laufbahn begonnen.
Dass es ihm gelang, 4400 überwiegend ehrenamtliche Feuerwehrleute, davon 2500 in den Einsatzabteilungen, und 1500 Ehrenamtler in Hilfsorganisationen hinter sich zu scharen, liegt an mehreren Faktoren.
Begeisterungsfähig und kompetent
In seinen vielfältigen Funktionen im Kreis musste er leiten. Doch er kennt den Unterschied zwischen Leiten und Führen. Er weiß Leute für eine Sache zu begeistern, sie mitzunehmen. Für ihn stehen stets die Menschen im Vordergrund: „Tausende von Helfern, die ehrenamtlich eine Pflichtaufgabe des Staates wahrnehmen. Welch ein Reichtum, welch ein Portfolio, etwa an beruflicher Qualifikation und Erfahrung. Das ganze Spektrum der Berufswelt ist bei uns vertreten.“
Crespin kommt aus einer Zeit, in der es bei der Feuerwehr im Kreis keine hauptamtlichen Kräfte gab und die Leitstelle noch die Aufgabe hatte, bei Bränden und Unfällen in den Orten anzurufen und jemand darum zu bitten, den Knopf der Sirene zu drücken oder im Schneeballsystem telefonisch Helfer zu mobilisieren. Daher stand für ihn im Vordergrund, leistungsfähige Strukturen zu schaffen. Und diese, aus Ereignissen lernend, immer wieder zu verändern und weiterzuentwickeln.
Viel Leid mitgemacht
Mit Mitstreitern wie dem früheren DRK-Geschäftsführer Rolf Zimmermann oder der langjährigen Leitenden Notarärztin des Kreises, Dr. Gisela Neff, gelang es ihm, Rettungsdienst, Leitstelle, Feuerwehr und Hilfsorganisationen in Konzepten effektiv miteinander zu verbinden – und ihnen damit zur heutigen Schlagkraft zu verhelfen. Er schaffte den Spagat, Teamplayer zu sein, aber gleichzeitig auch Kopf des Teams.
Wenn Crespin die Jahrzehnte Revue passieren lässt, dann hangelt er sich an den großen Einsätzen entlang. Oft kamen dabei Menschen ums Leben oder wurden verletzt. Als Rettungsdienstler und Feuerwehrmann hat er viel Leid miterlebt. Doch er hat auch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass seine Arbeit und die seiner Mitstreiter dazu beigetragen hat, dieses Leid zu mindern oder es am besten zu verhindern.
Dem Kreis bleibt er im Führungsstab erhalten
Feuerwehr und Rettungsdienst waren für Crespin 40 Jahre ein 24/7-Job – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. In den Jahrzehnten wurde der Oberbrandrat mit den zwei goldenen Streifen auf der Schulter zur wandelnden Fachbibliothek. Er weiß sein profundes Wissen zu vermitteln. Und zu überzeugen, auch in der Kreisverwaltung und in der Politik, die seinem Wirken vertraut hat. Wenn er bei Treffen der Feuerwehrchefs, in Seminaren, als Ausbilder oder auch vor Politikern im Kreistag loslegt, scheint er zwischendurch nicht atmen zu müssen. Umtriebig, stets unter Dampf, in Gedanken schon bei der meist konzeptionellen Lösung des nächsten Problems – so erlebten ihn Mitarbeiter und Mitstreiter in all den Jahren. Was er bei der Weiterentwicklung angepackt hat, stützte sich auf Geschehnisse, war durchdacht und realisierbar. Insofern war es nicht verwunderlich, dass das Beispiel des Kreises Euskirchen immer wieder Schule machte.
Dem Kreis bleibt er im Führungsstab und bei der Gefahrenabwehr erhalten. Und auch den Feuerwehrhelm hängt er natürlich nicht an den Nagel. „Feuerwehrmann ist man auch dann noch, wenn man irgendwann in die Kiste geht“, sagt er: „Aber wenn man 40 Jahre in der Verantwortung war, ist es schön, sie nun nicht mehr zu haben.“
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Seine neuen „Einsatzstellen“ sind ganz andere: etwa seine beiden Enkelkinder Emily und Maximilian. Und auch fürs Fahrradfahren, ohne E-Unterstützung, hat er jetzt mehr Zeit. Oder fürs Reisen, um den heiß geliebten Espresso in Straßencafés genießen zu können. Allerdings: Einige Schulen und Hochschulen freuen sich, dass er nun mehr Zeit hat – auch für Veröffentlichungen. Der erste Verlag hat bereits an seine Tür geklopft.