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AbenteuerEhepaar aus Kuchenheim entdeckt zu Fuß die Welt

Lesezeit 6 Minuten
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Sie zieht rund 30 Kilogramm, er über 40 Kilogramm Gepäck: Johanna und Frank Köhler.

Euskirchen-Kuchenheim – "Seit meiner Kindheit träume ich vom Entdecken, Begegnen, Kennenlernen und Reisen“, schreibt Frank Köhler in seinem Blog Latefire im Internet, kurz bevor das Abenteuer beginnt. „Aber das Leben präsentierte mir zu jeder Zeit die passenden Ausreden, um nicht zu reisen, und diese nutzte ich konsequent. So lebte ich mein Leben oder besser gesagt: Es lebte mich. Bis jetzt!“

Für den 53-Jährigen war lange schon klar, dass er eines Tages loslaufen würde, um die Welt zu Fuß zu erkunden. Was er auch wusste: Es sollte kein Davonlaufen sein, „ich wollte aus einem glücklichen Leben heraus in dieses Abenteuer starten“, sagt er. Also kündigt er seinen Job – einen, der ihn sehr erfüllt und zufrieden macht, wie er versichert.

Ehefrau hat lange gehadert mit dem Projekt

Dass er sein Wanderprojekt nicht alleine angehen wird, ist lange unklar. Seine Frau Johanna, Erzieherin bei der Stadt Euskirchen, hadert mit der Vorstellung: „Während ich es kaum erwarten kann, wächst bei Johanna die Angst: ,Immer nur laufen, bei Regen und Kälte, im Dreck. Wir werden stinken ohne Ende. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe!’“, schreibt der 53-Jährige in seinem Blog. Nur wenige Menschen in ihrem Umfeld hätten erwartet, dass die 50-Jährige schließlich einwilligt und sich ebenfalls auf den Weg macht.

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Nicht nur die unglaublich tollen Landschaften und Ausblicke, auch die Streetart am Wegesrand begeistert die beiden Abenteurer aus Kuchenheim.

Doch aller Anfang ist schwer. Wenn nicht sogar unmöglich. Und so kommt es, dass die beiden am 6. März ihre Wohnungstür in Kuchenheim hinter sich abschließen und loslaufen – und schon nach der ersten Nacht im Wald, bei der das Thermometer auf minus sieben Grad fällt, zurückkehren müssen. Zelt und Schlafsack schützen nicht ausreichend, die Nerven von Johanna Köhler liegen blank.

„Wir beschließen, die Frostnächte auszusitzen, unser Gepäck zu erleichtern und zu optimieren“, schreibt Köhler in seinem Blog. „Etwas beschämt, aber erleichtert“ kommen sie nach Hause zurück. Aber es dauert nicht lange und Frank Köhler bricht erneut auf, seine Frau schließt sich ihm kurze Zeit später wieder an.

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Anfang März brachen Frank und Johanna Köhler das erste Mal auf in ihr Abenteuer.

Es seien viele Reisen in einer, meint der 53-Jährige. „Da wäre meine Reise, mein Kindheitstraum. Daneben gibt es die Reise meiner Frau, die mich begleitet, obwohl es ihr unglaublich schwerfällt. Auch unsere Beziehung geht mit auf diese Reise.“

Heute, über vier Monate später und rund 850 Kilometer entfernt von Zuhause, sagt das Ehepaar Köhler, das seit 14 Jahren liiert ist, sie seien noch mehr zusammengewachsen. Aber die Reise unter teilweise extremen Bedingungen habe sie auch als Paar heftig gefordert. „Wir haben viel gestritten“, geben sie unumwunden zu. Vor allem in der ersten Zeit habe sie „einen Wutanfall nach dem anderen bekommen“, erzählt die 50-Jährige lachend.

Allergrößten Respekt gegenüber seiner Gattin

„Ich habe wirklich allergrößten Respekt vor meiner Frau – das hier ist schließlich nicht ihr Kindheitstraum, sondern meiner. Und trotzdem hat sie ihre Komfortzone verlassen, sich auf dieses Abenteuer eingelassen und ist mit mir aufgebrochen“, resümiert Frank Köhler spürbar glücklich.

„Während ich so gehe, hab ich manchmal das Gefühl, die Reise läuft schelmisch grinsend neben mir her“, schreibt der Kuchenheimer in seinem Blog. Die hohen Erwartungen an die Erfüllung seines Traumes decken sich häufig nicht mit der Realität. Die sechs bis neun Stunden, die sie am Tag wandern, seien wie Arbeiten. Erst die Zeit nach der Ankunft auf einem Zeltplatz oder in einer Pension seien wie Urlaub machen.

Blog und auf Social Media

Zurzeit in Südfrankreich

Vor über 134 Tagen begann das Abenteuer des Ehepaars Köhler aus Euskirchen-Kuchenheim. Frank (53) und seine Frau Johanna (50) Köhler halten sich zurzeit in Südfrankreich auf. Für die Euskirchenerin, die in der Kreisstadt in einer Kita beschäftigt ist, endet die Reise am Mittelmeer, denn ihr unbezahlter Urlaub endet bald.

Ende offen

Frank Köhler wird weiterlaufen, sein vorläufiges Ziel ist Asien. Der Frontend-Entwickler hat seinen Job im Bereich E-Mail-Marketing gekündigt, obwohl er dort sehr zufrieden gewesen sei. Wie lange er noch unterwegs sein wird, lässt er offen.

Mal humorig, mal nachdenklich

Über polarsteps.com kann man die Route der beiden genau verfolgen. Die Seite ist verlinkt über den Blog Latefire von Frank Köhler, auf dem er regelmäßig, www.latefire.eu, über die ungewöhnliche Reise berichtet. Seine Frau Johanna postet auf Instagram unter asia_01.12 und auf Facebook unter ihrem Namen über das Abenteuer.

„Trotzdem: Ich genieße jeden einzelnen Schritt“, versichert Köhler. Und auch seine Frau Johanna sagt mittlerweile, sie sei glücklich mit der Reise. Glücklich mit den wunderbaren Naturerlebnissen, den unvergesslichen Ausblicken und den menschlichen Begegnungen.

Wie etwa der mit der jungen deutschen Familie in Hurecourt, die mit ihren Kindern ein Leben auf Reisen aufzubauen versucht. „Ich liebe es, Menschen kennenzulernen, die versuchen, ihr Leben bewusst zu leben. Ja, wir Deutschen haben den Ruf als spießige, Handtuch werfende, Schnitzel essende Spießer, aber wir gehören definitiv auch mit zu den Verrücktesten“, konstatiert Köhler in seinem Reisetagebuch.

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Die zurückliegenden Monate haben sie als Paar noch enger zusammengeschweißt.

Mehr als 850 Kilometer sind zurückgelegt – durch die Eifel nach Luxemburg, von dort entlang der Mosel nach Metz, immer weiter in den Süden Frankreichs. Zurzeit läuft das Paar auf der Via Rhôna – bei 44 Grad Hitze. „Hier gibt es kaum Schatten, kaum Wind, vor allem keine Möglichkeiten, etwas Kaltes zu trinken zu kaufen. Wir müssen gut auf uns aufpassen, viele Pausen einlegen und vor allem trinken, trinken, trinken“, schreibt Johanna Köhler.

Ein paar Tage Erholung in der Provence

Gerade pausieren sie für ein paar Tage, genießen Orange, die tausendjährige Stadt im Herzen der Provence. Spätestens in zwei Wochen erreichen sie Marseille und damit das Ziel von Johanna Köhler: die Küste des Mittelmeers. „Dann werde ich glücklich sein und traurig zugleich, da der Abschied von meinem Mann zur Realität wird“, schreibt die Erzieherin auf Instagram.

Für sie ist das Abenteuer dort zu Ende, für ihren Mann aller Voraussicht nach noch lange nicht. „Ich möchte weiterlaufen, bis nach Asien“, erklärt er, betont aber, dass er und seine Frau in den letzten Monaten eines gelernt hätten: Planungen sind meist für die Tonne. „Wir laufen nicht von A nach B. Ich werde auch weiterhin nicht versuchen, bestimmte Punkte unter Druck zu erreichen. Der Weg zeigt selber, wo es langgeht“, ist sich Köhler gewiss.

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„Ich habe auf dieser Reise gelernt, was es heißt, frei zu sein“, resümiert Johanna Köhler. Das Gefühl, einmal ausgestiegen zu sein, sei für sie prägend. Nun gilt es, die letzten 200 Kilometer zu laufen und dann ihren Mann alleine weiterziehen zu lassen. Eine letzte große Herausforderung für die 50-Jährige. Vielleicht sogar die größte.