Landtagswahl in EuskirchenVoussem hofft auf schnelle Regierungsbildung
Kreis Euskirchen – Eine große, bunte Fahrgemeinschaft nach Düsseldorf wird es nicht geben. Mit Klaus Voussem, Dr. Ralf Nolten und Oliver Krauß ziehen drei CDU-Politiker über das Direktmandat in den Landtag ein. Isabel Elsner (Euskirchen II) und Dr. Thomas Keßeler (Euskirchen I) verpassen trotz des starken Wahlergebnisses von Bündnis 90/Die Grünen den Sitz in Düsseldorf über die Landesliste. Und auch der historisch gute Listenplatz (29) von SPD-Kandidat Thilo Waasem im Wahlbezirk Euskirchen I sollte nach dem historisch schlechten Wahlergebnis der Sozialdemokraten nicht reichen.
Dr. Ralf Nolten
Wenn es nach Noltens persönlicher Meinung geht, würde er bei den Koalitionspartnern gerne eine Konstellation wie in Schleswig-Holstein wählen – CDU, FDP und Grüne. „Wir drei können gut miteinander zusammenarbeiten“, sagt der Wahlsieger des Wahlkreises 12/Düren II-Euskirchen II. Noch am vorletzten Plenartag haben die drei Fraktionen in Düsseldorf zusammen einen Antrag eingebracht, als Ergebnis der Enquetekommission „Gesundes Essen, gesunde Umwelt, gesunde Betriebe“, sagt Nolten. Aber auch Schwarz-Grün sei eine „wirklich machbare Option“, so Nolten.
Er selbst würde gerne weiter in den Ausschüssen arbeiten, in denen er die vergangenen fünf Jahre gesessen habe – unter anderem im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz – wie auch immer sie dann heißen werden, so Nolten. „Das ist mein Profil und ich glaube, das passt auch am besten zu meinem Wahlkreis. Der ist sehr ländlich geprägt.“ Dabei will er im Süden die Flutkatastrophe nicht aus den Augen verlieren: „Den Wiederaufbau müssen wir in den nächsten zwei, drei Jahren mit Sicherheit noch sehr stark begleiten und alle Kraft darauf legen“, so Nolten. Im Bereich der Stadt Düren stände dagegen der Strukturwandel Rheinisches Revier mit den zwei Tagebauen auf der Agenda.
Klaus Voussem
Welche politische Konstellation gibt es künftig in Düsseldorf? Wahlsieger Klaus Voussem lässt das Ganze auf sich zukommen. „Ich bin nicht derjenige, der für die Grünen die Preis hochtreibt und Schwarz-Grün als einzige Option darstellt“, so Voussem: „Aus meiner Sicht kann es keine Ampel geben. Denn dann schließen sich praktisch die Verlierer zusammen. Das wäre fatal, weil es den Wählerwillen konterkariert.“ Der Ball liege nun bei den Grünen. „Sie müssen auf den unstrittigen Wahlsieger, also auf die CDU, zugehen“, so Voussem. Angesichts der enormen Probleme, die es momentan gebe, sei es wünschenswert, wenn man in NRW schnell wieder regierungs- und handlungsfähig sei.
Wie lange die Regierungsbildung dauere, könne er aber nicht sagen. „Ich hoffe, dass es keine Hängepartie wird“, sagt Voussem, der sich nach eigenen Angaben noch keine Gedanken über künftige Aufgaben im Landtag gemacht hat. Natürlich bleibe die Verkehrspolitik sein Steckenpferd. Er kenne aber die Wechselwirkungen – im Negativen wie im Positiven – zwischen Entscheidungen in Düsseldorf und den Auswirkungen vor Ort. „Ich komme aus der Kommunalpolitik und mache das mit großer Leidenschaft. Entsprechend ist das ein Bereich, der mich immer schon beschäftigt hat“, sagt der Euskirchener, der im Wahlkreis Euskirchen I 40,3 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten hat.
Maximilian Dichant
So richtig hat sich der Schock des vergangenen Abends bei Dichant, dem SPD-Kandidaten im Wahlkreis 12, noch nicht gelegt: „Ich kann es immer noch nicht richtig begründen, woher der Schwung der CDU kam.“
Landtags- und Bürgermeisterwahl
Kreitz auf Stichwahl eingestellt
Zeitgleich zur Landtagswahl wählten die Bürger in Monschau einen neuen Bürgermeister. Zur Wahl stand unter anderem der Schulleiter des Mechernicher Gymnasiums Am Turmhof, Micha Kreitz. Da keiner der Kandidaten von CDU, SPD und Grünen sowie ein parteiloser Kandidat die absolute Mehrheit holen konnte, geht es am 29. Mai in die Stichwahl zwischen Dr. Carmen Krämer von den Grünen und Kreitz von der CDU.
„Wir waren auf eine Stichwahl eingestellt“, sagt Kreitz: „Ich danke den Wählerinnen und Wählern, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben.“ Den Landtagswahlkreis hat die CDU am Sonntag für sich entschieden. (jes)
CDU-Tandem
Klaus Voussem und Dr. Ralf Nolten – zwei Parteifreunde, die in der kommenden Legislaturperiode wieder gemeinsam im Düsseldorfer Landtag sitzen werden. „Wir sind ein gutes Tandem, ticken oft gleich“, sagt Voussem über Nolten.Dass CDU-Politik nicht an der Grenze des Wahlkreises endet, zeigten Voussem und Nolten im Nachgang der Flut. Ein Zusammenspiel, das passte, glaubt man Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings, ebenfalls von der CDU. „Das klappt phänomenal, etwa beim Traumazentrum in Schleiden“, so Pfennings. Die Kommune Kall sitzt bei diesem Projekt mit im Boot. Für Kall ist Voussem zuständig, für Schleiden Nolten. „Ich bin froh, dass beide dem neuen Landtag angehören und uns weiter mit ihrer Expertise unterstützen“, sagt der Schleidener Verwaltungschef.Kompetenzgerangel gebe es bei Voussem und Nolten nicht. „Sie sind komplett an der Sache interessiert, ohne Stutenbissigkeit. Wer helfen kann, hilft. Das ist eine sehr angenehme Zusammenarbeit“, so Pfennings. (tom)
Als Dürener Kreistagsmitglied wird sich der 29-Jährige aber weiter in der kommunalen Politik engagieren. Besonders die Förderung des Tourismus sowie die Mobilität seien zwei ihm wichtige Punkte: „Kreisgrenzen existieren da nicht“, so Dichant. Es müsse grenzübergreifend gedacht werden. „Als Landtagsmitglied hätte ich da mehr Möglichkeiten gehabt“, sagt Dichant. „Aber ich werde auch weiterhin eng mit der SPD im Süden zusammenarbeiten.“
Ob er in fünf Jahren noch mal für den Landtag kandidieren möchte? „Ich will es nicht ausschließen. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser die Olef, Urft und Rur runter“, so Dichant.
Thilo Waasem
Das Ergebnis seiner Partei sei enttäuschend. Sein persönliches Resultat, das offenbar besser ist als das der Sozialdemokraten, spreche aber für einen guten Wahlkampf. Auch einen Tag nach der Wahl ist Thilo Waasem mit sich im Reinen. Der Wahlkampf habe ihm unfassbar viel Spaß gemacht. „Das war aber auch das Anstrengendste, das ich erlebt habe – mit Ausnahme der ersten Wochen mit einem Neugeborenen“, so Waasem, der der Politik treu bleiben will.
Er halte nichts davon, im Falle einer Niederlage stur weiterzumachen. „Ich halte aber noch viel weniger von Parolen wie ,Wir machen jetzt eine schonungslose Analyse und dann stellen wir uns neu auf’“, sagt Waasem im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die SPD im Kreis Euskirchen wahrgenommen wird.“ Entsprechend sehe er sich in der Verantwortung, weiter daran zu arbeiten. „Die Kandidatur hat in mir noch einmal ganz neues Feuer für Politik in meiner Heimat entfacht“, sagt der Bad Münstereifer: „Weil ich das Gefühl habe, wir haben hier unheimlich viel Potenzial.“
Isabel Elsner
Für den Einzug ins Parlament hat es trotz Listenplatz 49 nicht gereicht. Dennoch ist Isabel Elsner von Bündnis 90/Die Grünen mit ihrem Wahlkampf zufrieden: „Wir haben einen starken Wahlkampf gemacht und sind dafür auch belohnt worden.“ Als Grüne haben sie es jetzt in der Hand, so Elsner: „Wir schauen, wo die besten Koalitionsergebnisse rauskommen. Was mit wem am besten umzusetzen ist. Dann werden wir schon eine gute Regierungskoalition bilden – wie auch immer die sein wird.“
Wenn es nach ihr ginge, würde sie es nicht von Parteifarben abhängig machen. „Sondern schauen, mit welcher Koalition wir Grünen das beste Ergebnis für den Klimaschutz und natürlich auch letztendlich fürs Rheinische Revier und die Region rausholen.“
Dr. Thomas Keßeler
„Die Freude über das Erreichte ist viel viel größer als die Enttäuschung, dass ich den Landtag knapp verpasst habe“, sagt Dr. Thomas Keßeler, Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Euskirchen I. Mit Freunden und Parteimitgliedern feierte der Wißkirchener sein gutes Ergebnis von 14,6 Prozent bis tief in die Nacht hinein – auch wenn der Listenplatz nicht zog.
„Ich bin sehr glücklich, dass wir alles erreicht haben, was wir erreichen wollten – auf Landes-, aber auch auf Kreisebene“, so Keßeler: „Man muss ja berücksichtigen, dass wir Weilerswist verloren haben, ein starkes Wahlgebiet für uns Grünen, und dafür Kall bekommen.“
Keßeler, der nach eigenem Bekunden kandidiert hatte, als seine Frau gestorben war, weiß noch nicht, wie es politisch mit ihm weitergeht. „Wenn sie noch leben würde, hätte ich das zeitlich nicht auf mich genommen“, so der 55-Jährige: „Lebensperspektivisch hoffe ich, dass ich irgendwann doch wieder eine neue Partnerin habe. Und dann habe ich für die Politik weniger bis keine Zeit mehr.“
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Man solle zwar niemals nie sagen, aber er sehe seine Zukunft beispielsweise eher als Wahlkampforganisator für einen jungen Kandidaten – beispielsweise für Mona Noé. Die junge Schleidenerin hatte diese Aufgabe im Wahlkampf für Keßeler inne – und füllte sie mit viel Leben. „Das kann ich mir vorstellen, aber das wird ja nicht heute entscheiden, sondern in vier Jahren“, so Keßeler.