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Malteser-Büro in Euskirchen„Fluthilfe ist wie ein Marathonlauf“

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Eine Markierung zeigt, wie hoch das Wasser vor einem Jahr in der Wilhelmstraße in Euskirchen stand.

Euskirchen – „Unser größtes Problem ist es nach wie vor, an die Menschen, denen wir helfen wollen, heranzukommen“, beschreibt Ingo Radtke vom Malteser Hilfsdienst, was ihn und seine Kollegen aus der Fluthilfe der Hilfsorganisation umtreibt. Auch knapp ein Jahr nach der verheerenden Überschwemmungskatastrophe gebe es immer noch Menschen in den betroffenen Gebieten, die nicht wüssten, welche Hilfen ihnen zustehen und wo sie Hilfe erhalten können.

In Euskirchen ist das Fluthilfebüro des Malteser Hilfsdienstes deshalb jetzt vom Sitz der Organisation am Schwalbenberg in die Stadtmitte umgezogen. Büroleiterin Eva Eumes freut sich über die neue, fußläufig gut erreichbare Adresse: „Im neuen Zuhause haben wir mehr Platz und auch weniger Trubel durch aktuelles Tagesgeschehen als in unserem alten Büro innerhalb der Malteser-Dienststelle und Rettungswache“, sagt die 37-Jährige. Darüber hinaus würde das Fluthilfebüro in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Ladenlokals jetzt auch wesentlich sichtbarer für die Menschen in Erscheinung treten.

Mit seinem Fluthilfebüro ist der Malteser Hilfsdienst jetzt in ein Ladenlokal an der Ecke Hochstraße/Neutorwall in Euskirchen gezogen.

Bei den Maltesern können Flutbetroffene spendenfinanzierte finanzielle sowie psychosoziale Unterstützung erhalten. Ebenfalls helfen sie auf Wunsch auch bei der Beantragung der staatlichen Wiederaufbauhilfe, die maximal 80 Prozent des entstandenen Schadens ausgleichen kann, während der Rest als Eigenanteil verbleibt.

Einzelfallhilfe auch möglich

Die Beantragung staatlicher Wiederaufbauhilfe stellt auch eine der Voraussetzungen für die Einzelfallhilfe der Malteser dar. Diese kann dann den verbleibenden Eigenanteil in Höhe von 20 Prozent unter bestimmten Bedingungen noch bis zur vollen Höhe ausgleichen. „Das Unterstützungsangebot sollten Flutbetroffene unbedingt nutzen“, sagt Eva Eumes.

„Niemand braucht sich zu schämen, diese Hilfe anzunehmen“, betont auch Ingo Radtke, der bis vor kurzem Bundesbeauftragter Fluthilfe des Malteser Hilfsdienstes war – nun aber im Ruhestand seinen Kollegen und Flutbetroffenen weiter mit Rat und Tat zur Seite steht.

Malteser-Fluthilfebüro Euskirchen

Das Fluthilfebüro des Malteser Hilfsdienstes in Euskirchen ist ab sofort in der Hochstraße 55 (Ecke Hochstraße/Neutorwall) in der Euskirchener Innenstadt erreichbar. Büroleiterin Eva Eumes und ihr Team freuen sich über jeden Kontakt zu Flutbetroffenen. „Feste Öffnungszeiten gibt es leider bislang noch nicht, aber wenn die Tür offen steht oder jemand da ist, kann man uns auch jederzeit ansprechen“, informiert die Helferin. Wer einen Gesprächs- oder Beratungstermin vorher fest ausmachen möchte, kann sich auch per E-Mail oder unter Tel.: 0160/99008407 an das Büro wenden. (thw)

„Fluthilfe ist wie ein Marathonlauf. Aktuell sind wir hier im Rheinland, in der Eifel und an der Ahr aber erst bei Kilometer acht oder zehn“, beschreibt Radtke die Aufgaben, die es noch zu bewältigen gebe. Die Soforthilfe habe überall in den Flutgebieten gut funktioniert – es sei aber von Beginn an klar gewesen, dass der Wiederaufbau das Hauptproblem werde: „Stellen sie sich vor, was das für eine Belastung ist, wenn sie vielleicht erst jetzt, fast ein Jahr nach der Flut, Gewissheit erlangen, dass ihr Haus doch nicht saniert werden kann und abgerissen werden muss. Oder wie sie sich fühlen, wenn nach einem Starkregen, wie unlängst an der Ahr, wieder Wasser in den Keller läuft und der Estrich ein weiteres Mal erneuert werden muss“, schildert Radtke einige seiner aktuellen Fälle.

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„Jede Beratung, jedes Gespräch, dass wir mit Betroffenen in der Region führen, ist psychosoziale Unterstützung. Fast jedem, der sich mit einem Problem an uns wendet, können wir mit entsprechenden Spendengeldern helfen, wenn er tatsächlich bedürftig ist“, ergänzt Axel Rottländer, Projektleiter Fluthilfe NRW beim Malteser Hilfsdienst. „Wir haben den Auftrag der Spender, das Geld, das zum Beispiel über die »Aktion Deutschland hilft« zusammengekommen ist, auch tatsächlich für die Betroffenen auszugeben“, betont Rottländer.