Ehrenamtler erklärten den Besuchern im Kommerner Freilichtmuseum, wie die alten Mühlen funktionierten. Doch die Räder standen still.
Alte GebäudeFreilichtmuseum erklärt, warum am Mühlentag die Mühlen in Kommern stillstanden
Am Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag, standen die Mühlen im LVR-Freilichtmuseum in Kommern still. Der Mühlentag findet seit 1994 alljährlich an mittlerweile 650 Orten in Deutschland statt und ist eine Aktion der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, kurz DGM.
Warum sich an diesem Pfingstmontag in Kommern die Mühlen nicht drehten und wenig gezeigt wurden, erklärt Hans-Joachim Dammer von der Museumsaufsicht: „Weil in Walporzheim der alte Bahnhof termingerecht abgebaut werden muss, haben die Mitarbeiter, die sonst die Mühle erklären, an Pfingstmontag freibekommen.“
In der Bockwindmühle, erbaut 1782, war trotzdem etwas los. Friedel Becker, von Beruf Tischlermeister und Treppenbauer, engagiert sich ehrenamtlich in der Mühle als Museumsführer. Mit seiner Liebe zu Handwerk und Holz beschrieb er den Besuchern, wie eine Mühle aufgebaut ist und funktioniert.
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Wer hätte gewusst, dass die Redewendung „etwas abstauben“ aus dem Müllerhandwerk stammt? Dem Müller wurde nachgesagt, dass er Mehlsäcke immer noch mal kräftig anschlug, damit das anhaftende Mehl herunterfiel.
Die Besucher erfuhren in Kommern, woher die Redewendung „etwas abstauben“ kommt
Das sammelte er dann und bekam so im Laufe eines Tages Mehl für sich selbst. Er hatte es abgestaubt. Kein Wunder, wenn der Müller nicht in hohem Ansehen stand. Ihm wurde auch der schnelle Abrieb der Zähne zur Last gelegt.
Denn die Mühlsteine zerrieben nicht nur die Getreidekörner, sie scheuerten auch übereinander, was zu Gesteinsmehl im Getreide führte. Das sorgte bei gutem Kauen für starke Zahnschäden. Über all das klärte Becker auf.
Kaum zu glauben, dass eine tonnenschwere Bockwindmühle von ein oder zwei Personen in den Wind gedreht werden konnte. Die Mühle, die, wie der Name sagt, komplett aufgebockt dasteht, wurde von ein oder zwei Personen mithilfe von Seilen und Winden gedreht.
Ihre hölzernen Flügel mussten mit Stoff bespannt werden, um genügend Kraft aufnehmen zu können. 120 Umdrehungen pro Minute musste ein Mühlstein haben, um Getreide ausreichend zu zermahlen. Drehten sich die Flügel zu schnell, verbrannte das Getreide unter den Mühlrädern. Fachkenntnisse waren gefordert.
Auch bei den Müllern gibt es Lehrlings- und Fachkräftemangel
Laut Dammer verschwanden die alten Mühlen nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich. Sie schafften die Mengen an Mehl nicht, die für die wachsende Bevölkerung nötig waren. Ersetzt wurden sie zunächst durch dampfbetriebene, dann durch elektrische Mühlen. Zwei Windmühlen wurden ins LVR-Museum gerettet: die Bockwindmühle und eine Kappenwindmühle, bei der nur der obere Kopf gedreht werden musste und deren Flügel „modern“ mit Jalousien ausgestattet waren.
Becker freute sich besonders über zwei Jungs, die sich seit ihrer Kindheit für alte Mühlen begeistern. Vielleicht werden sie mal in einer heutigen Mühle Arbeit finden – eine immer noch anspruchsvolle und für die Ernährung äußerst wichtige Tätigkeit. Auch dort herrscht Mangel an Lehrlingen und Fachkräften.