Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob die Abwässer der Hochwald-Molkerei zur Bewässerung in der Landwirtschaft verwendbar sind.
StudieBauern aus der Zülpicher Börde auf der Suche nach Wasser für ihre Felder
Weil die Zülpicher Börde im Windschatten der Eifel liegt, fällt hier weniger Regen als anderswo im Kreis Euskirchen oder im Rheinland: Im langjährigen Mittel sind es nur etwa 600 Millimeter Niederschlag pro Jahr – und der Klimawandel könnte sogar noch zu einer Verschärfung der Situation führen.
Doch die Landwirtschaft braucht Wasser. „Wasser, das bezahlbar ist“, konkretisiert Theo Bieger mit Blick auf die trockenen Sommer der vergangenen Jahre. Seine Felder liegen zum Teil in der Zülpicher Börde, zum Teil grenzen sie an. In Obergartzem, in Sichtweite der Hochwald-Molkerei, betreiben er und seine Familie den „Krewelshof“.
„Ohne Bewässerung geht es nicht“, weiß auch Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats im Kreis Euskirchen. In einer Machbarkeitsstudie mit Vorzeigecharakter für Nordrhein-Westfalen wird jetzt ein Verfahren geprüft, um Wasser aus der industriellen Produktion in der Landwirtschaft wiederzuverwenden.
Derzeit bleiben 650.000 Kubikmeter Abwasser pro Jahr ungenutzt
Seit rund drei Jahren beschäftigen sich die Kreisverwaltung und die Untere Wasserbehörde mit dem Projekt „Wasserwiederverwendung in der Zülpicher Börde“. Im April ist nun endlich der Förderbescheid des Landes über immerhin 80 Prozent der knapp 175.000 Euro teuren Machbarkeitsstudie eingetroffen.
Die Idee: Das Wasser aus der Hochwald-Molkerei, das derzeit nach der Klärung in den Bleibach eingeleitet wird und über Rotbach, Erft und Rhein schließlich ungenutzt in die Nordsee fließt, könnte zur Bewässerung in der Landwirtschaft verwendet werden. Derzeit sind das rund 650 000 Kubikmeter pro Jahr. Es könnte zunächst in Speicherbecken gesammelt und dann der umliegenden Landwirtschaft zur Bewässerung zur Verfügung gestellt werden.
„Dafür muss natürlich zunächst geklärt werden, ob das Wasser überhaupt für Bewässerungszwecke verwendbar ist“, sagt Klimawandelanpassungsmanagerin Saskia Gall-Röhrig von der Kreisverwaltung Euskirchen im Gespräch mit dieser Zeitung.
Projekt in der Zülpicher Börde hätte Pilotcharakter für NRW
Sie betreut die Machbarkeitsstudie, die bis Ende des Jahres abgeschlossen werden soll. Die zur Verfügung stehende Wassermenge könnte sich sogar noch erhöhen, sagt Gall-Röhrig: „Wenn die Produktion in der Molkerei ihr Maximum erreicht, können bis zu 2500 Kubikmeter Wasser pro Tag anfallen.“
Ziel der Untersuchungen sei es darüber hinaus, sicherzustellen, dass durch die Ausbringung des gereinigten, zuvor industriell genutzten Wassers in keiner Weise die Trinkwasserqualität gefährdet werde. „Da es sich in diesem Fall um gereinigtes Abwasser aus der Lebensmittelproduktion handelt, ist das eine große Chance für uns“, sagt Achim Blindert mit Blick auf die Wasserqualität.
Ähnliche Projekte wurden bereits in anderen Bundesländern umgesetzt. Zum Beispiel in Niedersachsen, wo das Prozesswasser einer Zuckerfabrik in Speicherbecken aufgefangen und für die landwirtschaftliche Bewässerung benutzt wird. Für NRW wäre es das erste Projekt dieser Art. „Was wir hier jetzt leisten, ist Grundlagenarbeit, auf die man später auch bei der Betrachtung anderer Abwasserarten zurückgreifen kann“, betont Blindert.
Kreis Euskirchen: Beim Projekt sind viele Partner mit im Boot
Zudem sei es ein wahres Großprojekt: Zu den beteiligten Partnern gehören der Erftverband, die Landwirtschaftskammer, das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr und das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, die Bezirksregierung Köln sowie verschiedene Universitäten und Ingenieurbüros. In die Prozesse eingebunden sind außerdem natürlich die Landwirte aus der Umgebung und die Kommunen Mechernich und Zülpich.
Bisher möchten sich etwa 15 Landwirte an dem Projekt der Euskirchener Kreisverwaltung beteiligen, welches vom Landesministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr auch unter Landesinteresse gestellt wurde. Einer von ihnen ist Theo Bieger vom Krewelshof. Das Wasser sei zu kostbar, um ungenutzt im Meer zu landen, sagt der Unternehmer, der auf seinen Höfen in Obergartzem und in Lohmar schon lange auf die Nachhaltigkeit im Anbau von Obst und Gemüse setzt. Mit anderen Landwirten möchte er einen Bewässerungsverband gründen, der die Speicherung, Überwachung und Verteilung des Wassers übernimmt. „Weitere Landwirte haben bereits Interesse bekundet“, sagt Gall-Röhrig.
Hochwald-Molkerei sieht Vorteile fürs Ressourcenmanagement
Auch die Hochwald Foods GmbH setzt auf ein nachhaltiges Wassermanagement: „Für uns schließt die Idee einen Kreislauf, der auf den Höfen unserer Milchlieferanten beginnt. So führen wir das Wasser, das teilweise über die Landwirtschaft zu uns kommt, wieder zurück in die Natur“, erklärt Kathrin Lorenz, Leiterin der Unternehmenskommunikation.
Die Hochwald-Molkerei setzt nach eigenen Angaben auf zahlreiche Maßnahmen, um die Ressource Wasser zu schonen. „Wir nutzen das der Milch entzogene Brüdenwasser als Brauchwasser zum Beispiel für Kühlzwecke. Und wir fangen das Nachspülwasser von Reinigungsprozessen auf und nutzen es als Vorspülwasser.“ Die Weiterverwendung von geklärtem Wasser in der Landwirtschaft sei eine sinnvolle Ergänzung für das Ressourcenmanagement des Unternehmens.
Doch bis es soweit ist und das Abwasser der Molkerei zur Bewässerung von Feldern in der Landwirtschaft eingesetzt werden könnte, ist es noch ein langer Weg: „Kommt die Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis, ist das erst der Beginn. Allein der Bau der Sammelbecken und der Infrastruktur zur Verteilung des Wassers mit den entsprechenden Genehmigungsverfahren wird Jahre dauern“, so Verwaltungsfrau Gall-Röhrig: „Wir arbeiten an einem Projekt, das mittelfristig Abhilfe schaffen kann. Das wird kein Schnellschuss.“
Bauern im Kreis Euskirchen sind mit Heuernte zufrieden
- Durchweg zufrieden seien die Landwirte im Kreis Euskirchen mit der bisherigen Heuernte, sagt Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreis-Bauernschaft Euskirchen.
- „Wir hatten in diesem Jahr einen sehr ertragreichen ersten Schnitt, und durch das sehr beständige Wetter in den vergangenen Wochen konnte dabei auch eine super Qualität des Heus erreicht werden“, so der Landwirt aus Lorbach. Der weitere Verlauf der Heuernte hänge nun aber davon ab, wie es mit der Trockenheit weitergehe.
- „Die Niederschläge in der vergangenen Woche haben dazu beigetragen, dass sich die Pflanzen im Grünland erholen konnten. Aber um auch einen guten zweiten oder sogar dritten Schnitt machen zu können, muss es in den kommenden Wochen mehr regnen als zuletzt“, so Dahmen.
- Für die Getreideernte, die bereits in Kürze beginne, sei der Regen ebenfalls nützlich gewesen, denn dadurch werde jetzt das Abreifen des Wintergetreides abgeschlossen. (thw)