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Neuer Chef im FreilichtmuseumDr. Carsten Vorwig mag profane Bauten

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Direktor Freilichtmuseum

Macht auch hinter der originalen Milchbar-Theke eine gute Figur: Dr. Carsten Vorwig (53) ist seit Anfang März Leiter des LVR-Freilichtmuseums Kommern. 

Mechernich-Kommern – Warum sehen Häuser so aus, wie sie aussehen? Als sich Dr. Carsten Vorwig während seines Volkskunde-Studiums diese Frage erstmals stellte, konnte er wahrscheinlich noch nicht ahnen, dass sie ihn später einmal auf den Posten eines Museumsdirektors führen würde. Seit dem 1. März ist Vorwig als Nachfolger von Dr. Josef Mangold als Leiter des LVR-Freilichtmuseums Kommern tätig.

Dabei ist Vorwig schon fast zwei Jahrzehnte im 1961 eröffneten Museum aktiv: Nach seinem Volontariat im Freilichtmuseum Detmold wechselte Vorwig 2003 als Hausforscher und Bauhistoriker nach Kommern.„Das war tatsächlich meine Traumstelle, denn ich hatte mich schon während meines Studiums auf die Hausforschung spezialisiert“, erzählt der 53-Jährige im Wohnzimmer des Quelle-Fertighauses aus dem Jahr 1965.

„Pappendeckels-Haus“ ist heute in Kommern zu sehen

Normalerweise stehen bei der Hausforschung repräsentative Gebäude wie Kirchen oder Schlösser im Mittelpunkt. „Mir hatten es die profanen Bauten aber viel eher angetan“, so der gebürtige Westfale. Und daher verwundert es auch nicht, dass Vorwig großen Anteil daran hat, dass ein „Pappendeckels-Haus“ aus dem Versandkatalog heute ein viel beachtetes Museumsstück ist.

Die Ausstellungshalle „Wir Rheinländer“ sei zu Beginn seiner Zeit in Kommern das erste Projekt gewesen, an dem er mitgearbeitet habe, so Vorwig: „Das ist damals sehr gut angenommen worden und es führte zu der Erkenntnis, dass es in Richtung Gegenwart spannend wird.“

Weitere Gebäude für den „Marktplatz Rheinland“ geplant

Logische Fortsetzung sei der „Marktplatz Rheinland“ gewesen, wo die beispielhafte Entwicklung eines rheinischen Dorfs seit dem Kriegsende 1945 dargestellt wird. „Eigentlich wollten wir nur bis in die 1980er-Jahre gehen, aber wir haben uns dazu entschieden, tatsächlich bis zur Gegenwart weiterzumachen“, berichtet Vorwig. Der Marktplatz wird also der Teil des Museums sein, der sich in den kommenden Jahren am stärksten weiterentwickelt.

„Es sind schon mehrere weitere Gebäude geplant“, verrät der Museumschef. Manche, wie ein aus dem Jahr 1808 stammendes Fachwerkhaus aus Roggendorf, seien bereits im Besitz des Museums. „Bei anderen weiß ich immerhin schon, wo sie derzeit stehen“, sagt Vorwig schmunzelnd. Eine Tankstelle, ein Friseur-Salon und ein Einkaufsladen sollen die schrittweise Verstädterung eines Dorfes in den 1960er- und 70er-Jahren deutlich machen. „Der Marktplatz Rheinland ist wirklich eine echte Herzensangelegenheit für mich“, gibt Vorwig zu: „Dort wird noch eine Menge passieren.“

Media-Guide fürs gesamte Freilichtmuseum

Aber auch in den anderen Baugruppen des Museums wird sich bereits in diesem Jahr etwas tun. So sei beispielsweise ein Media-Guide geplant, um den Besuchern noch mehr Informationen zur Ausstellung zu vermitteln. „Es gibt bereits akustische Museumsführer. Aber beim neuen Angebot, dass man über eine App auf dem eigenen Handy oder auf Leihgeräten nutzen kann, kommen weitere Medien wie historische Fotos und Filmsequenzen hinzu“, so Vorwig.

Jahrmarkt im April

Der Markt

Der „Jahrmarkt anno dazumal“ wird nach zweijähriger Corona-Pause vom 12. bis 24. April wieder in Kommern gefeiert. Der Museumsjahrmarkt ist geprägt von Attraktionen, die längst auf keinem anderen Rummelplatz und selbst auf anderen Nostalgie-Jahrmärkten kaum mehr zu erleben sind.Weitere Infos zum Museumsprogramm gibt's im Internet. (thw)

Die Attraktionen

Es sind vor allem klassische, heute unbekannt gewordene Schaustellungen, alte Schaubuden wie etwa das „Anatomische Museum“ und Guckkasten-Panoptikum, die das längst über Deutschlands Grenzen hinaus bekannte museale Vergnügungsfest unverwechselbar machen.Alte Karussells wie die letzte noch erhaltene Raupenbahn aus den 1920er Jahren und das erste unter Denkmalschutz gestellte Riesenrad werden sich dabei ebenfalls im Freilichtmuseum drehen. (thw)

Die Hochseilartisten

Highlight des historischen Jahrmarkts sind die täglichen Auftritte der Geschwister Weisheit aus Gotha, Europas größte Hochseiltruppe. In ihrem historischen Seilprogramm lassen die Artisten Klassiker des 19. Jahrhunderts aufleben und zeigen in ihrer Hochseilshow Pyramiden mit Spagat und Fahrrad. (thw)

Zudem werden derzeit einige Gebäude der Baugruppe Niederrhein überarbeitet. „Früher war es üblich, möglichst den Originalzustand eines Hauses zu zeigen. Wir wollen aber jetzt dazu übergehen, auch die zeitlichen Veränderungen darzustellen, die es im Laufe der Jahrhunderte gegeben hat“, erklärt Vorwig: „Für uns ist heute wichtig, wie ein Gebäude genutzt wurde und wie die Menschen zu verschiedenen Zeiten darin gelebt haben. Und das ist meist spannender als das Gebäude an sich.“

Häuser im Wandel der Zeiten zeigen

Es könne daher also gut sein, dass in ein und demselben Haus mehrere „Zeitschnitte“ gezeigt werden, beispielsweise Einrichtungsgegenstände oder Gerätschaften aus verschiedenen Epochen.

Dieses Konzept wurde bereits erfolgreich beim „Marktplatz Rheinland“ umgesetzt: In der aus Brühl stammenden Milchbar, die 2019 auf einem Schwertransporter nach Kommern verfrachtet wurde, sind zum einen die aus dem Gründungsjahr 1955 stammende Theke und ein zeitgenössisches Wandbild erhalten. Im anderen Teil des Gastraums ist die Einrichtung aus dem Jahr 2018 ausgestellt – dem Jahr, als die Milchbar geschlossen wurde.

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Nächster Höhepunkt für den neuen Museumschef ist der „Jahrmarkt anno dazumal“, der in diesem Jahr wieder stattfinden soll (siehe „Historischer Jahrmarkt kehrt nach Corona-Pause zurück“). „Wir alle freuen uns darauf, dass wir wieder mit mehr Besuchern rechnen dürfen“, so der 53-Jährige. Trotzdem gibt es ein Zugeständnis an die Pandemie: „Das Jahrmarkt-typische Gedränge wird dadurch entzerrt, dass wir die Buden und Fahrgeschäfte aufs ganze Museumsgelände verteilen.“