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RednerfrühschoppenNeues Format kam bei den Mechernicher Jecken gut an

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Karnevalisten mit Gitarren machen Musik. Im Hintergrund ist die Jungfrau des Dreigestirns zu sehen.

Die „Hillije“ sorgten nicht nur mit pointiertem Humor, sondern auch mit musikalischen Vorträgen für zahlreiche Lacher.

Zum ersten Mal hat der Festausschuss Mechernicher Karneval einen Rednerfrühschoppen veranstaltet und war vom Erfolg der Premiere überrascht.

Während einer ausgelassenen Karnevalssitzung ist das Los eines Büttenredners nicht immer ein leichtes. Mit wachsender Feierlaune sinkt in vielen Fällen die Aufmerksamkeit des Publikums, das häufig lieber selbst seine Stimmgewalt und Textsicherheit bei den musikalischen Klassikern unter Beweis stellen würde. Die Mitglieder des Festausschusses Mechernicher Karneval (FMK) haben nun jedoch ein Format entwickelt, um den Rednern wieder den Respekt und die Aufmerksamkeit entgegenzubringen, die sie aus Sicht des FMK verdienen.

„Wir haben uns für diese Premiere von den Kölner Flüster- und Frühstückssitzungen inspirieren lassen, bei denen jeder seinen festen Sitzplatz hat und nicht während des Programms durch den Raum läuft“, erklärte Literat Kevin Hembach während des ersten Rednerfrühschoppens des FMK am Sonntag. „Getränke können dann wieder in den Pausen bestellt werden, damit sich während der Auftritte die gesamte Aufmerksamkeit auf das Geschehen auf der Bühne konzentriert.“

Dirk Zimmer und Markus Kirschbaum brechen als „Willi und Ernst“ das Eis

Während dieser Unterbrechungen, die nach jeder rund 25-minütigen Rede Gelegenheit für Gespräche oder eine kurze Zigarettenpause boten, sorgten die Musikerinnen und Musiker der Saalkapelle der Prinzengarde Mechernich dafür, die gute Stimmung in der Aula der St.-Barbara-Schule aufrechtzuerhalten. Schon vor dem Beginn des Bühnenprogramms hatten die rund 220 Besucher ausgiebigen Gebrauch von dem bereitgestellten Frühstücksangebot gemacht. Mehr als 500 Brötchenhälften seien vor dem ersten Auftritt verteilt worden, wie Kevin Hembach lachend berichtete.

„So viele Gäste hätten wir bei unserem ersten Versuch eines Rednerfrühschoppens im Leben nicht erwartet. Das hat uns wirklich umgehauen, zeigt uns aber auch, dass wir mit diesem Konzept auf einem sehr guten Weg sind.“

Das Duo Willi und Ernst steht mit Mikrofonen auf der Bühne.

Bereits der Auftakt mit dem Duo Willi und Ernst ließ den Vorstand des FMK hoffen, ein gelungenes Konzept ausgearbeitet zu haben.

Mit gefülltem Magen kehrte dann auch schnell wieder die von den Organisatoren gewünschte Ruhe in der Aula ein, die jedoch dank des Duos Dirk Zimmer und Markus Kirschbaum nicht lange anhielt. In den Rollen ihrer Bühnen-Egos „Willi und Ernst“ sorgten sie mit Selbstironie und einem großen Improvisationstalent sogar für die ein oder andere Lachträne, indem sie auch ihr Publikum immer wieder in ihr Programm integrierten.

„Ich ziehe gleich eine bestimmte Anzahl Bonbons aus meiner Tasche, und wenn sie die Zahl richtig erraten, sind wir ab sofort zusammen“, verkündete „Ernst“ einer Zuschauerin. „Ich habe noch nie so große Angst in den Augen einer Dame gesehen“, konterte „Willi“ ungerührt. Auch die Beteuerung, dies sei keine Angst, sondern der Ausdruck großer Rehaugen, sah „Willi“ als Bestätigung seiner Vermutung. „Na, sag' ich doch, das sind ja auch Fluchttiere.“ Neben auswärtigen Kräften durften sich Veranstalter und Besucher zudem über Premierenreden aus den eigenen Reihen freuen.

Das Leben in Mechernich humorvoll auf die Schippe genommen

„Seit über 30 Jahren habe ich fast keine Sitzung hier in Mechernich verpasst, auf der Bühne stehe ich heute aber zum ersten Mal“, berichtete Ute Wagener, die als „Hex' an d'r Bergstrooß“ ihren Dorfverzäll präsentierte. „Immer, wenn ich nachts einmal wachliege, schießen mir Ideen in den Kopf, wie man das Leben in Mechernich und seine Bewohner humorvoll auf die Schippe nehmen kann, und ich finde es ganz toll, dass ich im Rahmen dieser Sitzung Gelegenheit dazu habe, diese Ideen zu teilen.“

Eine Gelegenheit, die viele Redner und Besucher am Sonntag sehr zu schätzen wussten. „Vor 30 Jahren haben wir auch selbst noch anders gefeiert als heute“, so Wagener. „Der Rednerfrühschoppen bietet meiner Generation die Möglichkeit, in geselliger Runde Karneval zu feiern und das Programm genießen zu können.“

Lobende Worte, die schon während des Rednerfrühschoppens immer wieder an die Verantwortlichen herangetragen wurden. „Der heutige Tag war wie ein Schuss ins Blaue, der uns aber sehr gut gelungen scheint, wenn man sich in der Aula umschaut“, freute sich Kevin Hembach. „Wenn diese Premiere wirklich so gut angekommen ist, wie es gerade den Anschein hat, hoffe ich sehr, dass wir das Projekt auch in den kommenden Jahren fortsetzen können.“