Sieben Monate nach der FlutHochwasserfolgen in Kommern noch deutlich sichtbar
Mechernich-Kommern – Fast sieben Monate ist es her, dass das Wasser des Bleibachs das Erdgeschoss des Hauses an der Kommerner Pützgasse flutete. Während sich anderswo schon die Handwerker bei der Beseitigung der Flutschäden die Klinke in die Hand geben, herrscht bei Nadine Behnke und Sebastian Strack noch spröde Rohbau-Atmosphäre. „Es geht einfach nicht weiter“, klagt der Hausherr. Schuld ist in diesem Fall aber nicht der volle Terminkalender von Estrich- oder Sanitär-Firmen, sondern Ärger mit der Versicherung.
„Wir waren froh, dass wir eine Elementar-Versicherung für das Haus abschließen konnten, als wir vor mehr als drei Jahren nach Kommern gezogen sind“, erinnert sich Nadine Behnke. Denn schließlich steht das denkmalgeschützte Fachwerkhaus unmittelbar am Bleibach, der durch Kommern fließt. „Uns war natürlich auch bekannt, dass das Haus bei der Flut 2016 bereits in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aber wir haben uns sicher gefühlt, weil wir dachten, dass im Fall der Fälle die Versicherung für die Schäden aufkommt“, fasst Sebastian Strack die Ausgangslage zusammen.
Inzwischen haben die beiden Kommerner einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Denn was die Ermittlung der Schadenssumme angeht, besteht Uneinigkeit zwischen der Versicherung und den Hauseigentümern. „Wir haben ein Gegengutachten in Auftrag gegeben“, berichtet der 34-jährige Hausherr. Ergebnis: Rund 100.000 Euro liegen die Schadenssummen in den beiden Gutachten auseinander. „Das Wasser stand 1,60 Meter hoch im Erdgeschoss. Aber unsere Versicherung meinte trotzdem, dass es nicht notwendig sei, den gesamten Putz zu entfernen“, berichtet Strack und schüttelt den Kopf. Den Putz ließ das Paar trotzdem von den Wänden schlagen – auf eigene Kosten. „Wir können wegen des Streits mit der Versicherung keine Handwerker beauftragen und machen daher viel in Eigenleistung. Bad, Küche und Esszimmer befanden sich im Erdgeschoss, und ich hoffe, dass wir bald zu einer Einigung kommen“, wünscht sich Nadine Behnke.
Um in Zukunft die Schäden durch Überflutungen in Kommern zu minimieren, setzt Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick auf die Schaffung zusätzlicher Retentionsflächen. „Ziel muss es sein, das Wasser schon vorher aus den Dörfern rauszuhalten. Deshalb ist es so wichtig, den Mühlensee zu einem Regenrückhaltebecken umzubauen“, so der Bürgermeister. Aber: „Die Verfahren dauern alle viel zu lange. Und am Ende können dann auch noch Hinz und Kunz dagegen klagen“, zeigt Schick wenig Verständnis, wenn er die schnelle Umsetzung des Hochwasserschutzes gefährdet sieht.
Damit das Wasser innerhalb Kommerns schneller abfließt, sollen die Durchlässe mehrerer Brücken vergrößert werden. Am Freitag ist daher die Bleibach-Brücke an der Ackergasse mit schwerem Gerät abgerissen worden. Bei einem Ortstermin haben die Arbeiter der Firma Backes dafür gesorgt, dass der Mechernicher Bürgermeister, der Kommerner Ortsbürgermeister Rolf Jaeck und Ralf Claßen als Vertreter der Mechernich-Stiftung trockenen Fußes über den Bleibach gelangt sind.
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Denn die drei sind mit guten Nachrichten auf dem Weg zu einer weiteren jungen Familie gewesen, die schwer mit den Folgen der Flut zu kämpfen hat: Das Haus von Simone und Simon Opladen sowie Töchterchen Zoey ist im Juli ebenfalls überflutet worden. Im Dezember ist es dann zu einem verheerenden Brand gekommen, ausgelöst durch elektrische Heizgeräte. Inzwischen ist das Haus der Familie abgerissen – aber es soll an gleicher Stelle wieder aufgebaut werden. Dabei helfen soll auch eine Spende in Höhe von 121.000 Euro, die Jaeck an das junge Paar überreicht.
Viele private Spender haben sich engagiert, aber auch zahlreiche Vereine und Institutionen aus Kommern, dem Mechernicher Stadtgebiet und dem ganzen Kreis Euskirchen. 15.000 Euro beträgt alleine der Anteil der Mechernich-Stiftung. „Wir sind sprachlos und einfach nur dankbar für die Unterstützung. Für jeden Euro und für jede Umarmung und jedes gute Wort“, freut sich Simone Opladen.