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HochwasserWie sanierte Gehwege das Freilichtmuseum Kommern vor Schlimmerem bewahren

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Das Haus aus Mönchengladbach-Engelbleck von 1476 hat die Flut dank der neuen Wege unbeschadet überstanden.

Bad Münstereifel/Kommern – Rund 2800 Baudenkmäler und zwölf Denkmalbereiche gibt es nach den aktuellen Zahlen des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland im Kreis Euskirchen. Dazu zählen zum Beispiel der Bad Münstereifeler Ortskern als Bereich sowie Kirchen und Wohnhäuser mit Fachwerk oder Bruchstein.

Wie viele Baudenkmäler kreisweit durch die Flutkatastrophe beschädigt worden sind, ist noch unklar. Für einen vollständigen Lagebericht ist es nach Angaben der Experten zu früh, da noch nicht alle Schäden gemeldet sind. Zwei Beispiele zu Schäden an historischen Gebäuden:

Keller von Schwanen-Apotheken-Museum lief komplett voll

Auf rund 250.000 Euro schätzt Günter Kirchner, Vorsitzender des Förderkreises für Denkmalpflege in Bad Münstereifel, den Schaden im Apotheken-Museum an der Werther Straße. Das Wasser der Erft hat etwa 1,70 Meter hoch im Verkaufsraum der alten Apotheke im Erdgeschoss gestanden. Die Kellerräume sind komplett vollgelaufen, Elektrik und Heizung müssen erneuert werden. Der vordere Teil des Bauwerks galt zunächst sogar als einsturzgefährdet.

Mindestens ein Jahr wird das Apotheken-Museum in Bad Münstereifel geschlossen bleiben. Der Schaden, den das Hochwasser darin angerichtet hat, wird auf 250 000 Euro geschätzt.

Um den historischen Wert zu sichern, wurde die Holzeinrichtung im Verkaufsraum (von 1806) bereits ausgebaut. Wenn das Holz getrocknet ist, kann sie nach Absprache mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege restauriert werden. Ebenso die Fensterrahmen und die Haustür des Museums, die glücklicherweise nicht vom Wasser weggetrieben worden sind.

Obwohl Kirchner nicht davon ausgeht, dass das Museum in den nächsten zwölf Monaten wieder öffnen wird, ist er optimistisch und dankbar für die Hilfe der vielen Freiwilligen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Wiederaufbau schaffen“, sagt der Förderkreis-Vorsitzende. Die Stadt brauche wieder ihre Leuchttürme. Aber auch: „Voraussetzung ist, dass wir die finanziellen Mittel zusammenbekommen. Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen.“

Unter anderem bei der NRW-Stiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz werde Geld beantragt. Viele Spenden hätten das Museum aber schon erreicht. Eine Elementarschaden-Versicherung konnte durch die Lage an der Erft vor Jahren nicht abgeschlossen werden.

Zehn Fachwerkhäuser im LVR-Freilichtmuseum überflutet

Rund zehn Fachwerkhäuser, zwei Magazine und zahlreiche Wege hat das Hochwasser im Kommerner Freilichtmuseum geflutet. Trotzdem spricht der stellvertretende Museumsleiter Dr. Carsten Vorwig von „irrsinnigem Glück“. Der Schaden wäre vermutlich erheblich höher gewesen, hätte das Museum nicht vor fünf Jahren begonnen, die Wege so zu sanieren, dass Regenwasser nicht mehr in Richtung der 79 historischen Gebäude fließt. Sie zu schützen, obliegt nicht dem Denkmalschutz, sondern dem Museum.

Für das Fachwerk sei Nässe kein Problem, so Carsten Vorwig. Solange es richtig trocknen könne. Durch Löcher kam Wasser in den Keller.

Zudem hatte ein Mitarbeiter am Morgen der Flut bemerkt, dass der Gully um einen der Ausstellungspavillons verstopft war. „Beim Freimachen haben wir gesehen, wie viel Wasser sich schon angestaut hatte“, so Vorwig. Durch diesen „Weckruf“ seien bis in den späten Abend sämtliche Gullys überprüft, Sandsäcke verteilt und Gräben um Häuser gezogen worden.

Durch den Lehmboden in den Fachwerkhäusern konnte das Wasser (bis zu 1,50 Meter hoch) wieder versickern. „Die Masse an Wasser, die es geregnet hat, ist für Fachwerkhäuser nicht existenzbedrohend. Problematisch ist, wenn die Häuser durch Strömungen und Flutwellen unterspült worden sind“, so der Bauhistoriker.

Erneuerung der Technik „wiegt am Schwersten“

Problematisch für das Museum ist, dass in den Kellern vieler Gebäude Technik verbaut ist, die das Gelände mit Strom versorgt. „Dass wir diese jetzt erneuern müssen, wiegt am schwersten“, so Vorwig. Er rechnet mit einem Schaden von bis zu 300.000 Euro.

Im Haus Binzenbach versickerte das Wasser im Lehmboden.

Ob eine Versicherung, das Museum oder der LVR dafür aufkomme, sei noch unklar. Viele Schäden konnten bereits selbst repariert werden. Die Metallöfen und Holzarbeitsgeräte aus den Magazinen werden restauriert.

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