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Kommerner Kamelle-KnatschStreit geht weiter: Verzicht auf Wurfmaterial an Karneval?

Lesezeit 4 Minuten

Während einige auf Kamelle pochen, stehen für andere die Kinder und ihre Kostüme im Vordergrund. (Archivbild)

  1. Kamelle ja oder nein? Diese Frage erhitzt zurzeit die Gemüter in Kommern.
  2. Auf einen Beschluss des Lehrerkollegiums der Katholischen Grundschule, aus Umweltgründen am Weiberdonnerstag auf Wurfmaterial zu verzichten, steht nun einer Petition eines Kegelklubs gegenüber.
  3. Ein Gespräch im Rathaus soll die Lösung des Problems bringen.

Mechernich-Kommern – Die erhoffte Lösung im Kommerner Kamelle-Knatsch lässt weiter auf sich warten. Das Gespräch, das Ortsvorsteher Rolf Jaeck mit der Stadtspitze deswegen am Donnerstag führen wollte, fand nicht statt. Der zuständige Mitarbeiter im Rathaus habe vergessen, dass Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick erst am Montag wieder im Rathaus sei. Jaeck, der also vergebens ins Rathaus gekommen war, hat nun einen Termin für kommenden Montag erhalten.

In Kommern schlagen unterdessen die Wogen immer noch hoch. Der Mehrheitsbeschluss des Lehrerkollegiums der Katholischen Grundschule, beim Kinderzug am Weiberdonnerstag aus Umweltgründen auf Wurfmaterial zu verzichten, stößt weiterhin auf Kritik – vor allem in den Sozialen Netzwerken. So hat der Kegelklub „Söhne Kommerns“ eine Unterschriftenaktion zugunsten des Kamellewerfens initiiert. Bis Mittwochmittag hatten sich der Petition „Kamelle für Kommerns Pänz“ 1386 Leute angeschlossen.

Tradition des Kamellewerfens veraltet?

Die Elternvertreter, die in der Schulpflegschaft sitzen, seien von der Entscheidung des Kollegiums überrascht worden, gab die Vorsitzende Nicole Kleinfeldt bekannt: „Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden.“ Sie selbst stehe irgendwie dazwischen, so Kleinfeldt: „Es ist immer gut, ein Zeichen zu setzen. Es ist ja auch nicht gesagt, dass in den kommenden Jahren beim Kinderzug weiterhin auf Wurfmaterial verzichtet wird.“

Sie selbst habe immer besonderen Wert auf die Kinder und Kostüme gelegt. Bereits in der Vergangenheit sei diskutiert worden, ob für den Zug nur hochwertigeres Material gekauft werden soll, dass die Zugteilnehmer den Pänz am Zugweg dann direkt in die Taschen legen. „Es ist aber gerade für die Kindergartenkinder und die der ersten beiden Schuljahre nicht so einfach, das zu verstehen und umzusetzen“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende und fügt an: „Vielleicht ist die Tradition des Kamellewerfens inzwischen auch veraltet.“ Bislang habe sie noch keine Anfragen von Eltern zu dem Thema erhalten. Sie hoffe nun, dass es noch zu Gesprächen kommen wird und dabei alle Möglichkeiten abgewogen würden, so Kleinfeldt im Gespräch mit dieser Zeitung.

Thema soll im Vorstandverband besprochen werden

Gesprächsstoff ist das Thema bei den Karnevalisten allemal, auch wenn dort die Meinungsbildung noch nicht ganz abgeschlossen scheint. „Zurzeit kann ich zu dem Thema noch gar nichts sagen“, erklärte Björn Schäfer von der Kommerner Karnevalsgesellschaft „Greesberger“. Er verwies auf das anberaumte Gespräch von Vertretern der Schule, der Stadt Mechernich, der KG und Ortsvorsteher Rolf Jaeck.

Die Diskussion von Kommern hat inzwischen auch den Regionalverband Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval mit Sitz in Bonn erreicht. Die Vorstandsmitglieder aus dem Kreis Euskirchen wollen in Kürze darüber beraten und das Thema dann im Verbandsvorstand ansprechen, erklärte Vorstandsmitglied Dieter Milz aus Nettersheim. „Wir können den Vereinen das ja nicht vorschreiben, höchstens Anregungen geben.“ Er selbst halte nichts davon, auf Wurfmaterial zu verzichten. Albert Meyer kann sich ebenfalls einen Zoch so ganz ohne Wurfmaterial nicht vorstellen. „Wir werfen aber kaum noch Kamelle“, sagt der Vorsitzende des Festausschusses Mechernicher Karneval (FMK). Im Vorstand des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel ist Meyer unter anderem für Kommern zuständig. Er weist aber auch darauf hin, dass der Kinderzug dort keine Veranstaltung der KG ist, sondern eine der Schule.

„Für Kamelle bückt sich kaum noch jemand“

Dennoch beobachtet er die Diskussion mit Interesse. Seit Jahren schon setze der FMK beim Wurfmaterial auf Klasse statt auf Masse. „Für die Kamelle bückt sich doch kaum noch jemand“, hat Meyer im Laufe der Jahre festgestellt.

Schokolade und Chips sowie mit Abstrichen Popcorn erfreuten sich hingegen noch großer Beliebtheit. „Wir versuchen auch, schon im Vorfeld so viel Abfall wie möglich zu vermeiden“, erläutert Meyer. Vor dem Zoch werde das Material, sofern es geht, ausgepackt.

Umweltschutz ist wichtig, Tradition aber auch

„Dann ist bei uns alles voll Papier“, sagt der Karnevalist. Aber das sei nicht schlimm, fügt er mit einem Lachen hinzu: „Wir sind ja auch bei der Altpapiersammlung aktiv, da profitieren wir ja dann zum Teil noch davon.“ Denn neben dem Umweltgedanken haben diese Maßnahmen des FMK durchaus auch eine eigennützige Aspekte. Der Festausschuss wolle vermeiden, dass die Stadt die Vereine zur Kasse bitte, wenn der Müll bei den Zügen überhand nehme, so Meyer.

Sein Kollege Michael Dormagen, Bezirksvorsitzender des Regionalverbandes für den Kreis Euskirchen, spricht sich gegen einen Verzicht auf Wurfmaterial aus: „Natürlich ist der Umweltschutz wichtig, aber man sollte nicht auf diese Tradition verzichten.“