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Mit Image-Film gegen MangelKreis Euskirchen will junge Menschen für Pflege begeistern

Lesezeit 4 Minuten
Mechernich_ImagefilmPflege

Wollen das Image der Pflege verbessern: Jennifer Grundner (von links), Sabine Vitten, Arbenite Etemi , Maike Kläser, Uwe Klein und Jonathan Kommer.

  1. Nicht nur in ganz Deutschland sondern auch im Kreis Euskirchen ist der Pflegemangel zu spüren.
  2. Nun will der Kreis jungen Menschen den Pflegeberuf näher bringen: mit einem Image-Film.
  3. Wie es dazu kam und wie der Kreis gegen den anhaltenden Pflegenotstand kämpft.

Mechernich – Dass Maike Kläser begeistert von ihrem Job ist, ist ihr anzumerken, wenn sie über ihre Arbeit spricht. „Es ist einfach schön“, sagt sie. Natürlich gebe es auch schlechte Tage. „Aber dann gehts du am nächsten Tag die Oma duschen, die seit zwei Wochen nicht mehr geduscht hat und die freut sich total.“

Kläser ist Pflegeschülerin am Kreiskrankenhaus Mechernich. Und sie ist die Hauptdarstellerin in dem neuen Image-Film zur Pflege, den der Kreis veröffentlicht hat. „Wir haben überlegt, wie können wir das Thema Pflege nochmal in den Vordergrund rücken“, berichtet Uwe Klein, Abteilungsleiter Soziales beim Kreis. Denn wie in ganz Deutschland herrscht auch hier in der Region ein Mangel an Pflegekräften. Zusätzlich sei auch die Qualität der Bewerber nicht immer optimal, sagt Klein.

Mehr Menschen den Beruf näher bringen

Mit dem Film wolle der Kreis mehr Menschen den Pflegeberuf näher bringen und mit dem Image der schlechten, harten Arbeit bei wenig Gehalt aufräumen. „Wenn ich im ersten Ausbildungsjahr 1000 Euro bekomme, ist das aus unserer Sicht keine schlechte Bezahlung“, sagt Klein. Das Gehalt in der Ausbildung sei wirklich nicht schlecht, sagt auch Kläser. Aber: „Wir müssen viel zurück stecken in unserem Privatleben und dafür müsste es nach der Ausbildung mehr sein.“

Grundsätzlich könne der Kreis auf der Lohnebene nichts tun, sagt Klein. Das sei Aufgabe des Bundes. Aber der Kreis können seinen Beitrag dazu leisten, zu zeigen, dass der Beruf der Pflegekräfte aus mehr besteht, als alten Menschen auf die Toilette zu helfen. Deswegen der Film. „Dass wir nicht nur als Arschabwischer gesehen werden. Ich bin schon als Putzfrau für Menschen betitelt worden“, beschreibt Kläser ihre Motivation, bei dem Film mitzumachen.

Viele Bestandteile der Ausbildung

Die reine Pflege mache vielleicht 40 Prozent ihres Alltags aus. Medizin, Psychologie, Wirtschaft, Recht, Management – all das ist laut Sabine Vitten Bestandteil der dreijährigen Pflegeausbildung. Vitten ist die stellvertretende Leiterin der Pflegeschule am Kreiskrankenhaus. Seit diesem Jahr bietet die Schule 120 Plätze an, 40 pro Jahrgang. Bewerbungen dafür habe sie zwar genug, doch oft stimme die Qualität nicht. „Nicht jeder Mensch ist geeignet“, sagt sie. Bei vielen merke sie, dass sie den Pflegeberuf nur als letzten Ausweg anstrebten, nicht weil sie ihn wirklich wollten.

Andere zeigten schon im Bewerbungsgespräch kaum Empathie, dabei sei gerade die in der Pflege so wichtig. Und es brauche auch etwas an Aufopferungsbereitschaft. Am besten sei es, wenn man sich den Beruf einmal näher anschaue. In einem Praktikum beispielsweise. Dann könne man entscheide, ob es wirklich etwas für einen ist. „Es ist nicht so wie in den RTL-Sendungen“, betont Kläser.

Ein Beruf mit Leidenschaft

„Es ist ein Job mit Leidenschaft“, sagt sie. Man müsse das wirklich gerne tun, sonst funktioniere es nicht. Das sieht ihre Kollegin Arbenite Etemi ähnlich. Sie macht ebenfalls die Ausbildung und ist gleichzeitig Mutter eines Kleinkindes. „Das ist nicht so einfach, aber wenn man es mit Lust macht, kriegt man es hin“, sagt sie. Und die hat sie. Der Job sei für sie immer schon ein Traum gewesen.

Mit ihrem Kollegen Jonathan Kommer werden Etemi und Kläser in der Pflege, der Wundversorgung und der Medikamentenverabreichung ausgebildet. Sie begleiten die täglichen Visiten und arbeiten sie nach, bringen Patienten Essen und begleiten diese auch emotional. Dabei merken sie auch den Personalmangel. „Für uns ist es wichtig, dass wir mehr Kollegen bekommen“, sagt Kläser. Im Alltag müsse oft einiges schnell gehen, dann gebe es keine Zeit für Erklärungen. Die gebe es zwar immer hinterher, doch dann sei die Situation nicht mehr so präsent, sagt Kommer. Die Ausbildung sei dadurch aber nicht beeinträchtigt, beeilt sich Kläser zu sagen.

Viel Zeit bei Patienten

Die Pflegekräfte verbringen laut Vitten die meiste Zeit bei den Patienten. Deshalb fielen ihnen auch schneller Veränderungen des Gesundheitszustandes auf, sagt sie. „Die Ärzte setzen sich nicht zum Patienten aufs Bett und sagen: „So jetzt heulen Sie mal 5 Minuten und dann reden wir drüber.“ Das machen die nicht, das machen wir“, sagt Kläser. Die Pflegekräfte seien das Bindeglied zwischen den vielen Berufsgruppen am Krankenhaus, berichtet Vitten.

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Ein anspruchsvoller Beruf, in dem man sich immer weiterbilden müsse „Ob neue Geräte oder neue Pflegestandards. Man muss immer weiter machen“, sagt Kläser. Auch deshalb sei für den Beruf auch ein guter Schulabschluss nötig, so Vitten. Einmal mit der Ausbildung fertig gebe es viele Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und weiterzubilden, berichtet die stellvertretende Leiterin der Pflegeschule. Man könne in Leitungspositionen streben, zu einem Praxisanleiter werden und selbst ausbilden, als Lehrer arbeiten, oder in einer sogenannten Funktionsabteilung wie dem Operationsbereich arbeiten, wo man assistierend tätig sei.

Und es gebe die Möglichkeit eines pflegewissenschaftlichen Studiums nach der Ausbildung. „Es nimmt zu, dass die Pflege sich akademisiert“, sagt sie. Aber es brauche auch mehr Leute in der klassischen Pflege, betont Kläser. „Nicht das jetzt alle studieren gehen“, sagt sie und lacht.