Das faszinierende Funkeln des Lichterzochs in Mechernich-Eiserfey bringt jedes Jahr neue, schillernde Facetten hervor.
Die Bilder vom Lichterzug 2025Das ist die ganz besondere KI des Stäänedanz in Eiserfey
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Zum Abheben schön: Bis zum Mond geht die magische Reise für die Feytaler Jecken beim Lichterzoch. Das wird mit der Kraft unzählicher LED-Lämpchen am Hochzeitskleid-Unterrock und dem opulenten Kopfschmuck wohl kein Problem.
Copyright: Tom Steinicke
KI? Künstliche Intelligenz? Dieses neumodische Computer-Zeugs? Das ist zwar in aller Munde, das brauchen Jecken aber nicht, um den Lichterzoch zum funkelnden, faszinierenden Stäänedanz zu machen. Sie haben etwas viel Wirkungsvolleres: Karnevals-Intelligenz. Die setzen sie so clever ein, dass sie ihren Zauber entfalten kann: die KM, die Karnevalsmagie.
Die KI, die keiner greifen kann, wirkt beim Lichterzug in Eiserfey
Unterschwellig, schleichend, fast unbemerkt geht die KI am Karnevalsfreitag ans Werk. Was da genau passiert in der blauen Stunde in Eiserfey, wenn der Tag der Nacht weicht, weiß keiner so genau. Es legen sich ein Flirren und eine Spannung über das kleine Örtchen, die die Sorgen und die Gedanken an die schwierigen Zeiten, in denen wir leben, für ein paar Stunden verschwinden lassen.
Als wäre ein Beweis nötig, platzt die Meldung in den Zoch, dass Trump Selenskyj aus dem Weißen Haus geschmissen hat. Jetzt nicht, kommentieren die Jecken das: Damit beschäftigen wir uns morgen. Oder Aschermittwoch.
Die pragmatische KI bringt die Teilnehmer auf clevere Ideen
Mit „das haben wir immer so gemacht“ kommt kein Jeck der Welt weit. Wie schön, dass es dank KI Lösungen für das eine oder andere Problemchen gibt. Karnevals-Intelligenz mit Nadel und Faden ist das bei den Fahnenschwenkern von AÖ. Die Jungs und Mädels von Alt Oeskerche haben 2024 den Stäänedanz zum ersten Mal mit ihren fliegenden Fahnen bereichert. Das Problem: Das Umherfliegen hat den LED-Lämpchen an den Fahnen nicht gefallen, sie sind einfach abgeflogen.
Damit das nicht so bleibt, hat die Truppe um Trainerin Panja Storch sich das Nähzeug geschnappt und die Beleuchtung fein säuberlich an die Stoffe genäht: 80 mal 80 Zentimeter sind die kleinen Fahnen groß, 110 mal 110 die großen. Dass die flottesten Mädels das in einer halben Stunde erledigt haben und es bei den Jungs teils mehr als vier Stunden gedauert hat, ist eine hübsche Anekdote zum 20-jährigen Bestehen der Gruppe.
Denn es ist zeitlich fast nichts im Vergleich zum kompletten Jahr, das die Lichterzoch-Stammgäste seit der ersten Stunde, die KLJB Zülpicher Börde, investiert hat, um einen neuen Wagen zu bauen. Mit KI, versteht sich: Im vergangenen Jahr sind sie in ihrem offenen Gefährt fies nass geworden, also hat das neue ein Dach. Irgendwann werden sie das wohl mal brauchen. Doch dieses Mal nicht. Die Karnevals-Intelligenz kann scheinbar auch das mit dem Wetter, so dass die Stääne im Trockenen danze können.
Die Hochleistungs-KI sorgt immer wieder für neue, jecke Ideen
Uff! Sich jedes Jahr etwas Neues einfallen lassen, am besten noch einen draufsetzen. Das ist nicht leicht für die Gruppen, da braucht's schon ein Schlückchen KI. Und sie haben es schon wieder geschafft, die Feytaler Jecken um Beate Heimersheim. Ihre weite Reise aus den Tiefen der Meere ins Weltall sorgt wieder für verzauberte Ohs und Ahs am Wegesrand. Auf die Idee zu kommen, aus Unterröcken von Hochzeitskleidern, bunt angemalten Styroporkugeln, jede Menge Lämpchen und einem opulent-spacigen Kopfschmuck eine Reise ins All zu wagen, ist schon Karnevalsmagie.
Während die achtjährige Sophie bei ihrer Stäänedanz-Premiere natürlich ein hübsches Kleid trägt, ist zum ersten Mal einer in Hosen dabei. Michael, 17 Jahre alt, ist vergangenes Jahr als Wagenengel auf den Geschmack gekommen. Nun mischt er munter mit bei den elf KG-Ladys: „Es macht einfach Spaß. Es sind verrückte Leute dabei – da gehöre ich auch dazu.“
Viele andere sind ideentechnisch auf Ballhöhe. Der Weyer-Eiserfey-Kommern-Vollemer Schmetterlingsgarten ist eine Augenweide. Auch bei der 14-köpfigen Gruppe um Mieke Reifferscheidt ist wohl KI am Werk: Mit einem rucksackähnlichen Haltungstrainer und ein paar Kleinigkeiten aus dem Heizungsbau-Fachhandel können die Flügel mal weggesteckt werden, ohne ihr schimmerndes Funkeln zu verlieren.
Hier und da verursacht die Karnevals-Intelligenz ein kräftiges Abrüsten: bei den Sistiger Tollitäten etwa. Inkognito sind die beim Jugendclub unterwegs. Ohne Ornat? Ja. Grund eins: Es ist viel zu kalt. Die Fahrt vom Zoch in Ettelscheid nach Eiserfey war ganz schön frisch, wie Prinz Andreas sagt. Grund zwei hat er exklusiv: Das Sistiger Kostüm ist ihm zu kurz – und das geliehene mag er nicht schmutzig machen.
Die magische KI hat den krassen Dauer-Bassdruck etwas reduziert
Bei manchem Werk, das die Karnevals-Intelligenz vollbringt, kann man sich nur die Augen reiben – in diesem Fall die Ohren. Hat irgendwer einen Pfifferling darauf gegeben, dass die Appelle wirken, die Soundmaschinen bitte nicht den ganzen Zoch über unter Volllast laufen zu lassen? Nun, zumindest Organisator Heinz Heimersheim war überzeugt. Was auch immer er da mit der KI veranstaltet hat, es ist genial.
Ein Flüsterzoch will der Stäänedanz nicht sein, ist er nicht und wird er hoffentlich auch nie. Dass die Jugendclubs lauter sind als die Stääne etwas gesetzteren Alters, versteht sich. Doch dass die Musiker vom Tambourcorps Eifelklänge aus Herhahn-Morsbach zu hören waren, hat nicht nur sie selbst ein bisschen erstaunt. Wie die Jecken, junge und alte, dieses Mal aufeinander zugegangen sind: Dat es Karnevalsmagie! Behaltet euch diesen Zauber bloß.
Die langsame KI braucht bei manch einem noch ein bisschen Zeit
„Do kütt de Prominenz...“ Bei den Jecken ist wohl bekannt, dass hoch oben auf der Burg der Eiferfeyer inzwischen der Börjemeeste-Platz ist. Zum letzten Mal in seiner Funktion als Stadtoberhaupt ist Dr. Hans-Peter Schick dabei. Dass bei dieser Abschiedstournee ein bissschen Wehmut dabei ist, gibt er unumwunden zu. In Sachen Nachfolge werde er sich heraushalten. Wichtig finde er nur, dass es ein Jüngerer werde, der für eine gewisse Kontinuität stehe – auch wenn es nicht gerade 26 Jahre im Amt sein müssen wie bei ihm.
Einen potenziellen Nachfolger haben Schick und CDU-Fraktionschef Peter Kronenberg mit Unionskandidat Michael Fingel mitgebracht. Ein bisschen hat die KI bei dem Mann, der bekennt, nicht unbedingt ein Karnevalist zu sein, schon gewirkt.
War er am Donnerstag noch in Zivil beim Rathaussturm dabei, rüstete er zu seiner Lichterzoch-Premiere mit einem Ringelshirt (gut versteckt unter dunkler Jacke) und einem wippenden Kopfschmückchen auf. Da ist noch eine Menge Luft nach oben. Doch Kronenberg hat keine Zweifel, dass die KI das hinbekommt: „Dat liert der och noch!“
Die KI der Zukunft soll bitte nicht überall drin rumpfuschen
Es bleibt spannend, was die Karnevals-Intelligenz den Stääne fürs nächste Mal so alles einflüstert. Aber eines ist sicher: Das mit der Karnevalsmagie hat die KI über die Jahre so tief in den jecken Stääne-Systemen implementiert, dass das wohl nicht mehr wegzubekommen ist.
Da sollen bitteschön weder KI noch das Weltgeschehen, weder regulierungswütige Bürokraten noch gar ein ekliges Virus auf die Idee kommen, daran rumzupfuschen.
Alles für die Sicherheit
Abriegelungen, Fluchtwegbanner, mehr Polizei und Ordnungsamts-Mitarbeiter: Die Organisatoren der KG Feytaler Jecken und die Stadt Mechernich haben eine Menge dafür getan, dass der Lichterzoch so sicher wie möglich ist. Jeder weiß, dass in der heutigen Zeit niemand eine hundertprozentige Sicherheitsgarantie geben kann. Was sichtbar getan wird, nehmen die Besucher deutlich wahr – ohne jedoch ein irgendwie ungutes Gefühl zu entwickeln, sich in einer Hochsicherheitszone zu befinden. Denn das wäre auch nicht im Sinne des Fastelovends.
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Fluchtwegbanner sind an neuralgischen Punkten aufgestellt.
Copyright: Tom Steinicke

Mit Lkw sind die Hauptzufahrten in den Ort dicht gemacht. Der Lastwagen wird kurz weggefahren, damit die Festwagen passieren können.
Copyright: Tom Steinicke
Große Lkw und Banner sind deutlich sichtbar. Doch in erster Linie sind es die Menschen, die aufs Feiern verzichten und stattdessen dafür sorgen, dass alles fluppt. Unzählige Ordner sind im Einsatz. Und Mitarbeiter des Bauhofs wie Lukas Krings. Sie seien da, wenn sie gebraucht werden, beschreibt er die Selbstverständlichkeit, mit dem Container-Lkw eine Zufahrt dicht zu machen. Immer wieder rangiert er ein paar Meter, um einen Wagen durchzulassen. Immer umgeben von vielen Fußgängern. Ist das knifflig? Da lacht der Mann am Steuer: Für einen, der den ganzen Tag auf solch einer Maschine sitzt, ist das Gewusel nun wirklich kein Problem.