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LichterzugIn Eiserfey tanzen in der Dunkelheit wieder die Sterne

Lesezeit 5 Minuten
Eine Frau ist von funkelnden Lichtern umgeben.

Pass op Prinzessin: In Eiserfey funkeln am Freitag wieder die Stääne, und das Konfetti fliegt in Massen.

Am Karnevalsfreitag ziehen wieder funkelnde Sterne durch Mechernich-Eiserfey. Lastwagen und Traktoren riegeln die Zufahrten ab.

Bundestagswahl, Trump, TÜV, Brauchtumsgutachten, Sicherheitsauflagen. Das Ganze in einer Zeit, in der der Ton zunehmend schärfer wird und unqualifiziertes Draufkloppen auf Social Media gern genommenes Mittel ist. Hat man da noch Lust auf Karneval? Auf die ganze Arbeit, einen Lichterzug zu organisieren? Ja, Beate und Heinz Heimersheim, die Motoren des Stäänedanz in Eiserfey, geben zu, hier und da mal ins Grübeln zu kommen. Doch dann werden sie ganz entschieden: Gerade in diesen Zeiten sei es wichtig, dass Dinge fortbestehen. Dass das Brauchtum gepflegt wird.

Den Menschen einfach eine Freude zu bereiten, gehört da unbedingt zu, ein Leuchten in die Augen der Besucher wie Teilnehmer zu bringen – auch wenn man es nie allen recht machen kann. Am Karnevalsfreitag um 19 Uhr ist es wieder soweit: Dann machen sich die Stääne auf den gut zwei Kilometer langen Rundkurs durch Eiserfey, den Alten Weg hoch, um die Kirchenkurve, die Hauserbachstraße runter. Ein paar Veränderungen gibt es aber dieses Mal.

Auch für den Stäänedanz gelten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen

Die Bilder der mit Autos verübten Anschläge haben sich allen tief eingebrannt. Überall werden Anstrengungen unternommen, die Zufahrtsstraßen dicht und die Zöch somit sicherzumachen, auch in Eiserfey.

„Das ist ein Punkt, den wir in den kommenden Jahren nicht vom Zettel bekommen werden“, sagt Heinz Heimersheim. Für den Stäänedanz in Eiserfey ist man durch die Tallage und die nicht gerade üppige Größe des Ortes in der glücklichen Lage, dass das Abriegeln vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen ist. Mit Lastwagen, Treckern und Autos werden die in den Ort führenden Straßen abgesperrt. Gestellt und besetzt werden die Fahrzeuge durch den Bauhof der Stadt. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung dabei, so sagt Heimersheim, funktioniere sehr gut.

Das gelte auch für die nun erforderlichen Fluchtweg-Banner. Mehr als zwei mal drei Meter sind die groß und werden an vier neuralgischen Punkten aufgestellt. Auch hier ist der Mechernicher Bauhof aktiv, hat die Konstruktionen gebaut und wird sie aufstellen.

Kostenlose Shuttlebusse bringen die Jecken nach Eiserfey

Wie jedem Jahr werden die kostenlosen Busse angeboten. Ab 17 Uhr bringen sie die Jecken vom Mechernicher Bahnhof – trotz des Schienenersatzverkehrs auf der Eifelstrecke, aber wegen des großen Parkplatzes –, vom Parkplatz an der Grundschule und dem Park-&-Ride-Platz bei Breitenbenden nach Eiserfey. Neu ist, dass die Rückfahrten erst gegen 22 Uhr starten. Dies ist in vor allem der Dauer des Zochs geschuldet.

Im Bereich der Kirche werden mobile Toiletten aufgestellt

Auch Jecke haben mal Bedürfnisse. Doch Wildpinkeln ist wie überall auch in Eiserfey absolut verpönt. Da jedoch die beiden Gaststätten im oberen Bereich des Ortes geschlossen sind, werden in Höhe der Kirche nun zusätzliche mobile Toiletten aufgestellt. Der WC-Wagen im unteren Bereich der Hauserbachstraße wird am Freitag wie gewohnt vorhanden sein.

Nebelmaschinen und Pyrotechnik sind beim Lichterzug strikt verboten

Ein bisschen Nebel auf dem Wagen? Kein Problem. Mal einen Bengalo zünden? Geschenkt. Doch die Eiserfeyer haben beobachtet, wie gerade in diesem Bereich aufgerüstet wurde. Vor lauter Nebel ist auf manchem Wagen keiner mehr zu sehen, und Zugteilnehmer wie Besucher in einem weiten Radius werden mit eingeräuchert.

Das soll so nicht weitergehen: Nebelmaschinen und Pyrotechnik aller Art sind nun strikt verboten. Das gilt auch für sogenanntes Bühnenfeuerwerk, das für Innenräume zugelassen ist – aus dem einfachen Grund, dass wohl keiner unterscheiden kann, worum es sich tatsächlich handelt.

Eiserfeyer appellieren, die Lautstärke etwas herunterzudrehen

Aufgerüstet haben viele Gruppen auch beim Sound: Mit Stromaggregaten von der Größe eines Kleinwagens und Boxen in Großraumdisco-Dimension statten sie die Wagen aus. Manche vergessen dabei offenbar glatt den Knopf, die Lautstärke mal runterzudrehen. Wenn dann selbst im Brüllmodus dauerhaft keine Verständigung mehr möglich ist, ist es einfach drüber. Das ist wahrlich kein Eiserfeyer Phänomen, sondern in nahezu allen Zöch zu beobachten.

Wir können und wollen nicht alles verbieten.
Beate Heimersheim

Bei dem Thema schlagen bei Beate Heimersheim zwei Herzen in der Brust: Natürlich sieht sie die Problematik. Aber auch, wie viel Zeit, Mühe, Herzblut und auch Geld die Gruppen in den Fastelovend stecken, um dazu beizutragen, dass die Tradition lebendig bleibt – unbezahlbar! Für sie steht fest: „Wir können und wollen nicht alles verbieten.“

Im Fall der Lautstärke ginge das gar nicht: Auf jedem Wagen einen Ordner mit Dezibel-Messer zu platzieren, wäre nicht machbar. Daher wählen die Eiserfeyer, wie andere Zoch-Organisatoren, den Weg des sehr dringenden Appells. In den Teilnahmebedingungen und Anmeldeunterlagen ist klar formuliert, dass der Fastelovend für alle da ist. Für Kinder, für Senioren. Und dass daher der Dauer-Bassdruck zu unterlassen sei. Heinz Heimersheim sagt, dass er zusätzlich mit allen Gruppen gesprochen habe, die Lautstärke zu mäßigen: „Ich glaube, dass das gefruchtet hat.“

Böse Überraschung für die Jecken: Kamelle sind deutlich teurer geworden

Eine böse Überraschung haben wohl alle Jecken beim Einkauf des Wurfmaterials erlebt. Dass alles teurer geworden ist, ist nicht neu. Doch viele Dinge, so Beate Heimersheim, seien im Vergleich zum Vorjahr doppelt so teuer. Sie geht davon aus, dass sich das in den Kamelletüten der Besucher bemerkbar machen dürfte – bei den Zügen, die tagsüber gehen, womöglich mehr als beim Lichterzug, in dem Kamelleschmeißen aus vollen Händen wegen der Dunkelheit ohnehin nicht geht.

Aber kein Wurfmaterial ist auch keine Option. Inspiriert von der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Zülpicher Börde, die seit Jahren die Lichterzoch-Besucher mit Kartoffeln oder Zwiebeln beschenkt, hat Heimersheims Gruppe nun erstmals Äpfel gebunkert: „Regional, gesund und kein Verpackungsmüll.“ Selbstverständlich gibt's aber auch Süßes und andere Kleinigkeiten für die Kinder: „Um die geht es ja schließlich.“

Eiserfeyer bereiten für die Jecken funkelnde Überraschungen vor

Vieles ist im Wandel. Doch eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Den Ladys der Feytaler Jecken ist partout nicht zu entlocken, was die Besucher des Lichterzugs von ihnen zu sehen bekommen. Mit einem Grinsen gibt Beate Heimersheim ein paar Hinweise: 5000 Kabelbinder haben sie dieses Mal gebraucht. Und sie hoffe, dass sie alle Schalter finden, um die Lämpchen am Kostüm anzuknipsen. Leev Jecke: Wer wissen will, was das wohl für ein Kostüm ist, muss am Freitag den Stäänedanz selbst anschauen.