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Ein ÜberblickSo wird bei den Karnevalszügen in der Region rund um Köln für Sicherheit gesorgt

Lesezeit 8 Minuten
Karnevalszug-Bergisch-Gladbach

Der populärste Karnevalszug in Rhein-Berg findet am Sonntag in Bergisch Gladbach statt.

Auch die Karnevalsumzüge in der Region haben ihre Sicherheitskonzepte angepasst. Wie sich die Veranstalter und Kommunen vorbereitet haben.

Wenn in der fünften Jahreszeit ein Gefühl nicht dabei sein soll, dann ist es Angst. Nordrhein-Westfalens oberster Sicherheitsbeauftragter Herbert Reul selbst hatte jüngst dazu aufgerufen, auch nach dem Anschlag von München, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen, an den tollen Tagen trotzdem auf die Straße zu gehen und zu feiern.

„Wir dürfen uns auch die Freude an Karneval – die Lust aufs Leben – nicht nehmen lassen“, sagte der Innenminister (CDU) am Mittwoch – noch bevor eine mögliche IS-Anschlagsdrohung gegen den Kölner Karneval bekannt wurde. Reul wird selbst dabei sein, und zwar mittendrin: beim Kölner Rosenmontagszug. In Köln und der Region sind Karnevalszüge Herzstücke der Feierkultur. Wie sich die Veranstalter und Kommunen vorbereitet haben.

Karneval in der Eifel: Mehr Wagenengel gehen mit

Mehr als 90 Züge gehen an den Karnevalstagen im Kreis Euskirchen. Der Rosenmontagszug in Euskirchen (Start 12.11 Uhr) lockt alljährlich mehrere Zehntausend Besucher an. Der historische Geisterzug in Blankenheim am Samstagabend ab 19.11 Uhr ist weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Und der Lichterzug in Mechernich-Eiserfey Freitag ab 19 Uhr ist zu einem funkelnden Publikumsmagneten mit mehreren Tausend Besuchern geworden. Diese Züge haben Veranstalter und Polizei besonders im Fokus, wenn es um das Thema Sicherheit geht. Die Beamten werden dort verstärkt im Einsatz sein, sagt Polizeisprecher Franz Küpper.

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Aber auch der Rosenmontagszug in Zülpich, mit mehr als 100 Gruppen der größte Zug im Kreis, hat ein neues Sicherheitskonzept erhalten. Genau wie in der Kreisstadt Euskirchen setzen die Verantwortlichen auf mobile Sperren, um den Zugweg zu sichern. Wenn es sein muss auch mithilfe von Landwirten. In Euskirchen werden an neuralgischen Stellen und Zufahrten auch Lastwagen der Technischen Dienste eingesetzt.

Auch über die Zahl der Wagenengel ist vielerorts noch einmal diskutiert worden, um die Sicherheit der Jecke zu erhöhen. So muss es in Euskirchen pro Festwagen mindestens sechs Wagenengel geben. Zudem wurde der Zugweg geändert.

Rhein-Sieg: Das Karnevalsgespann muss um die Ecke

In Siegburg startet der große Rosenmontagszug durch die Kreisstadt um 13 Uhr von der Luisenstraße und zieht einmal durch die City. 20.000 Zuschauer schauten sich den prominentesten Zug im Rhein-Sieg-Kreis im vergangenen Jahr an, darunter auch immer viele Familien. Mit der Polizei hat die Stadt Siegburg ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet. Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungsbehörden werden in der Öffentlichkeit präsent sein.

In Troisdorf, der größten Stadt des Kreises, geht am Tulpensonntag einer der schönsten Züge. Start für den 1,5 Kilometer langen Tross ist um 13 Uhr in der Blücherstraße. Besonders die Fußgruppen fallen durch ihre aufwendig gestalteten Kostüme auf. Etwa 2000 Teilnehmer sind angemeldet. Dabei wird auch Sicherheitspersonal sein, das der Festausschuss stellt. Sämtliche Zufahrtsstraßen zum Zugweg werden mit Lastwagen zugestellt.

Die Stadt hätte gerne auch eine Modifikation des 3,6 Kilometer langen Zugwegs zwischen Blücherstraße/Moselstraße und der Stadthalle gesehen. Das aber sei nicht machbar, wie Hans Josef Tannenbaum, der Vorsitzende des Festausschusses Troisdorfer Karneval, sagte: „Da kommen die Gespanne nicht um die Ecke.“

Im ländlichen Much, wo der bunte Zug am Rosenmontag um 14 Uhr vom Parkplatz der Wahnbachtalstraße startet und über die Hauptstraße geht, schützen Betonsperren an den Hauptzufahrten den Zugweg, an dem auch immer viele Familien mit Kindern stehen. Damit Rettungswege im Bedarfsfalle genutzt werden können, werden Fahrzeuge unter anderem der Johanniter dort abgestellt. Auch Ordnungsamt und Polizei wollen verstärkt Präsenz zeigen. (Sandra Ebert)

Rhein-Erft: Auf den Bahnen des „Närrischer Elias“

Einer der größten und populärsten Karnevalszüge ist der Umzug an Karnevalssonntag in Brühl. Seinen Namen „Närrischer Elias“ hat der Brühler Zug von einem Zug aus Eisen und Stahl: Die einst über den Brühler Markt fahrende, mit Dampf betriebene Vorgebirgsbahn wurde im Volksmund Feuriger Elias genannt. Seit Jahrzehnten umfährt die Stadtbahn die zentrale Innenstadt, der Karnevalszug wandelt aber auf einem kurzen Abschnitt durch die Fußgängerzone auf der einstigen Strecke.

Der Närrische Elias gehört neben den Karnevalszügen in Frechen und Wesseling sowie Bergheim zu den größten. Meist hat der Brühler Zug etwa 2000 Teilnehmer. Am Wegesrand stehen je nach Wetterlage mehrere Zehntausend Jecke. In Brühl lässt sich die Polizei nicht so richtig in die Karten schauen, was die Sicherheit am Zugweg angeht. Man stehe im engen Austausch mit den Ordnungsbehörden und werde entsprechend reagieren. In der Vergangenheit war es so, dass neben der „normalen Absicherung“ an der Spitze des Umzugs und örtlichen Polizeikräften auch schon mal Züge einer Hundertschaft zu sehen waren. Das liegt vielleicht auch daran, dass es in Brühl eine Polizeischule gibt.

Bergheim: Sicherheitskonzept an Karneval auf Prüfstand

Tiefere Einblicke lässt die Stadt Bergheim zu. Sie hat nach eigenen Angaben bereits vor zwei Jahren ihren Sicherheitsstandard deutlich erhöht. „Nicht zuletzt aufgrund der bekannten Vorfälle in Berlin, Straßburg, Hanau, Solingen oder Magdeburg wurde unser Sicherheitskonzept für städtische Großveranstaltungen umfassend auf den Prüfstand gestellt, angepasst und erweitert“, sagt Sprecherin Christina Conen-Gemmel. Das Sicherheitspersonal wurde aufgestockt, Polizei- und Ordnungsamtspersonal verstärkt, Einlasskontrollen sowie stichprobenartige Taschen- und Personenkontrollen sollen durchgeführt werden.

Zudem werden Rammsperren und weitere mobile Barrieren auf Veranstaltungsflächen installiert, um ein höheres Maß an Sicherheit zu gewährleisten. „Die Züge werden außerdem mit Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen am Anfang und am Ende des Zuges abgesichert.“

Leverkusen: Schull- und Veedelszoch in Schlebusch besonders beliebt

Fünf Karnevalszüge gehen durch Leverkusen – der größte ist nicht etwa der Rosenmontagszug in Opladen, sondern der Schull- und Veedelszoch, der am Samstag durch Schlebusch zieht. Unter dem Motto: „Gemeinsam jeck in unserem Veedel“ sind 37 Gruppen angekündigt, darunter laufen Kinder und Jugendliche aus vier Schulen, 17 Wagen, sieben Bagagewagen und fünf Musikkapellen.

Ein bekanntes Nadelöhr auf dem Zugweg ist die Fußgängerzone an der Bergischen Landstraße und vor allem der Lindenplatz an deren Eingang – hier trifft sich traditionell die Jugend. Es gilt ein Glasverbot, außerdem behalten die Ordnungskräfte sich vor, den Zugang zu sperren, wenn es zu voll wird. Für alle, die entspannter Kamelle sammeln wollen, empfiehlt sich der Beginn des Zugweges von der Reuterstraße über die Mülheimer Straße und vor allem die vor einigen Jahren eingerichtete „Familienmeile“ am Ende des Zugweges an Gezelinallee und Felix-von-Roll-Straße.

Karneval in Leverkusen: Auflagen überarbeitet

Die Sicherheitsauflagen wurden nach den Vorkommnissen der vergangenen Monate in Deutschland noch einmal überarbeitet. „Wir bewerten regelmäßig die Bundeslage und sind im Austausch mit unseren Sicherheitspartnern“, sagt Ulrich Kopka, Leverkusener Wachdienst-Leiter. Nach eingehenden Prüfungen aller Sicherheitskonzepte sei die Polizei zu dem Schluss gekommen, „dass wir alle Vorkehrungen getroffen haben, um allen einen sicheren und schönen Karneval zu ermöglichen.“

Dafür wurden mit den Veranstaltern vor allem der Züge, aber auch anderer großer Veranstaltungen „flankierende Maßnahmen“ besprochen, die der Polizist aus Sicherheitsgründen nicht näher erläutert. „Wir konnten uns in allen Vorschlägen einigen, sodass keiner Bedenken haben sollte, zu einer Karnevalsveranstaltung zu gehen.“

Rhein-Berg: Sperren werden ausgeweitet

Der größte Karnevalszug, zu dem wieder an die 100.000 Besucher erwartet werden, geht an Karnevalssonntag ab 13.11 Uhr durch die Stadtmitte von Bergisch Gladbach. Diesmal sind mehr als 3300 Zugteilnehmer, 66 Festwagen, 41 Fußgruppen und Bagagewagen dabei. „Wir haben derzeit überall in Deutschland eine abstrakte Gefährdungslage auf hohem Niveau“, sagt Polizeisprecherin Tanja Höller nach einem Sicherheitstreffen von Polizei, Karnevalisten und Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung.

„Eine konkrete Gefährdungslage gibt es nicht“, betont Stadtsprecher Patrick Ortmanns und weist auf zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen der vergangenen Jahre. So gehören quer stehende Lastwagen oder Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk als „Straßensperren“ vor Einmündungen auf die Karnevalszugstrecke bereits seit 2017 zum Sicherheitsstandard.

Nach Informationen dieser Zeitung sollen diese Sperren nochmals ausgebaut und auch auf kleinere Straßen ausgeweitet werden. Alle Großfahrzeuge, mit denen die Straßen gesperrt werden, sind mit Fahrern besetzt. So soll sichergestellt sein, dass sie bei einem Rettungseinsatz sofort zur Seite gefahren werden können. Seit 2018 gilt zu den großen Umzügen im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet außerdem ein Verbot für Glasflaschen und Trinkgläser am Zugweg.

Oberberg: Zusätzliche Sperren, aufgestockter Sicherheitsdienst an Karneval

Der erste Karnevalszug im Oberbergischen zog am Wahlsonntag durch Waldbröl. Im Vorfeld war die Anspannung bei den Ehrenamtlern der Waldbröler Karnevalsgesellschaft spürbar. „Der Terror ist im Kopf“, sagte die Vorsitzende Alexandra Noiron, als die zahlreichen zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen abgestimmt wurden.

Eric Schneider, Zugleiter der KG Rot-Weiß Denklingen, erwartet am Karnevalssonntag bei gutem Wetter 20.000 Jecke. Der Zug startet um 14.11 Uhr in der Ortsmitte. 600 Teilnehmer werden reichlich Kamelle und Strüßjer werfen. Straßensperren sollen den Zug schützen. Angeschafft wurden sie von der Gemeinde, sodass dem Verein dafür keine weiteren Kosten entstehen.

„Wir mussten aufrüsten“, berichtet dagegen Michael Röser, seit 18 Jahren Zugleiter des Bielsteiner Umzugs, der Rosenmontag um 14.11 Uhr startet. „Bisher waren wir immer ein sehr ruhiger Ort ohne Krawalle. Jetzt mussten wir lernen, dass sogar Kleinwagen eine Gefahr darstellen können. Nun haben wir sechs Lastwagen-Sperren, zwei Straßen sind nach dem Münchener Anschlag dazugekommen, wir haben den Sanitätsdienst aufgestockt, mehr als 40 Ordner sind unterwegs.“

Wo das wohl mal enden solle, fragt sich auch Zugleiter Florian Stausberg von der KG Morsbach. Zusätzliche Sperren, auch an kleinen Straßen und Parkplätzen, ein aufgestockter Sicherheitsdienst. Rund 1600 jecke Teilnehmer und 45 Gruppen ziehen am Rosenmontag ab 13.11 Uhr an bis zu 10.000 Zuschauern vorbei.

Der Wipperfürther Bauhof hat zudem eine weitere „schwere“ Aufgabe: In der Hansestadt werden bereits an Weiberfastnacht neben großen Steinen und Traktoren zur Sicherung der Zufahrten sechs riesige Kunststoffbehälter aufgestellt. Rund 100 Gruppen und viele tausend Teilnehmer, besonders in der Innenstadt, werden erwartet.