AboAbonnieren

Galerie im RathausIn der Ausstellung in Mechernich geht es um Hände und Lost Places

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Uwe Rhiem im bunten Hawaiihemd und Iris Hilgers, die eines ihrer Bilder in den Händen hält.

„Schattenbühne trifft Handspiel“: Der Objektkünstler Uwe Rhiem und die Fotografin Iris Hilgers stellen ihre Werke gemeinsam in der Galerie im Rathaus in Mechernich aus.

Die Fotografin Iris Hilgers und der Objektkünstler Uwe Rhiem stellen in der Galerie im Rathaus in Mechernich ihre Werke aus.

Verschiedenartiger könnten die künstlerischen Ansätze der beiden Protagonisten der aktuellen Ausstellung „Schattenbühne trifft Handspiel“ im Rathaus in Mechernich kaum sein. Mit der Fotografin Iris Hilgers und dem Objektkünstler Uwe Rhiem stehen sich auf den Seiten des Flures zwei Positionen gegenüber, die die Vorteile des anderen eher betonen als sie zu schmälern. Jetzt wurde die Ausstellung feierlich eröffnet.

Handfest im wahrsten Sinne des Wortes sind die Werke von Rhiem. Hier wachsen Hände aus den Leinwänden, agieren, werden lebendig und geben den vielen Worten der deutschen Sprache, in denen das Wort „Hand“ vorkommt, einen doppelten Sinn. Wie im „Handspiel“, bei dem eine Hand auf einer Klaviatur unterwegs ist.

Während das Motiv dem Betrachter aus den von Rhiem gestalteten Leinwänden nicht nur visuell, sondern tatsächlich entgegenkommt, ziehen die Fotografien von Hilgers den Betrachter in die Tiefe. Es sind düstere, leerstehenden Villen, Lost Places, die morbide und die Vergänglichkeit deutlich machende Szenerien bieten. Geschickt nutzt Hilgers dabei die Tiefe in den langen Fluren der aufgelassenen Gebäude, nutzt den Lichteinfall, der durch Türen oder Treppenhäuser kommt, um eine Räumlichkeit zu erzeugen, die den Betrachter ergreift.

Hilgers' Aufnahmen entstanden in Frankreich, Belgien und Deutschland

In Frankreich, Belgien und Deutschland seien die Aufnahmen entstanden, informierte Hilgers. Manche Touren, etwa die in den Beelitz-Heilstätten, könnten offiziell gebucht werden. „Bei anderen musst du auch schon mal schnell laufen können“, sagte sie mit einem Augenzwinkern.

Seit 2010 widmet sie sich den Lost Places. „Es ist, als ob du ein Kind bist, etwas entdeckst und ein Abenteuer bestehst“, beschreibt sie die Faszination. Spannend sei es, die Atmosphäre in den verlassenen Gebäuden zu spüren.

„Hände können wunderbare Dinge erschaffen, aber auch als Waffe eingesetzt werden“, sagte Rhiem zur Eröffnung. In seinem früheren Beruf als Polizist sei er in einigen Situationen froh gewesen, dass er immer ein paar Handschellen in der Tasche hatte. Hände seien für fast alle Menschen als tägliche Begleiter und Werkzeuge einfach so da. Solange sie das täten, was von ihnen erwartet werde, mache sich kaum jemand Gedanken darüber.

Das hat ein Zahnarzt mit der Kunst von Uwe Rhiem zu tun

Bis auf die Farbe habe er entweder Materialien von Flohmärkten oder Dinge verwendet, die andere entsorgt hätten. Wie zum Beispiel Abdruckmasse, die ein Zahnarzt nicht mehr habe verwenden können und die er für die Abformungen der Hände genutzt habe.

Gerade der Gegensatz zwischen den beiden künstlerischen Ansätzen habe ihn gereizt, die beiden Künstler gemeinsam auszustellen, begründete Kurator Franz Kruse die Kombination. „Während die eine sehr ästhetisch ist, ist der andere mehr Dada“, sagte er.

Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Düsseldorfer Band „Jazzophine“. Eigentlich als Quartett unterwegs, musste die Band aufgrund einer Erkrankung der Sängerin als Trio auftreten. Mit der Flötistin Miriam Hölker, Uli Meincke am Keyboard und dem Bassisten Christian Naumann spielte die Formation gekonnt klassischen Jazz.


Noch bis zum 14. Oktober 2024 ist die Ausstellung „Schattenbühne trifft Handspiel“ im Erdgeschoss des Rathauses in Mechernich, Bergstraße 1, zu besichtigen. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 8,30 Uhr bis 12.30 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr.