Auf 42 Spielplätzen im Stadtgebiet Mechernich sind zu hohe Bleiwerte nachgewiesen worden. Der Boden wird dort ausgetauscht, aktuell wird im Mühlenpark gearbeitet. Bis Ende 2023 sollen alle Plätze saniert sein.
SanierungBleibelasteter Boden auf Mechernicher Spielplätzen wird ausgetauscht
Das Gras im Mühlenpark ist weiß vor Frost, minus sieben Grad, blauer Himmel. „Das ist super“, sagt Christof Marx, Grünflächeningenieur der Stadt Mechernich. Das Wetter sei für die aktuelle Sanierungsmaßnahme im Mühlenpark genau richtig. Baufahrzeuge können über den gefrorenen Boden gut in den Park hineinfahren und gleichzeitig gehe der Frost im Boden nicht so tief, dass die Baggerarbeiten beeinträchtigt werden. Die sind nötig, weil der Boden im Bereich des Spielplatzes ausgetauscht werden muss.
Der Mühlenpark-Spielplatz ist einer von 42 Spielplätzen im gesamten Stadtgebiet, die laut des Bleigutachtens von 2020 saniert werden müssen. Auf allen diesen Spielplätzen waren die Bleiwerte zu hoch. Deshalb müssen dort 35 Zentimeter der oberen Bodenschicht abgetragen, eine Grabe-Sperre eingesetzt und neue, unbelastete Erde aufgeschüttet werden.
Sträucher werden umgepflanzt, Bäume erhalten
„Das klingt so einfach“, sagt Marx. Aber: „Das Ganze ist ziemlich komplex.“ Sträucher müssen aus- und umgepflanzt, Spielgeräte abgebaut werden. Eine weitere Schwierigkeit bilden Bäume, die erhalten bleiben sollen. Die kann man nicht mal so eben umpflanzen. Hier werde die Erde ganz vorsichtig um die Wurzeln herum abgetragen, so Marx.
13 Spielplätze saniert die Stadt in Eigenregie, die restlichen 29 übernimmt der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV). Die Stadt ist mit ihren Baumaßnahmen fast fertig, neun Spielplätze seien saniert, sagt Marx. Der AAV hingegen hat gerade erst begonnen, mit dem Spielplatz im Mühlenpark. Eigentlich hatte man im Sommer 2022 komplett fertig sein wollen. „Je mehr du mit in das Boot holst, desto länger dauert es“, sagt Marx dazu. Neben Stadt und AAV hänge auch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises mit in dem Projekt. Zudem gehörten einige der Spielplätze zu Kitas, mit denen man sich abstimmen müsse.
Mechernicher wollen spätestens Ende 2023 fertig sein
Und dann gab es noch ein Problem: Auf die erste Ausschreibung des AAV für den ersten Bauabschnitt (zwölf Spielplätze) meldete sich niemand. Erst im zweiten Anlauf gewann man eine Baufirma für das Projekt. Die Sanierung der Spielplätze falle in eine Zeit, in der die Baufirmen Vollauslastung haben, berichtet Marx. „Deshalb sind wir noch nicht ganz soweit, wie wir eigentlich hätten sein wollen“, resümiert er. Marx hofft, dass alle Spielplätze bis Mitte 2023 saniert sind, spätestens aber Ende 2023 sollte es soweit sein.
Drei Millionen Euro kostet nach Angaben der Stadt alleine die Sanierung der 29 Spielplätze, die der AAV übernimmt. Der Verband trägt 80 Prozent der Kosten, den Rest muss die Stadt zahlen. Immerhin noch 600.000 Euro, plus die Kosten für die Sanierungen, die sie selbst übernimmt. Um Kosten und Aufwand in Grenzen zu halten, werden manche Spielflächen verkleinert und eingezäunt, so dass ein klar abgetrennter Bereich entsteht. Nur dort werde der Boden ausgetauscht, nicht auf den umliegenden Grünflächen, so Marx.
Zahlreiche Spielplätze erhalten auch neue Geräte
Bei der Reihenfolge der Sanierung gehen Stadt und AAV nach einer Prioritätenliste vor: Höher belastete Spielplätze werden zuerst saniert. Ganz oben auf der Liste standen der Spielplatz im Mühlengarten in Obergartzem und der in Lückerath. Diese wurden als erstes angegangen. Bei der Sanierung schaue man sich direkt auch die Spielgeräte an, berichtet Marx. Sei etwas nicht in Ordnung oder absehbar, dass es bald ausgetauscht werden müsse, habe man direkt neue Geräte angeschafft: „Ich habe am Bauhof massig Geräte liegen.“
Bei den ersten Sanierungen war Marx noch auf ein unerwartetes Problem gestoßen: die neue Erde. „Wir können ja aus dem Stadtgebiet keine nehmen“, sagt er. Schließlich müsse ja gewährleistet sein, dass der neue Boden unbelastet ist. Die gängigen Verkäufer von Erde machten aber keine Analyse zur Schwermetallbelastung.
Unbelastete Erde kommt aus Rheinbach und Bliesheim
Schließlich habe man Erde aus Rheinbach erhalten. Dort sei ein Regenrückhaltebecken gebaut worden. Der Erdaushub habe von der Baufirma entsorgt und in diesem Zusammenhang auch analysiert werden müssen. Das bekamen die Verantwortlichen in Mechernich spitz und fädelten den Deal ein. Der AAV verwendet laut Stadt für seine Sanierung unbedenklichen Mutterboden aus der rheinischen Börde bei Bliesheim.
Marx ist zuversichtlich, dass die Erdarbeiten im Mühlenpark bis Weihnachten abgeschlossen sein werden. Allerdings könne voraussichtlich erst im März Rollrasen verlegt werden, der dann noch anziehen müsse. Vermutlich seien einzelne Spielbereiche des Parks deshalb bis April gesperrt.
Der Stadt sei bewusst, wie beliebt der Mühlenpark sei, deshalb habe man die Sanierung ja in den Winter gelegt. Doch den Rasen könne man der Temperaturen wegen schlicht nicht früher verlegen. Dafür ist Frost dann doch nicht super.
Blei-Leitfaden für Mechernich und Kall
Das Gutachten zur Bleibelastung im Mechernicher Boden des Instituts für Umwelt-Analyse wurde im Juli 2020 vorgestellt. Ergebnis: Akute Gefahr besteht nicht, Handlungsbedarf schon. Die Resonanz reichte von Erleichterung bis hin zu scharfer Kritik. Vorrangig ging es um den Schutz von Kleinkindern, die gerne alles in den Mund stecken und so bleibelastete Erde oral aufnehmen könnten. Die chronische Aufnahme von Blei könne bei Kindern zu schwerwiegenden Folgen für das zentrale Nervensystem führen, hieß es.
Daher wurden die Spielplätze untersucht und eine Prioritätenliste erstellt. Bebauungsgebiete wurden auch untersucht. Heraus kam, dass in manchen Baugebieten Maßnahmen vorgenommen werden müssen, um eine möglichst gefahrenfreie Nutzung für Familien zu gewährleisten. Um das Leben mit dem Blei zu erleichtern, veröffentlichte der Kreis Euskirchen kurz nach der Vorstellung des Gutachtens einen aktualisierten Handlungsleitfaden. (jre)
Der AAV
Der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) ist eine unabhängige Körperschaft des öffentlichen Rechts, die 1988 durch ein Landesgesetz gegründet wurde. Pflichtmitglieder sind das Land und die Kommunen. Der AAV beseitigt Altlasten in Boden oder Grundwasser, wenn ein Verursacher nicht ausfindig oder nicht haftbar gemacht werden kann. (sev)