Bleibelastete ErdeProbleme beim Spielplatz-Umbau in Mechernich
Mechernich-Kommern – Christof Marx hat ein Problem. Der Landschaftsarchitekt der Stadt steht auf dem Spielplatz an der Pützgasse in Kommern. Hier wurde in den vergangenen Wochen viel gearbeitet, denn mit einer Bleibelastung von 4070 Milligramm pro Kilogramm Erde war er der fünfte auf der Rangliste, der meistbelasteten Spielplätze im Stadtgebiet. Deshalb wurde nun 35 Zentimeter Erde flächendeckend abgetragen, Sträucher ausgegraben, der Bereich der Spielgeräte eingefasst, mit einem Vlies unterlegt und Hackschnitzeln aufgefüllt. Geplant sind nun noch ein neuer Zaun und kleinere Pflasterarbeiten. Um den Spielplatz fertig zu stellen, muss aber die Fläche außerhalb des direkten Spielbereichs noch mit unbelasteter Erde aufgefüllt und bepflanzt werden. Und genau hier liegt Marx Problem: „Sie finden keinen Lieferanten hier in der Umgebung, der Untersuchungen macht.“
Der neue Boden soll natürlich unterhalb der Grenzwerte liegen, nur gebe es eben kaum Unternehmen die ihren Oberboden untersuchten, so Marx. Ähnlich wie auf dem Spielplatz an de Pützgasse sehe es deshalb auf dem Spielplatz im Mühlengarten in Obergartzem und dem an der Wachholder in Kommern aus. „Ich komme nicht weiter, ohne Boden“, sagt er.
Prioritätenliste
Bei der Sanierung der Spielplätze geht die Stadt nach einer Prioritätenliste vor. Je höher der Bleigehalt desto schneller soll saniert werden. Ganz oben auf der Liste stand deshalb der Spielplatz im Mühlengarten in Obergartzem gefolgt von dem in Lückerath. Der in Vollem habe eigentlich nicht soweit oben gestanden, berichtet Christof Marx. Dort habe es aber eine Spielgeräte spende gegeben, weshalb man ihn vorgezogen habe. Als nächstes seien dann die Spielplätze in Strempt, Kalenberg und Obergartzem Lohbenden an der Reihe.
Insgesamt seien drei Spielplätze schon fertig und weitere drei in der Mache. Noch ausstehend seien elf Kindergarten-Spielplätze und rund 30 weitere öffentliche Spielplätze, so Marx. Diese sollen dann nicht mehr von der Stadt sondern vom Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) saniert werden. Die Verträge dazu seien allerdings noch nicht abgeschlossen, so Marx.
In der Gemeinde Kall führt die Institut für Umwelt-Analyse Projekt GmbH seit dem 23. November Bodenuntersuchungen auf Kinderspielplätzen und Spielflächen durch. Bis Mitte Dezember sollen alle öffentlichen Spielplätze und die an Kindergärten und Schulen auf mögliche Schadstoffbelastungen untersucht werden. (jre)
Für den Spielplatz an der Wacholder habe die Stadt zwar hochwertigen Boden gekauft, den müsse er aber nun wieder abtragen lassen. Denn darin sei die Nickel-Belastung zu hoch, das habe die Bodenschutzbehörde des Kreises entschieden. „Das Erdthema habe ich mir jetzt eigentlich nicht so kompliziert vorgestellt“, sagt Marx und seufzt.
Auf den bereits sanierten Spielplätzen in Lückerath, Vollem und an der Friedrich-Wilhelm-Straße sei das Problem nicht entstanden, weil dort die gesamte Spielplatzfläche entweder mit Kies oder Fallschutzmatten ausgelegt worden sei. Das könne man zwar theoretisch auch auf den anderen drei Plätzen mache, koste dann aber auch viel Geld. Alles zu zupflastern sei sicher die einfachste Lösung, „aber wie sieht das dann aus?“ Nein, es brauche Erde, sagt er.
Und davon nicht zu knapp. Alleine auf dem Kommern Spielplatz an der Pützgasse seien mehrere hundert Tonnen nötig. Inzwischen habe er auch einen vielversprechenden Lieferanten in Rheinbach gefunden, der seinen Boden untersucht habe. Marx hofft, dass es mit diesem Boden klappt. Wenn alles glatt laufe könne die neue Erde dann schon in den nächsten Wochen angeliefert werden, aber er sei inzwischen vorsichtig mit Prognosen.
Zeitdruck habe er was die Erde angehe allerdings keinen. Denn es sei inzwischen sowieso zu spät, um darauf noch Rasen an zusähen. Damit müsse nun bis zum Frühjahr gewartet werden. Er denke, dass dann im März Rollrasen verlegt werde, das gehe schneller. Dann könnten die Spielplätze ab April genutzt werden. Bis dahin müssen sich die Kinder wohl noch etwas gedulden. Immerhin am Spielplatz an der Wachholder in Kommern, ist eines der Spielgeräte bereits zugänglich, der Rest bleibt aber vorerst abgesperrt.
Auf dem Spielplatz an der Pützgasse gibt es noch ein weiteres Problem: Hier stehen zwei Kirschbäume. Diese könne man nicht einfach, wie bei den Sträucher vorgesehen, ausgraben, von der belasteten Erde befreien und später weder einpflanzen, erklärt Marx.
Stattdessen werde der eine Baum mit einem Zaun vom Spielplatz abgegrenzt. Bei dem anderen, der ehe mittig auf der Fläche steht, hat Marx einen etwa vier Mal vier Meter große Fläche drumherum an belasteter Erde liegen gelassen. Hier werde nun in Handarbeit vorsichtig noch so viel Oberboden wie möglich abgetragen. Dabei müsse sehr darauf geachtet werden, dass die Wurzeln nicht beschädigt werden.
Das Vlies, das später auf dem gesamten Boden als Grabsperre verlegt werde, soll dann bis zum Stamm des Baumes reichen. In dem Vier-Mal-Vier-Meter-Bereich um den Baum sollen dann noch zehn bis 15 Zentimeter unbelasteter Boden aufgeschüttet und dieser dann bepflanzt werden.
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Sollte das als Schutzmaßnahme nicht ausreichen, bleibe später immer noch die Möglichkeit auch um diesen Baum einen Zaun zu ziehen, sagt Marx. Ihm sei vor allem wichtig, dass die Menschen in den Orten sähen, dass die Stadt das Problem ernst nehme und etwas dagegen tue.