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MitgliederzahlDRK Mechernich wächst – Andere Ortsverbände schrumpfen

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Immer bereit zu helfen: Der Nachwuchs des Ortsverbandes Mechernich wechselt oft in die Bereitschaft.

Mechernich – Die Mitgliederzahlen der meisten Ortsverbände stagnieren, in vielen bleibt der Nachwuchs aus und einige schrumpfen sogar. Das Deutsche Rote Kreuz hat schon seit Jahren mit Problemen zu kämpfen. Ein Ortsverband aber scheint davon ausgenommen: In Mechernich geht die Anzahl der Mitglieder steil nach oben. 2018 musste der Ortsverband aus Platzmangel umziehen, erst vor Kurzem hat er 200.000 Euro in eine neue Fahrzeughalle investiert. Bemerkenswert ist aber vor allem eine Sache: Die Mechernicher Nachwuchsabteilung ist fast so stark wie die der Aktiven.

„Helfen kommt nie aus der Mode. Zumindest bei uns“, sagt Sascha Suijkerland. Man müsse der Jugend nur erklären, warum helfen wichtig sei – und auch Spaß machen könne. Suijkerland ist nicht nur Bereitschaftsleiter beim DRK in Mechernich, sondern auch verantwortlich für den Nachwuchs. Der ist in der zweitgrößten Kommune des Kreises besonders engagiert: In einem halben Jahrzehnt schoss die Mitgliederzahl des Jugendrotkreuzes von 0 auf 45. Das entspricht fast den Aktiven beim Ortsverein. Der zählt 55 Mitglieder. Auch das ist im kreisweiten Vergleich eine solide Anzahl. Und die Mitgliederzahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren nicht verringert, sie hat sich verdoppelt. Der Ortsverband Euskirchen kommt zwar auf rund 90 Mitglieder. Allerdings hat die Kreisstadt auch doppelt so viele Einwohner wie Mechernich.

Eine halbe Million Euro investiert

Umgezogen ist der DRK-Ortsverband Mechernich schon 2018. Damals gab er den Standort in der Alten Schule auf und zog in das neue Rotkreuzzentrum am Nyonskreisel.

Finanziert wurde die Renovierung des ehemaligen Bestattungsinstituts auch mit Spenden. Die VR-Bank und die Hilfsgruppe Eifel spendeten jeweils 10.000 Euro an das Rote Kreuz. Insgesamt hat das DRK eine halbe Million Euro in das Zentrum am Nyonskreisel investiert. Darin sind auch die 200.000 Euro enthalten, die für die Fahrzeughalle benötigt wurden.

In der Fahrzeughalle haben vier Fahrzeuge Platz: ein Rettungswagen, ein Mannschaftstransporter, ein Lastwagen und ein Technikgespann.

Der Ortsverbandsvorsitzende Rolf Klöcker hat mehrere Erklärungen für das ungewöhnliche Wachstum. Zum einen trage die gute Jugendarbeit dazu bei, zum anderen die 550 inaktiven Ehrenamtler im Ortsverband. „Und wir sind natürlich sehr gut vernetzt. Wir haben gute Beziehungen zu den Vereinskartellen in Kommern und Mechernich.“ Das DRK unterstütze unter anderem die Karnevalisten – und diese würden im Gegenzug das DRK unterstützen, etwa mit der Prinzenblutspende. Suijkerland vermutet noch einen weiteren Grund. „Wir sind eine generationenübergreifende Gemeinschaft. Zwischen Jugend und Bereitschaft gibt es kein Wir und Ihr, es gibt nur das Wir.“

Die steigenden Mitgliederzahlen sorgten dafür, dass der Standort in der Alten Schule im Sande zu klein wurde. „Bereitschaft, Schulungen, Blutspenden – uns fehlte für alles der Platz. Aber etwas Neues zu finden, das war nicht leicht. Wir haben wirklich lange nach einem neuen Standort gesucht“, sagt Klöcker. Dann seien sie auf ein leerstehendes Bestattungsinstitut am Nyonskreisel gestoßen. „Was uns dort aber noch fehlte, das war eine Halle für die Fahrzeuge.“ Und die neue Fahrzeughalle war mit Kosten von rund 200.000 Euro nicht ganz günstig. Gelegen kam den Mechernichern deshalb ein Zuschuss der Glücksspirale von 35.000 Euro. Der DRK-Spendenbeauftragte Boris Brandhoff pflegt schon länger gute Beziehungen zur Soziallotterie. Der Hallenzuschuss entspricht nur etwa einem Drittel der 120.000 Euro, die die Glücksspirale an den DRK-Kreisverband überwiesen hat. Je ein weiteres Drittel finanziert ein Kompetenzzentrum in Euskirchen und das neue Dach des Rotkreuz-Museums in Vogelsang.

Platz für Einsatzfahrzeuge gibt es in der neuen Halle am Nyonskreisel genug.

„In den anderen Ortsverbänden haben wir keinen positiven Trend. Unsere Zahlen gehen aber auch nicht dramatisch nach unten“, erläutert Klöcker, der gleichzeitig Geschäftsführer des Kreisverbandes ist. Die meisten würden stagnieren. „Nur bei der Jugend, da macht sich der Schwund bemerkbar.“ Die Mitgliederstärke in Mechernich hat deshalb auch der Kreisverband erkannt und dem Ortsverein immer mehr Aufgaben in der Sanitätsbetreuung übertragen. Zugute kommt den Mechernichern auch die zentrale Lage im Kreis. „Für die Logistik des Roten Kreuzes ist unser Zentrum in Mechernich besonders wichtig.“ Nur ein Manko hat der neue Standort laut Klöcker: Es gibt nicht ausreichend Parkplätze. Aber auch hier profitiert der Ortsverband davon, dass er gut in Mechernich vernetzt ist. Steht beispielsweise eine Blutspende an, dürfen die Ehrenamtler auf dem Parkplatz des benachbarten Reisebusunternehmens parken.

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Doch in Mechernich gibt es auch eine große Sorge: Corona könnte das seit Jahren anhaltende Wachstum bremsen. Die Gefahr ist groß, dass vor allem die Jugend im Lockdown die Lust am Helfen verliert. „Alles lebt davon, dass man sich mit den Leuten beschäftigt“, sagt Bereitschaftsleiter Suijkerland. Digitale Gruppentreffen und Online-Trainings sollen deshalb vorübergehend die Truppe zusammenschweißen. „Aber natürlich wird es Verluste geben. Wie groß die sind, das zeigt sich dann nachher.“ Verhindern könne man das wahrscheinlich nicht. Wichtig sei ihm, dass auch Ehemalige das Helfen dauerhaft verinnerlicht hätten.

Von düsteren Aussichten lassen sich die Mechernicher aber nicht abschrecken. Suijkerland will um jedes Mitglied kämpfen und die Einsatzbereitschaft gewährleisten. „Jeder Helfer ist es wert, dass man sich für ihn einsetzt.“ Und mit ein bisschen Glück werden es auch dieses Jahr wieder ein paar Helfer mehr.