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LVR-FreichlichtmuseumWarum es beim Mechernicher Apfelfest „heiße Reifen“ braucht

Lesezeit 3 Minuten

Die Arbeit von Schmied und Stellmacher verfolgten bei jedem der sieben Wagenräder zahlreiche Zuschauer.

Mechernich-Kommern – Die schwere Arbeit auf den Feldern ist getan, die Ernte eingebracht, das Erntedankfest zünftig begangen worden. Nun stehen im Jahresverlauf die Arbeiten an, um die Früchte, die in den Scheunen und Kammern liegen, dauerhaft zu lagern. Beim „Tag des Apfels“ zeigte das LVR-Freilichtmuseum Kommern die traditionellen Methoden, Äpfel und Birnen zu Marmeladen oder Gelee zu verarbeiten sowie verschiedene Arbeiten des Einweckens.

Museumsschmied Dieter Knoll ging mit den Stellmachern Walter Keil und Bernhard Phiesel sowie mehreren Helfern ans Werk: Sie zogen Stahlreifen auf hölzerne Wagenräder. Sieben Räder waren an dem Tag zu bearbeiten. Immer wieder sammelten sich große Menschenmengen um die schwer arbeitenden Handwerker, wenn diese im dichten Qualm die Stahlringe auf das Holz trieben.

Wissen früherer Generationen

„Heiße Reifen“ heißt dieser Vorgang im Programmangebot des Museums. Der Metallreifen wird bis zum Glühen erhitzt und dann auf das hölzerne Speichenrad geschoben. Die Hitze des glühenden Metalls setzt das Eichenholz des Rades in Brand. Mit vielen Eimern Wasser muss das Feuer gelöscht und das Eisen abgekühlt werden.

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„Wir haben schon im letzten Jahr gute Erfahrungen damit gemacht, Schmied und Stellmacher mit unserem Apfelfest zu verbinden“, sagte Daniel Manner, im Museum für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Bereits zum fünften Mal wurde die Veranstaltung durchgeführt. Bei Sonnenschein nutzten die Zuschauer, darunter viele Familien, die Gelegenheit, Einblick in das Leben in vorigen Jahrhunderten zu nehmen und sich über das Wissen der früheren Generationen zu informieren.

Nach alter Hausfrauensitte hatten Hildegard Wolfgarten und Gabi Ellering den Morgen damit verbracht, rund 50 Gläser Apfelgelee und Apfelmus zu kochen. Den ganzen Tag standen sie im Haus Elsig in der Gebäudegruppe Eifel und boten den Besuchern die hausgemachten Köstlichkeiten an.

Begehrte Kostproben

Schon am frühen Nachmittag hatten alle Kostproben des Apfelgelees glückliche Abnehmer gefunden. Doch Apfelmus war noch reichlich vorhanden. Aus zwei Sorten hatten die Frauen das Mus gekocht: der alten Sorte „Krügers Dickstiel“ und der modernen Apfelart „Elstar“.

Um das Gelee herzustellen, hätten sie allerdings Tage vorher Äpfel entsaftet. Die Arbeit mache sie gerne, sagte Wolfgarten, da zum Beispiel das selbst gemachte Apfelmus viel besser schmecke. „Wenn Sie sehen, was in der Fabrik da reinkommt... Eigentlich kann das kein Vegetarier essen“, sagte Wolfgarten. Gerne verriet sie ihre Rezepte den interessierten Besuchern.

Eingewecktes präsentierten Isabel (l.) und Monika Bläser.

Auf einem alten Holzherd hatte Monika Bläser mit Unterstützung ihrer Tochter Isabel im Haus Togrund in der Baugruppe Bergisches Land Gemüse und Früchte eingekocht. Ob selbst gemachtes Chutney, saure Bohnen, Rote Bete oder Pfirsichmarmelade – gern ließen sich die Besucher zu einer Kostprobe überreden.

Mechernich Tag des Apfels 3

Traditionelle Obstsorten hatte Barbara Bouillon im Gepäck.

185 Apfelkörbe mit verschiedenen Sorten

Körbeweise zeigte Barbara Bouillon von der Biostation des Rhein-Sieg-Kreises die verschiedensten Obstsorten. „Ich habe heute Morgen 185 Körbchen mit traditionellen Sorten befüllt“, sagte sie. Allerdings seien nicht nur Äpfel zu sehen, ein Drittel seien Birnen. „Außerdem sind auch noch fünf verschiedene Quittensorten dabei“, erläuterte Bouillon.

Im Grunde sei das die gleiche Ausstellung, die auch auf der Grünen Woche in Berlin zu sehen sei. Doch die Eifeler hätten einen deutlichen Vorteil, so Bouillon: „Bis zur Grünen Woche, die im Januar stattfindet, halten viele der Birnen nicht.“

Eine Woche lang fahre sie im Herbst kreuz und quer durch den Rhein-Sieg-Kreis, um die Sorten-Vielfalt zusammenzustellen. Am 1. November wird Barbara Bouillon wieder zu Gast in der Eifel sein: Im Naturzentrum Nettersheim bietet sie dann einen Workshop zur Sortenbestimmung an.

„Als wir noch einen Garten hatten, habe ich das oft gemacht“, sagte Helga Holze aus Mechernich. Mit Ehemann, Sohn Markus und dessen Frau Rebekka besuchte sie das Fest und probierte gerne die eingeweckten Speisen. „Das ist superlecker“, staunte Rebekka Holze über den Geschmack der selbst eingelegten Roten Bete.