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HilfsprojektSpender aus Vussem unterstützen seit Jahrzehnten Partner in Indien

Lesezeit 4 Minuten
Junge Frauen, die Kopftücher tragen, im Unterrichtsraum eines Berufsbildungszentrums in Mangalore/Indien.

Im Bereich Mode und Design werden die Teilnehmerinnen im südindischen Mangalore in einer zweijährigen Diplom-Ausbildung auf eine Tätigkeit in der Mode- und Textilindustrie vorbereitet.

Anneliese Klinkhammer und Ehrenamtler aus der katholischen Pfarrgemeinde St. Margareta unterstützen ein Ausbildungszentrum in Indien.

Schon seit einigen Jahrzehnten unterstützt die Pfarrgemeinde St. Margareta Vussem-Breitenbenden verschiedene Hilfsprojekte in Mangalore/Südindien. Pater Leo, der frühere Rektor des dortigen Aloysia College, und die pensionierte Lehrerin Anneliese Klinkhammer aus Vussem kennen sich bereits seit Studentenzeiten. „Wir haben uns bei einer Berlin-Reise kennengelernt, und der Kontakt ist nie abgerissen“, berichtet Klinkhammer.

Sie ergriff später die Initiative, die Einrichtungen von Pater Leo in Indien finanziell zu unterstützen. „Es gab in Vussem bereits lange einen jährlichen Lepra-Basar, daher war den Leuten bewusst, wie wichtig die Hilfe für die Menschen in dieser Region ist.“

Kinderheim zu Berufsbildungszentrum weiterentwickelt

Während seines Studiums in Europa hatte der Jesuit Pater Leo die Idee der SOS-Kinderdörfer kennengelernt. „So etwas wollte er dann auch nach seiner Rückkehr in Indien auf die Beine stellen“, erinnert sich Klinkhammer. Bis zu 140 Mädchen und Jungen aus schwierigen familiären Verhältnissen fanden in dem Kinderheim ein neues Zuhause, wurden versorgt und schulisch unterrichtet.

Anneliese Klinkhammer (r.) steht bei einem Besuch in Indien am Rednerpult; im Hintergrund sind weitere Mitglieder einer Besuchergruppe zu sehen.

Der letzte Besuch der Unterstützer aus Vussem um Anneliese Klinkhammer (r.) liegt bereits einige Jahre zurück. Der Kontakt nach Mangalore besteht schon seit Jahrzehnten.

Zusammen mit ihrem Mann Johannes adoptierte die engagierte Lehrerin in den 1980er-Jahren auch selbst zwei Kinder aus dem indischen Kinderheim: Sheila und Lakme. „Als unsere Tochter Sheila 14 Jahre alt war, kam bei uns in der Familie der Wunsch auf, mit den Kindern nach Indien zu reisen“, so Klinkhammer. Freunde und Unterstützer aus der Pfarrgemeinde folgten diesem Beispiel. Seitdem reist regelmäßig eine kleine Gruppe aus der Eifel auf eigene Kosten nach Mangalore, um den Fortschritt des Hilfsprojektes zu verfolgen.

„Es geht heute vor allem um die Jugendlichen dort, die später einmal auf eigenen Beinen stehen sollen“, so die Vussemerin. Denn aus dem einstigen Kinderheim hat sich im Laufe der Jahre ein regional anerkanntes Berufsbildungszentrum entwickelt.

Vussemer legen Rechenschaft über Verwendung der Spendengelder ab

Jeweils die Hälfte der aus Vussem gespendeten Summe wird für die beiden Institutionen, das Aloysian Students Home und das Industrial Training Institut (ITI), verwendet. „395.360 Rupien wurden verwendet für das Wohnen, das Essen und die Schulgebühren der Bewohner des Studentenheims, des früheren Boys Home“, listet Klinkhammer in ihrem aktuellen Rechenschaftsbericht auf.

Das Geld, im vergangenen Jahr immerhin rund 9000 Euro, stammt aus dem Verkauf beim Vussemer Weihnachtsmarkt, vom Allerseelensingen der Junggesellen und aus vielen weiteren kleinen und größeren Spenden. „Einige Spender haben auch eine Patenschaft für eines der Kinder übernommen“, sagt Klinkhammer.

Im Berufsbildungszentrum wurde das Geld aus der Eifel für die Renovierung der Arbeitsräume verwendet, die bereits sehr alt sind, und für den Kauf neuer Ausrüstungsgegenstände für die verschiedenen Werkstätten und Unterrichtsräume. Auch die Neueinrichtung einer Ausbildungsstätte für Mode und Design ist damit gefördert worden.

Unterstützer aus der Eifel halten weiterhin Kontakt nach Indien

Ziel sei die Einführung einer zweijährigen Diplom-Ausbildung im Berufsfeld Mode und Design, die Erweiterung der Lehrlingszahl sowie die Herrichtung einer entsprechenden gut ausgestatteten Werkstatt mit fortschrittlichen Nähmaschinen und normierten industriellen Geräten, berichtet Fr. Melwin Pinto. Er ist Nachfolger des im Ruhestand lebenden Pater Leo und neuer Rektor des Aloysia Colleges: „Im Auftrag von Pater Leo möchte ich mich herzlich für die Großzügigkeit Ihres Teams bedanken, indem Sie uns diese große Summe zukommen ließen, die uns bei unserer Arbeit sehr unterstützt hat und noch unterstützt“, schrieb er unlängst an Klinkhammer.

Die Verwendung des früheren Kinderheims als Wohnmöglichkeit für Studentinnen, die sich auf ihren Bachelor- oder Masterabschluss vorbereiten, werde mittlerweile von vielen Eltern und natürlich den Mädchen selbst gut angenommen. Sie bezahlten eine Grundgebühr von umgerechnet 440 Euro für Unterbringung, Verpflegung und Studiengebühren. Aber nicht alle könnten diese Summe aufbringen – zehn leben daher kostenfrei im Vussemer Hilfsprojekt, andere werden unterstützt.

Die letzte gemeinsame Reise der Helfer aus Vussem liegt allerdings schon ein paar Jahre zurück. „Das war 2017, im Jahr zuvor war gerade mein Mann Johannes verstorben, der von allen Freunden in Indien sehr verehrt worden ist“, erinnert sich Klinkhammer. „Für ihn war die Hilfe in Mangalore ein echtes Lebensprojekt.“ Doch dann kamen die Pandemie und die Flutkatastrophe, von der auch Klinkhammer in Vussem nicht verschont blieb.

Die Tradition der Indienhilfe soll in der Gemeinde dennoch fortgeführt werden. „Voriges Jahr ist meine Tochter Sheila mit ihrem Mann und den eigenen Kindern vor Ort gewesen. Und vielleicht nehmen die mich beim nächsten Mal ja auch noch mal mit“, sagt die Seniorin mit einem Lachen.