35 Jahre lang besteht der Tierschutzverein Mechernich. Inflation und andere Probleme machen dem Verein nun aber immer mehr zu schaffen.
Viele SorgenMechernicher Tierschutzverein steht im Jubiläumsjahr vor ungeklärter Zukunft
Dass im vergangenen Jahr fast alles teurer geworden ist, daran haben sich die meisten Verbraucher inzwischen wohl gewöhnt. „Aber es gibt Preissteigerungen, die noch obendrauf kommen, und die tun dann vor allem Menschen mit kleinem Einkommen oder Rentnern richtig weh“, sagt Reiner Bauer, langjähriger Vorsitzender des Tierschutzvereins Mechernich. Es geht um Tierarztkosten, die im November des vergangenen Jahres mit der Einführung einer neuen Gebührenordnung sprunghaft angestiegen sind.
Auch der Tierschutzverein selbst muss natürlich mehr Geld für die Tierarztbehandlungen aufbringen. „Kürzlich kam am Wochenende jemand zu uns, der eine verletzte Taube gefunden hatte“, hat Bauer auch gleich ein Beispiel aus der Praxis parat: „Am Ende konnte das Tier leider nur noch eingeschläfert werden. Die Tierarztrechnung dafür beläuft sich auf 111 Euro – inklusive 60 Euro Notdienstgebühr.“ Der Verein bezahle die Rechnung – das sei nicht das Thema. Doch Bauer sieht eine andere Gefahr: „Wenn das Geld in finanzschwachen Haushalten knapp ist, werden Tierarztbesuche länger hinausgezögert. Und in dieser Zeit leidet das Tier.“
Tierschutzverein Mechernich: Immer mehr Tiere im Kreis werden ausgesetzt
Führt die Inflation denn allgemein dazu, dass mehr Tiere ausgesetzt oder abgegeben werden? „Wir haben tatsächlich jeden Tag mehrere Anfragen mit zum Teil fadenscheinigen Begründungen, warum zum Beispiel der Hund nicht mehr in der Familie bleiben kann. Dass es letztlich am Geld liegt, hört man dann eher zwischen den Zeilen heraus“, so Bauer. Viele Anrufer kämen aus dem Köln-Bonner-Raum oder dem Rhein-Sieg-Kreis. „Doch dafür reichen unsere Kapazitäten nicht aus. Die hiesigen Tierhalter scheinen noch eher mit der Situation klarzukommen“, so der Tierschützer.
Zugenommen hat hingegen auch im Kreis Euskirchen die Anzahl der Tiere, die von den örtlichen Behörden zum Beispiel wegen schlechter Haltung beschlagnahmt und ins Tierheim gebracht werden. „Toni ist so ein Fall“, sagt Bauer und deutet nach draußen auf seinen Vorstandskollegen Frank Gensheimer, der gerade von einer Gassi-Runde mit einem Staffordshire-Rüden ins Tierheim zurückkommt. Der Halter habe sich nicht korrekt um das anspruchsvolle Tier gekümmert. „Dabei ist das ein herzensguter Hund. Zur Not nehme ich den selbst nach Hause zu mir“, antwortet Bauer auf die Frage, ob so ein „Kampfhund“ nicht unvermittelbar sei.
Tierschutzverein Mechernich: Vorstandswahlen im nächsten Jahr
Gedanken macht sich der Tierheim-Chef regelmäßig über die Frage, wie es mit dem Verein weitergehen soll: „Ich bin inzwischen 74 und kann den Job als Vorsitzender nicht ewig machen“, so Bauer: „Im kommenden Jahr stehen Vorstandswahlen an und dann wird es zu Veränderungen im Verein kommen.“ Ob sich tatsächlich jemand findet, der den Job des Vereinsvorsitzenden übernimmt, hält Bauer für fraglich: „Da ist schon eine Menge bürokratischer Kram dabei. Aber zur Not muss eben jemand angestellt werden, der die Geschäftsführung übernimmt.“
Sowohl der Mechernicher Tierschutzverein als auch das Tierheim sind eng mit der Person Reiner Bauer verknüpft: Er war sowohl vor 35 Jahren an der Vereinsgründung als auch vor 30 Jahren bei der Gründung des Tierheims maßgeblich beteiligt. Seit dem Jahr 2014 firmiert die Mechernicher Einrichtung als Kreistierheim: Fundtiere aus allen Städten und Gemeinden des Kreises Euskirchen werden dort aufgenommen, tierärztlich untersucht und gegebenenfalls auch bei externen Pflegestellen untergebracht.
„Die Unterbringung von Fundtieren ist eine kommunale Pflichtaufgabe, die wir vertraglich für die Kommunen im Kreis Euskirchen übernommen haben“, erinnert Bauer daran, warum die Städte und Gemeinden Geld ans Tierheim überweisen: „Das hat aber auch zur Konsequenz, dass wir entsprechende Kapazitäten bereitstellen müssen.“
Nachdem im vergangenen Jahr das neue Hundehaus des Tierheims feierlich eingeweiht werden konnte, stehen auch im Jubiläumsjahr weitere Bauprojekte an: Am äußersten Zipfel des Tierheim-Geländes in Richtung Burgfey wird derzeit an einem Wildtierhaus gearbeitet, wo verletzte Wildtiere gepflegt werden können. Neue Unterbringungsmöglichkeiten für Kaninchen und andere Kleinsäuger sind ebenfalls im Bau und entlang der angrenzenden Bahnlinie muss ein neuer Zaun errichtet werden, um die Tiere besser zu schützen. Außerdem will der Verein rund 25 000 Euro in den Bau einer Fotovoltaikanlage investieren, um in Zukunft besser auf steigende Energiepreise vorbereitet zu sein und etwas für den Klimaschutz zu tun.
Tierheim-Trödel
Für Sonntag, 23. April, lädt das Tierheim von 11 bis 17 Uhr zum ersten Trödelmarkt im Jubiläumsjahr nach Mechernich-Burgfey ein. Die Einnahmen sind für das neue Wildtierhaus bestimmt.
Die Band „Eifelsounds“ unterhält die Besucher musikalisch. Wer noch eine Kuchen- oder Salatspende beitragen möchte, kann sich per E-Mail an den Verein wenden.