AboAbonnieren

BildhauereiMechernicherin schnitzt Skulpturen mit der Kettensäge

Lesezeit 3 Minuten
Die Künstlerin Rendel Freude steht inmitten ihrer Holzfiguren mit wulstigen Lippen und filigranen Gliedern im Figurenlager.

Keine Arbeitsmöglichkeit hat die Bildhauerin und Fotografin Rendel Freude in ihrem Lager in der Zikkurat in Firmenich.

Mit der Motorsäge lässt Bildhauerin Rendel Freude in Mechernich Skulpturen mit wulstigen Lippen entstehen – und verkauft sie in alle Welt.

Wer den Lagerraum von Rendel Freude in der Zikkurat betritt, fühlt sich nicht allein. Dicht an dicht stehen die schweren Holzskulpturen in dem Raum und lassen ihre Augen ruhig auf dem Eindringling ruhen, als wäre dieser gerade in eine wichtige Konferenz geplatzt.

Grob mit der Motorsäge sind sie aus großen Holzstämmen geschnitten, die anschließend geschwärzt wurden. Jede der Figuren hat einen anderen Ausdruck, eine andere Bewegung, in der sie erstarrt zu sein scheint.

Seit 20 Jahren fertigt Rendel Freude Skulpturen

Seit 20 Jahren produziert die gelernte Fotografin ihre Skulpturen. „Fotografie und Bildhauerei nehmen eigentlich den gleichen Stellenwert ein“, sagt die 58-Jährige. Mit ihrer Kettensäge bearbeitet sie am liebsten Stämme von Eichen, Kirschen und Pflaumen.

Wenn die Skulpturen ihre Form bekommen haben, werden sie mit einem Gasbrenner abgeflämmt und erhalten dadurch ihre schwarze Farbe. „Dann schließen sich die Poren und Fussel gehen ab“, erklärt die Künstlerin.

Die Künstlerin ist auf der Suche nach einer neuen Werkstatt

Doch die Produktivität von Freude liegt derzeit auf Eis, denn aktuell verfügt sie über keine Werkstatt, in der sie weitere Skulpturen machen könnte. Der Raum in der Zikkurat dient nur als Lager; arbeiten dürfe sie dort nicht.

„Ich hatte ein Atelier in Firmenich, wo ich mit meiner Partnerin gewohnt habe“, berichtet sie. Im März allerdings sind die beiden nach Kallmuth umgezogen, und eine Arbeitsmöglichkeit für ihre Bildhauertätigkeit bestehe dort nicht, sagt sie.

In Firmenich wurde die Situation kompliziert, als Lager und Wohnhaus bei der Flut 2021 auch betroffen waren. Dann habe sie den Lagerraum in der Zikkurat angemietet, wo nun zwar die Skulpturen trocken gelagert werden können, allerdings keine neuen mehr entstehen.

Für ihre Arbeit hat die Mechernicherin einen Kettensägenschein erworben

Aus Firmenich seien sie weggezogen, als die Lage mit ihren Vermietern unklar geworden sei. Die Idee, mit der Kettensäge aus Baumstämmen Skulpturen zu schneiden, sei ihr bei einem Besuch der Art Cologne gekommen, berichtet Freude.

Dort habe ein Künstler mit der Säge gearbeitet. „Ich habe dann für mich entschieden, dass ich das auch machen muss“, sagt sie. Vorher habe sie keinerlei Erfahrung mit Motorsägen gehabt, dann aber ganz ordentlich einen Kettensägenschein erworben.

Teilweise über zwei Meter lang sind die Baumstämme, wenn Freude sie bekommt. Manche würde sie über Bekannte erhalten, andere wieder von einem Holzhändler, der ihr Bescheid gebe, wenn er ein schönes Stück Holz habe.

In die ganze Welt verkauft die Bildhauerin ihre Skulpturen

Mittlerweile hat sie sich ihre eigene künstlerische Handschrift erarbeitet. Zuerst seien einfache Figuren entstanden, bis sie mehr Erfahrung bekommen habe, erläutert Freude. Dünn, mit filigranen Gliedern erheben sich die Skulpturen in die Höhe. Individuell sind die Gesichter gestaltet, denen allerdings ein Mund mit wulstigen Lippen gemein ist.

Die Spuren, die die Säge an dem Holz hinterlassen hat, sind unübersehbar und geben den Skulpturen eine ganz eigene Struktur. Viele seien bereits in alle Welt verkauft worden, so die Bildhauerin.

Jetzt sucht sie eine neue Arbeitsmöglichkeit, am liebsten eine kleine Werkstatt mit Strom, die auch über einen Freiplatz verfügt. Denkbar ist auch eine Wiese, auf der sie einen Container aufstellen kann. Zu erreichen ist Rendel Freude per Mail.