ModernisierungKreis Euskirchen investiert für den Biomüll
Mechernich-Strempt – Der Kreis Euskirchen plant ein neues Kompostwerk, das Ende 2024 seinen Betrieb aufnehmen soll. Etwa 18 Millionen Euro werden nach Angaben des Kreises investiert. Das geht aus einer Vorlage für den Planungsausschuss hervor, der am kommenden Mittwoch im Kreishaus tagt. Unter anderem sind zehn neue Rottetunnel und eine weitere Intensivrottehalle geplant.
Auch die Verkehrsführung soll verbessert werden – genau wie die Aufenthaltsqualität der Mitarbeiter, die ein neues Betriebsgebäude erhalten. Apropos Belegschaft: Sie soll vergrößert, der Personalbestand von neun auf zehn Mitarbeiter erhöht werden.
Für dieses Jahr rechnet der Kreis nach Angaben von Lothar Mehren von der Abteilung Umwelt und Planung mit etwa 27 500 Tonnen Biomüll. Hinzu kommen laut Mehren etwa 6500 Tonnen Grünabfall, die der Kreis ebenfalls kompostiert. Die Gesamtmenge variiere durch die Witterung von Jahr zu Jahr. „Etwa ein Prozent der Tonnen sind sehr stark mit Störstoffen verunreinigt. Geschätzt ist jede fünfte Tonne mit Inhalten befüllt, die nicht kompostierbar sind“, berichtet Mehren.
Der Müll ist im Winter anders
Weil sich in den Wintermonaten der Biomüll anders zusammensetzt als im Sommer, ist in der neuen Komposthalle eine Sortierkabine vorgesehen. Sie muss laut Kreis voraussichtlich aber nur in den kalten Monaten besetzt werden. „In den Wintermonaten sind in der Biotonne nur Küchenabfälle enthalten und keine Gartenabfälle. Die Küchenabfälle enthalten aber wesentlich mehr Störstoffe als die Gartenabfälle“, erklärt Mehren: „Daher müssen im Winter oder bei Bedarf auch im Sommerhalbjahr Störstoffe händisch aussortiert werden. Nur dann können die Qualitätsanforderungen an den Kompost eingehalten werden.“
Des Weiteren wird es einen Konditionierer geben – eine Maschine, die den frischen Kompost auf einem Förderband platziert, auf dem er in die überdachte Nachrottehalle gelangt.
Die Modernisierung ist dringend nötig
Wie der Kreis mitteilt, sind die Mitarbeiter des Kompostwerks seit 1995 in einem „provisorischen Schwarz-Weiß-Bereich mit Aufenthaltsraum in Containerbauweise beengt untergebracht“. Die Einrichtung entspreche nicht mehr den Vorgaben der aktuellen Arbeitsstättenverordnung, heißt es in der Vorlage. Entsprechend sei ein neues Betriebsgebäude geplant.
Auch die Erweiterung des Außenlagerbereichs in Richtung Solarpark sei geplant. Dieser Schritt ist dem Kreis zufolge notwendig, weil der Durchsatz auf 33 800 Tonnen erhöht worden ist.
Vom Bioabfall zum Kompost
Der Bioabfall wird im Kompostwerk in Strempt zunächst gewogen und dann in der Anlieferhalle entladen. Von großen Störstoffen befreit, wird er im Verhältnis 3:1 mit Strukturmaterial (beispielsweise zerkleinerten Ästen) gemischt.
Ein Radlader befördert das Material in einen Zerkleinerer, in dem es grob geschreddert wird. Von dort wird es auf ein Förderband gegeben. Über einen Magnetabscheider werden nach Angaben des Kreises die magnetischen Störstoffe, wie Schrauben und Küchenmesser, aus dem Bioabfall aussortiert.
Das Fließband befördert den Bioabfall in die Nachbarhalle, die Tunnelvorhalle. Die Intensivrotteeinheit besteht derzeit aus 15 nebeneinander stehenden Rottetunneln aus Beton. Die Tunnel sind 20 Meter lang, 3,5 Meter breit und 4 Meter hoch. Ein Radlader füllt den aufbereiteten Bioabfall täglich bis zu einer Höhe von etwa 2,70 Meter in einen Rottetunnel. Dieser wird geschlossen und es beginnt die 14-tägige Intensivrottephase.
Ein Prozessleitsystem regelt den Rotteverlauf. Es sorgt für den optimalen Wasser- und Sauerstoffgehalt im Kompost. Dadurch wird das Material sehr schnell abgebaut. Zudem stellt das System sicher, dass im fertigen Kompost keine Keime oder Unkrautsamen enthalten sind.
In den geschlossenen Hallen des Kompostwerks wird die Luft ständig abgesaugt. Die abgesaugte Luft wird als Zuluft in die Rottetunnel geleitet. Wenn sie den Tunnel wieder verlässt, wird sie über einen Luftwäscher und einen Biofilter geleitet. Sie halten Staub und Gerüche zurück.
Nach 14 Tagen entnehmen die Kompostwerksmitarbeiter den Frischkompost mit einem Radlader aus dem Tunnel. Über Förderbänder gelangt das Material dann in die Nachrotte. In Form von Dreiecksmieten bleibt der Kompost dann noch etwa zwei Wochen liegen.
Der fertige Kompost durchläuft anschließend die Feinaufbereitung. Der Kompost kann direkt am Kompostwerk des Kreises abgeholt oder von dort geliefert werden. Laut Kreis kostet der Kubikmeter zehn Euro. Unter 250 Liter fällt eine Mindestgebühr von 2,50 Euro an, darüber je 100 Liter Kompost eine Gebühr von einem Euro. (tom)
Bisher wurde das Oberflächenwasser des Kompostwerkes der betriebseigenen Sickerwasserkläranlage zugeführt, dort vorgereinigt und zur Kläranlage der Stadt Mechernich geleitet. Künftig soll eine unabhängige und natürliche Klärung des Oberflächenwassers des Kompostwerkes durch eine Schilfklärung mit Retentionsbodenfilter erfolgen. Dadurch werde ohne weitere Behandlung eine Vorfluttauglichkeit erreicht, um das gereinigte Oberflächenwasser abschließend in den Kalenberger Bach einzuleiten. Zur Optimierung des Wasserhaushaltes wird der aus Sicherheitsgründen erforderliche Löschwasserteich überstaubar errichtet. Der Teich kann also mehr Wasser aufnehmen, als Löschwasser notwendig ist. Hierdurch kann Oberflächenwasser für die Bewässerung der Rottemieten zwischengespeichert und bei Bedarf entnommen werden.
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Die Hallendächer werden so gebaut, dass sie Photovoltaik-Module tragen können. Es ist vorgesehen, eine Photovoltaik-Anlage auf den Dächern des Kompostwerks zur eigenen Teil-Energieversorgung zu installieren. In der Bauphase wird das Kompostwerk nicht arbeiten. In den Ausfallzeiten wird eine Fremdfirma die Bioabfälle entsorgen. Der Kreis kalkuliert mit Kosten in Höhe von 50 000 Euro pro Woche.