Drei Anlagen nahm das Publikum beim Mühlenwandertag im Mechernicher Veybachtal unter die Lupe. Die historische Technik begeisterte.
Für Freunde alter TechnikMühlenwandertag in Mechernich stößt auf großes Interesse
Gleich drei historische Wassermühlen im Veybachtal standen jetzt auf dem Programm von geführten Wanderungen. Im Rahmen der LVR-Veranstaltungsreihe „Stadt. Land. Fluss“ hatten die Betreiber in Dreimühlen, Vollem und Eiserfey die alten Mahlstuben geöffnet und die voluminösen Schaufelräder in Gang gesetzt.
Das Interesse war beachtlich. Mehr als 100 Interessierte nahmen alleine an zwei Rundwanderungen zu den Mühlen teil, dazu waren die Mühlstuben den ganzen Tag auch für weitere Wandernde geöffnet. In Dreimühlen hatten Wolfgang Pütz und Karin Goebel ihre Hauserbachmühle aufgesperrt und das Wasserrad aktiviert. Wie alt ihre Mühle sei, war eine von den Besuchern häufig gestellte Frage.
Die Mühle gab dem Mechernicher Ortsteil vermutlich seinen Namen
Doch Pütz musste genaue Daten schuldig bleiben. Über die Geschichte der Mühle, die dem Weiler Dreimühlen mutmaßlich wegen einmal gleich drei Mühlrädern den Namen gegeben haben könnte, sei wenig bekannt: „Wir wissen nur, dass sie aus dem Spätmittelalter stammt“, sagte Pütz. Bis in die 1980er-Jahre hinein wurde hier noch Getreide gemahlen. „An der Mühlentechnik wurde auch immer mal wieder ausgebessert, was defekt war, mal etwas aufwendiger, mal offenbar nur auf die Schnelle“, so Pütz.
Er und Karin Goebel wollen vom kommenden Oktober an zumindest den touristischen Betrieb an ihrer Mühle wieder aktivieren. Die Eröffnung eines kleinen „Mühlencafés“ ist geplant.
Hochwasser richtete im Mechernicher Veybachtal schwere Schäden an
Gelegentlicher Mühlenbetrieb vor allem für die Touristen in der Region, das ist auch ganz im Interesse von Kurt und Monika Junker von der Mühle am Ortsrand von Vollem. Das Mühlenbesitzerpaar hatte in den vergangenen Monaten allerdings eigentlich andere Sorgen: „Wir hatten doch einige Schäden am Wohnhaus und an der Mühle durch das Hochwasser im Juli 2021“, so Monika Junker. Da habe die Inbetriebnahme der Mühle einfach erst an zweiter Stelle stehen können.
Die Vollemer Mühle, die ebenfalls mehrere hundert Jahre alt sein dürfte, war einst „Bannmühle“ für die kleinen Orte Urfey, Vollem, Kallmuth sowie Teile von Dottel und Keldenich, die Einwohner dort mussten hier ihr Getreide mahlen lassen.
Aachener Freundeskreis kam zur Mühlenwanderung nach Mechernich
Informationen, die auch Loni Liebermann aufmerksam zur Kenntnis nahm. Die Autorin und Fotografin war mit sechs Freunden aus Herzogenrath, Aachen und Heerlen zur Drei-Mühlen-Rundwanderung gekommen. „Was man hier heute sehen kann, das ist wirklich etwas Besonderes“, schilderte sie ihre Eindrücke. Von den vielen Eifelmühlen, die es einmal gab, seien ohnehin nur wenige erhalten und noch weniger zu besichtigen.
Die bekannteste der Mühlen im oberen Veybachtal ist zweifelsohne die Mühle Falkenstein in Eiserfey, die dritte in der Runde am Aktionstag. Sie gehört heute Gerdi und Walfried Heinen. Schon der große Staudengarten vor dem im Laufe der Jahrhunderte immer mal wieder erweiterten Bruchsteingebäudeensemble, den man von der Hauserbachstraße aus sehen kann, ist einen Besuch wert und das Steckenpferd von Gerdi Heinen. Ihr Mann kümmert sich um den Erhalt der Getreidemühle. Laut einem Weistum aus Vussem aus dem Jahre 1597 ist sie mehr als 400 Jahre alt. In den historischen Unterlagen findet sich auch ein Hinweis auf die Konkurrenz zwischen den Veybach- und den Hauserbach-Müllern in den Jahren 1738 bis 1740.
Die Eiserfeyer Mühle wurde noch bis 1961 betrieben
Damals waren die Mühle Bollig – möglicherweise die heutige Hauserbachmühle – und auch diejenige in Vollem gebaut worden. Drei Mühlen in einem so kleinen Umkreis – für den Eiserfeyer Müller Joist Cremer war das existenzgefährdend. Ein Bittschreiben an den Kölner Kurfürsten habe immerhin zu einer Senkung der fälligen Mühlenbetriebsgebühren geführt, doch seine Kundschaft wanderte offenbar in großem Stil zu den neuen Mühlen in der Umgebung ab. Die Eiserfeyer Mühle wurde dennoch bis ins 20. Jahrhundert weiterbetrieben. Nach dem Tod des letzten Müllers 1961 wurde sie stillgelegt.
Wie gut sie bis heute noch erhalten ist, das bewies Walfried Heinen bei den Führungen für die Mühlenfreunde: Leise, fast schnurrend arbeitet die Mechanik, deren Teile aus Hainbuche gefertigt sind, so Heinen. 5,40 Meter im Durchmesser ist das Mühlrad auf der Rückseite des Gebäudes groß, das vom Veybach angetrieben wird und das komplexe Zahnradgetriebe im Innern in Gang setzt: über das Vorgelege ein Kugelrad, dann die vertikal stehende Königswelle und das Königsrad, schließlich zwei Mahlwerke, eines für Weizen, eines für Roggen. Zahn auf Zahn. Für Mühlen- und Technikfreunde eine Augenweide.