Nach eigener Leukämie-ErkrankungMechernicherin engagiert sich für krebskranke Kinder
Mechernich-Eicks – Auf der Veranda vor der Hausnummer fünf stapeln sich Laufschuhe. Joggen – für Carmen und Annika Karwanska ist das mehr als ein gemeinsames Hobby. Seit ungefähr sechs Jahren trainieren Mutter und Tochter schon zusammen.
Angefangen haben sie mit 500 Metern, inzwischen laufen sie um die 60 Kilometer in der Woche. „Mittlerweile läufst Du mir weg“, sagt Carmen Karwanska zu ihrer Tochter und lacht.
Zwei Jahre Intensiv-Therapie nach der Diagnose
Dass die beiden einmal ein so alltägliches Hobby miteinander teilen würden, danach sah es wenige Jahre nach Annikas Geburt nicht aus. Mit dreieinhalb Jahren erhielt sie die Diagnose Leukämie. Es folgten Chemotherapien und Krankenhausaufenthalte. Zwei Jahre habe die intensive Zeit der Behandlung in der Klinik gedauert, berichtet die heute 20-Jährige.
Auch danach musste sie immer wieder zu Nachsorgeuntersuchungen. Heute gilt sie als geheilt.
Doch die Zeit präge sie nach wie vor, sagt sie. Sie achte beispielsweise viel mehr auf ihre Gesundheit als andere in ihrem Alter und arbeite beim Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bonn. Und sie organisiert jetzt einen virtuellen Spendenlauf für die Hilfsgruppe Eifel.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Idee dazu sei ihr Ende Oktober gekommen, berichtet sie. Da habe sie zusammen mit ihrer Mutter an dem virtuellen Spendenlauf zu Gunsten der deutschen José-Carreras-Leukämie-Stiftung teilgenommen. Das Konzept habe sie so überzeugt, dass sie sich gedacht habe: „Das machen wir auch!“ Durch ihre Arbeit im Förderkreis habe sie in diesem Jahr einen deutlichen Spendenrückgang bemerkt.
Viele große Spendenaktionen mussten wegen der Pandemie abgesagt werden, gleichzeitig machen sich viele Menschen selbst Sorgen um ihre Existenz. Sie wolle mit dem Lauf auf die krebskranken Kinder aufmerksam machen, zeigen, „dass es diese Kinder halt immer gibt“, sagt sie. Pandemie hin oder her.
Wie wichtig die Spenden sind, das hat die Familie Karwanska selbst erlebt. Als Annika Karwanska krank wurde, war ihre Schwester gerade einmal ein halbes Jahr alt. Ein Elternteil habe immer in der Klinik bei ihr sein müssen, berichtet ihre Mutter.
Viele Eltern gäben ihre zweiten Kinder in Pflegefamilien, weil es anders nicht zu schaffen sei. Ohne das Verständnis des Arbeitgebers ihres Mannes wäre es auch bei ihnen wohl nicht gegangen. Viele Eltern verlören in dieser Zeit ihren Job. „Es war oft wie ein Traum, aus dem man nicht erwacht“, beschreibt Carmen Karwanska die Zeit.
Elternhaus an Uni-Klinik Bonn aus Spenden finanziert
Damit Eltern wie sie und ihr Mann bei ihren kranken Kindern sein können, gibt es an der Bonner Klinik ein Elternhaus, wo sie schlafen können – finanziert aus Spenden. Dann folge die ganze Bürokratie: Pflegestufe beantragen, Unterlagen einreichen. Bei all dem habe ihnen der psychosoziale Dienst geholfen, berichtet Carmen Karwanska.
Auch dieser werde über Spenden finanziert. Ebenso die Versorgung der Kinder auf der Station außerhalb medizinischer Fragen. Erzieher, Lehrer, Kunsttherapeuten – all das zahle nicht der Staat oder die Krankenkasse, sondern sei nur über Spenden möglich und dabei so wichtig.
Manche Familien könnten sich die Miete irgendwann nicht mehr leisten. Bei all diesen Sorgen und Problemen unterstützten Förderkreise die Eltern, finanziert durch Spendengelder.
Deshalb wollen Carmen und Annika Karwanska etwas tun. Bei dem Spendenlauf könne jeder mitmachen, sagen sie. Wer nicht joggen mag, kann in den Kategorien Wandern oder Walken teilnehmen. Das Startgeld wollen die beiden komplett an die Hilfsgruppe Eifel spenden. „5000 Euro wären schon schön“, nennt Annika Karwanska ein Spendenziel.
Aber grundsätzlich freue sie sich einfach über jeden, der mitmache. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, hat sie etwa 80 Laufclubs in Deutschland angeschrieben. Bisher sei die Resonanz durchweg positiv. Sie habe schon Anmeldungen aus Magdeburg und Linz erhalten.
„Es haben sich sogar Leute mit Pferd gemeldet“, berichtet die 20-Jährige. Die ersten Teilnehmer seien aber ihre beiden Großeltern gewesen, berichtet sie und lacht. An die viele Aufmerksamkeit für sie und ihre Geschichte müsse sie sich zwar noch gewöhnen, aber sie wolle damit auch anderen betroffenen Familien Mut machen.
So funktioniert der Spendenlauf
Der Spendenlauf soll am Nikolaus-Wochenende (5. und 6. Dezember) stattfinden. Teilnehmer und Teilnehmerinnen können zwischen verschiedenen Distanzen wählen: Beim Joggen stehen fünf, zehn, 15 oder 21,1 (Halbmarathon) Kilometer zur Auswahl. Beim Wandern oder Walken fünf oder zehn Kilometer.
Das Startgeld beträgt bei den fünf und zehn Kilometer-Distanzen zehn Euro und bei den höheren 15 Euro. Dank einiger Sponsoren könne das Startgeld komplett gespendet werden, berichtet Annika Karwanska. Das sei ihr wichtig gewesen.
Für die Verwaltung der Anmeldungen und Ergebnisse konnten Annika und Carmen Karwanska die Firma Taf Timing gewinnen. Über deren Webseite kann man sich anmelden. Dabei gibt man auch seine Kontodaten an, über die dann das Startgeld an ein Extra eingerichtetes Konto der Hilfsgruppe Eifel gespendet wird.
Den Lauf oder die Wanderung selbst müssen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aufzeichnen. Das gehe entweder mit modernen Sport-Uhren oder aber auch über eine der zahlreichen kostenlosen Lauf-Apps für das Smartphone, erklärt Annika Karwanska. Nach dem Lauf lädt man dann einen Screenshot von dem Ergebnis hoch.
Die ersten drei Plätze der jeweiligen Distanzen erhalten eine Medaille und ein Überraschungspäckchen. Dabei werden Männer und Frauen getrennt gewertet. Wer wolle, könne auch gerne ein Bild von sich während der Teilnahme hochladen, sagt Annika Karwanska. Daraus werde dann nachher eine Bildergalerie aller Teilnehmer erstellt.
Nicht ganz so Sportliche oder Menschen, die gerne mehr als nur das Startgeld geben wollen, können auch direkt auf das Konto spenden. Die Verbindungsdaten befinden sich auf der Ausschreibung des Laufs, die auf der Webseite von Taf Timing einsehbar ist. (jre)