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Psychiatrisches PflegeheimEuropapolitiker Arndt Kohn besucht Haus Sanden in Vussem

Lesezeit 3 Minuten

Die sind ja wirklich putzig: Arndt Kohn machte Bekanntschaft mit den süßen Ferkeln im Schweinestall.

Mechernich-Vussem – Otti Sanden leitet seit 2001 gemeinsam mit ihrem Mann Helmut den Wohnverbund Sanden, in dem zahlreiche Menschen mit seelischen Behinderungen und Erkrankungen eine Heimat finden. Am Donnerstag wurde ihr von einer Bewohnerin eines der schönsten Komplimente gemacht, das man in seiner solchen Institution überhaupt bekommen kann: „Soll ich Dir mal was sagen: Ihr seid für mich mehr eine Familie wie meine eigene.“

Das ehemalige Missionshaus in Vussem ist seit 1971 psychiatrisches Wohn- und Pflegeheim. Wer die Einrichtung oder den Hofladen besucht, ist beeindruckt, wie gepflegt und propper alles aussieht. Auch die Bewohner, von Otti Sanden „Klienten“ genannt, wirken zufrieden. Sie teilen stolz mit, was sie gemalt oder gearbeitet haben.

Ein offenes Ohr

Am Donnerstag öffneten die Sandens ihr Haus der Politik. Denn Arndt Kohn, der SPD-Europaabgeordnete der Region (siehe „Für Martin Schulz ins Europa-Parlament nachgerückt“), stattete der Einrichtung einen ganztägigen Besuch ab, um sich mit den Problemen im Pflegebereich vertraut zu machen.

Otti Sanden zeigte begeistert von derartigem Engagement: „Wenn jeder Politiker so etwas machen würde, würden unsere Gesetze wohl anders ausfallen.“

Eine Fülle von Eindrücken prasselte auf den Politiker ein. Zunächst konnte er morgens an der Ergotherapie teilnehmen. Kohn setzte sich mitten in die Runde und hörte zu. Da erfuhr er beispielsweise vom Schicksal einer Bewohnerin, die nach drei schwierigen Jahren mit einem halbjährigen Krankenhausaufenthalt jetzt in einer eng betreuten Wohngruppe wieder Halt gefunden hat. „Das tut ihr gut“, erläuterte Otti Sanden.

Dann wurde über den bevorstehenden Urlaub gesprochen. Man werde nach Kronenburg reisen. Kohn konnte da sogar mitreden.„Kronenburg ist sehr schön“, bestätigte der Stolberger. Für die Bewohner habe man dort Bungalows angemietet, erläuterte Otti Sanden.

Im Altenheim für psychisch kranke Menschen

Anschließend durfte Kohn den Schweinestall besichtigen. Vorher hatte Seniorchef Helmut Sanden erläutert: „Wir haben eine Schweinezucht und eine Metzgerei, die für das Haus und den Hofladen produziert.“ Im Stall sei harte körperliche Arbeit vonnöten, was für manche Klienten genau das Richtige sei.

„Wir geben den Bewohnern viele kleine Beschäftigungsmöglichkeiten, um die unterschiedlichsten Neigungen zu berücksichtigen“, erläuterte Helmut Sanden. So gibt es in dem Haus mit 57 Bewohnern eine Gartengruppe, ein Hühner-Mobil und es wird Holz gemacht. Außerdem wird Arbeitstherapie, beispielsweise mit Tätigkeiten wie Verpacken und Hausarbeit angeboten.

Kohn besuchte anschließend eine ambulant betreute Wohngemeinschaft. Danach wurde das Haus St. Michael in Breitenbenden aufgesucht, wo die Arbeitstherapie besichtigt werden konnte. Außerdem wurde dort das neue Altenheim für psychisch kranke Menschen besichtigt. Helmut Sanden: „Im September wird der erste Abschnitt bezogen.“ Dort werde man 58 Personen betreuen können. Hinzu komme noch eine Tagespflege.

Gegen 14.30 Uhr war im Wohnverbund ein Gespräch geplant, an dem unter anderem auch Egbert Kramp, der Mechernicher SPD-Fraktionsvorsitzende, teilnahm. Heimleiter Helmut Sanden sagte vorab, was er den Politikern mitgeben wolle: „Wir haben zu viele Gesetze, und es gibt zu viele Veränderungen innerhalb kürzester Zeit.“ Er beschrieb auch sein Dilemma: „Ich als Unternehmer muss Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf 20 Jahre haben. Ich weiß aber nicht, wie meine Investitionen refinanziert werden können.“