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Musikschulen im Kreis EuskirchenVon der Wiedereröffnung überrascht

Lesezeit 5 Minuten

Die  Mund- und Nasenschutz-Pflicht gilt  auch beim Schlagzeug-Unterricht der Musikschule Erft-Swist mit Leiter Thomas Väth.

  1. Die Musikschulen im Kreis Euskirchen haben wieder geöffnet. Unter strengen Auflagen wird in den Schulen endlich wieder musiziert.
  2. Bis zu 80 Prozent des Einzelunterrichts hat der Musikschulzweckverband Schleiden während der Corona-Pause online durchgeführt. Auch in anderen Schulen wurde zuletzt digital gelehrt.
  3. Wir haben die Schulen in Schleiden, Euskirchen und Weilerswist besucht.

Kreis Euskirchen – Samstagmorgens beim Frühstücken hörte der Leiter des Musikschulzweckverbandes Schleiden, Bernhard Vorhagen, im Radio, dass der Einzelunterricht in seiner Musikschule schon am Montag wieder stattfinden darf. So überraschend die Schließung der Musikschulen ab dem 17. März wegen der Corona-Krise war, so war es auch die Wiederöffnung am 4. Mai – nicht nur für Vorhagen, sondern auch für seine Kollegen aus Euskirchen und Weilerswist.

Online-Musikunterricht mit Video-Telefonaten hat die Schulen während der Corona-Zwangspause finanziell über Wasser gehalten, aus musikalischer Sicht war das aber kein guter Ersatz, wie die Leiter berichten. Umso besser, dass sie nun wieder öffnen durften, wenn auch unter strengen Auflagen.

Musikschulzweckverband Schleiden

Bis zu 80 Prozent des Einzelunterrichts hat der Musikschulzweckverband Schleiden während der Corona-Pause online durchgeführt. „Der Online-Unterricht war für unsere Lehrkräfte mit sehr viel Aufwand verbunden“, berichtet Musikschulleiter Vorhagen: „Das Zusammenspiel mit dem Lehrer war online kaum möglich.“ Die Musik sei zeitverzögert beim anderen angekommen, sodass die Stücke eher in einem Kanon geendet hätten.

Duos, die eigentlich zusammen probten, seien online stattdessen einzeln in der Hälfte der ansonsten üblichen Duo-Stunden-Zeit unterrichtet worden.

Trotz der Schwierigkeiten sei die Musikschule froh gewesen, den Online-Unterricht anbieten zu können: „Es war wichtig, dass wir den Kontakt zu unseren Schülern hielten“, so Vorhagen: „Wir sind aber froh, dass es seit dem 4. Mai wieder richtig weitergeht. Ansonsten wäre es finanziell schwierig für uns geworden.“

Die Schüler, deren Stunden online durchgeführt werden konnten, haben weiter ihre monatlichen Beiträge an die Schule gezahlt, die sich zu 73 Prozent genau aus diesen Beiträgen finanziert, wie Vorhagen berichtet. Auch die Schüler, deren Unterricht ausgefallen sei, hätten zunächst die Beiträge gezahlt. Sie sollen das Geld für den abgesagten Unterricht aber ab diesem Monat sukzessive erstattet bekommen, sollte dieser nicht nachgeholt werden können.

Merlin (12, rechts) ist froh, endlich wieder mit seiner Lehrerin Jana Matyasova von der Musikschule Schleiden spielen zu können.

Auch, wenn die Musikschule dazu bei einem Unterrichtsausfall wegen höherer Gewalt oder zwingender gesetzlicher Bestimmungen laut ihrer Schul- und Gebührenordnung nicht verpflichtet ist, wie der Leiter erklärt.

Der Unterricht, der etwa durch Kooperationen wie bei der musikalischen Früherziehung in Kindergärten oder Bläserklassen in Schulen zustande kommt, sei bislang komplett ausgefallen. Wann es in diesen Gruppen weitergehe, müsse man abwarten.

Die 13 festangestellten der 45 Musikschullehrer des Zweckverbands sind ab April in Kurzarbeit. Die Freiberufler haben laut dem Musikschulleiter zur Überbrückung im März und April weiter ihr Honorar für die monatlichen Stunden ausgezahlt bekommen, auch wenn diese teilweise ausgefallen sind. Der so entstandene Vorschuss soll bis Ende des Jahres individuell Stück für Stück ausgeglichen werden: „Wir haben versucht, eine Regelung zu finden, die allen Beteiligten gerecht wird.“

Zum Teil habe der Musikschulzweckverband eigene Räume im Kreis für den Unterricht in den acht Kommunen, teilweise sei man auch auf Räume in Schulen oder Pfarrheimen angewiesen. „Den Präsenzunterricht mit all seinen Vorgaben zu organisieren, war ein unglaubliches Chaos“, sagt Vorhagen. Es sei schwierig, wieder Räume in den Schulen zu nutzen, da auch diese eigene Hygiene-Konzepte erarbeitet hätten: „Viele Hygiene-Konzepte sind mit denen der Musikschulen nicht kompatibel. Wir suchen derweil nach alternativen Räumen.“ Der Online-Unterricht finde bei Bedarf weiter statt.

Musikschule Euskirchen

Tagelang haben die Mitarbeiter der Musikschule in Euskirchen an einem Hygiene-Konzept getüftelt, um den Einzelunterricht in dieser Woche wieder anlaufen zu lassen, wie Musikschulleiter Christian Wolf berichtet. Ein neues Wegekonzept sieht vor, dass einer der Eingänge nun nur noch als Ausgang fungiert. Ein Treppenhaus wird ausschließlich zum Aufgang in die höheren Etagen genutzt, das andere, um wieder ins Erdgeschoss zu gelangen, so Wolf. Zahlreiche Schilder in der Musikschule weisen auf die neuen Regeln hin. Zudem wurde der Raumplan überarbeitet, damit Schüler und Lehrer mehr Platz haben: „Ein Außenstehender kann sich kaum vorstellen, wie viel Arbeit es ist, alle Auflagen zu berücksichtigen, damit der Unterricht wieder stattfinden kann.“

Nach dem Unterricht müssen die Instrumente der Musikschule Euskirchen desinfiziert werden.

Der Einzelunterricht hat auch dort während der knapp zweimonatigen Pause zum Großteil online stattgefunden. „In der Not lag auch eine Chance“, so der Musikschulleiter. Auch wenn er den Präsenz-Unterricht nicht ersetzen könne, habe der Online-Unterricht dazu geführt, dass manche Schüler im Unterricht besonders konzentriert gewesen seien, etwa weil sie zu Hause weniger abgelenkt seien. Außerdem sei der Zusammenhalt zwischen Mitarbeitern, Schülern und Lehrern in der Krise gewachsen. Die Schüler können nun aussuchen, ob sie weiter online oder wieder persönlich unterrichtet werden wollen.

Beiträge für Unterricht, der nicht stattfinden konnte oder nachgeholt werden kann, werden von der Schule erstattet oder erst gar nicht eingezogen: „Bei uns muss niemand für etwas bezahlen, was er nicht bekommt“, stellt Wolf klar. Die 48 freiberuflichen Musiklehrer der Schule seien für den Unterricht honoriert worden, der in der Zwangspause online aufgefangen werden konnte: „In so einer unsicheren Situation gibt es mehr Schüler als sonst, die sich vorsorglich abmelden.“

Musikschule in Weilerswist

Live per Video-Telefonat mit dem Lehrer oder im Selbststudium mit Videos, die sie von der Schule bekommen haben, konnten die Schüler der Weilerswister Musikschule während der Corona-Pause weiter üben, wie Leiter Achim Sondermann berichtet: „Aber da fehlt schon ein Stück der normalen Betreuung.“ Einen Monat lang habe er es dank der Beiträge der Schüler geschafft, die 15 freiberuflichen Lehrer, die an der Schule tätig sind, wie gewohnt weiter zu bezahlen. Dann sei es schwierig geworden, die Zahlungen der Schüler zu rechtfertigen.

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Die fünf Unterrichtsräume der Musikschule für die Wiederöffnung kurzfristig vorzubereiten, sei schnell gegangen. Seit vergangener Woche findet der Unterricht dort auf Wunsch wieder statt. Wer mag, kann auch online weiter angeleitet werden. Möglich ist jetzt auch der Unterricht in der Musikschule Erft-Swist wieder mit Lehrern und Lehrerinnen. 90 Prozent des Einzelunterrichts seien in der Pause durch die zehn freiberuflichen Lehrer mit Video-Telefonaten aufgefangen worden. „Wir hatten Glück, dass viele mitgespielt und weiter ihre Beiträge gezahlt haben“, berichtet Sabine Berg, Vorstandsmitglied des Trägervereins der Schule.