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Stillstehende Anlagen bei EngelgauEine Lösung fürs „falsche“ Windrad

Lesezeit 3 Minuten

Im Nebel verschwindet das hintere Windrad, das an der falschen Stelle erreichtet wurde. Diese Anlage ist seit Jahren nicht in Betrieb und wird im kommenden Jahr abgerissen.

Nettersheim-Engelgau – Eine an Seltsamkeiten reiche Geschichte dürfte in absehbarer Zeit ein Ende nehmen. Während sich die Windräder in der einzigen Windkraftkonzentrationszone in der Gemeinde Nettersheim bei Engelgau fleißig drehen, ist bei dem, das am weitesten in Richtung Süden steht, keine Bewegung festzustellen. Wie festgerostet rührt sich der Rotor keinen Millimeter, so frisch der Wind auch wehen mag.

Lösung ist endlich sichtbar

Dabei ist es gar nicht einmal so weit hergeholt, dass die beweglichen Teile des Windrades mittlerweile Rost angesetzt haben könnten. Seit vielen Jahren ist die Windenergieanlage nämlich bereits stillgelegt und wartet auf ihren Abriss. Der allerdings lässt immer noch auf sich warten. Doch nachdem die Ereignisse um das Windrad lange Zeit zu einer endlosen Geschichte zu werden drohten, ist eine Lösung nun absehbar.

Es sind die Energiegewinner, eine Energiegenossenschaft aus Köln, die sich mit dem stillgelegten Windrad den letzten freien Platz in der Windkraftkonzentrationszone gesichert hat. „Das ist das erste Windrad, bei dem wir als Projektentwickler tätig werden“, sagte Kay Voßhenrich, Geschäftsführer der Genossenschaft. Allerdings bremste er allzu hoche Erwartungen: Der Abriss werde in diesem Jahr nicht mehr erfolgen können, auch wenn mittlerweile der Kreis Euskirchen die notwendige Genehmigung erteilt habe.

Die Genossenschaft

Die Energiegewinner sind eine Energiegenossenschaft mit Sitz in Köln. Die im Jahr 2010 gegründete Gesellschaft hat laut Internetseite aktuell 1182 Mitglieder, betreibt 94 Bürgersolaranlagen und ein kleines Wasserkraftwerk in Warburg. Vier bereits bestehende Windräder habe das Unternehmen außerdem erworben. Das Projekt in Engelgau sei das erste Windrad, das von Grund auf neukonzipiert werde, so Kay Voßhenrich.

Ab 50 Euro könne jeder Mitglied der Genossenschaft werden, erläuterte er. Um sicherzustellen, dass die einzelnen Projekte vor allem regional finanziert sind, werden jeweils Projektgesellschaften gegründet. (sev)

www.energiegewinner.de

Dass in der Zone bei Engelgau ein funktionsloses Windrad steht, liegt daran, dass es schlicht an der falschen Stelle erbaut wurde. Es steht 40 Meter entfernt von dem Baufenster, das für die Errichtung der Anlage genehmigt worden war – und damit zu weit weg, um noch mit einem zugedrückten Auge akzeptiert zu werden. „Diese Abweichung war so groß, dass sie auch nachträglich nicht mehr geheilt werden konnte“, erläuterte im Jahr 2015 der damalige Kreissprecher Walter Thomaßen die Problematik.

Ein Windrad am falschen Platz

Doch auch ein Abriss war nicht mehr möglich. Denn 2011 hatte der Gemeinderat eine Veränderungssperre für die Windkraftkonzentrationszone Engelgau erlassen, um Neuplanungen und Repowerings in einer geordneten städtebaulichen Planung durchführen zu können. Die Sperre verhinderte auch für viele Jahre den Abriss des am falschen Platz erbauten Windrades.

Vor etwa vier Jahren habe seine Gesellschaft das Windrad erworben, sagte Voßhenrich. Der Neubau lasse allerdings noch auf sich warten, da das projektierte Windrad noch keinen Zuschlag bei der Ausschreibung für Windanlagen erhalten konnte, die für die Zulagen aus der EEG-Umlagen notwendig ist. Die Kriterien bei diesen Ausschreibungen für Bürgerenergiegesellschaften wie die Energiegewinner waren geändert worden, nachdem auch kommerzielle Betreiber deren Vorteile erkannt hatten. Bis 2018 konnten Bürgerenergiegesellschaften Zuschläge für projektierte Windräder erhalten, ohne dass eine „BImSch“-Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz vorlag. Dieser Vorteil ist seitdem weggefallen.

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Seine Gesellschaft habe das Projekt weiterverfolgt und sei nun dabei, die Voraussetzungen für die Genehmigung zu erfüllen, um anschließend an der nächsten Ausschreibung der Bundesnetzagentur teilzunehmen. Das allerdings werde noch eine Weile in Anspruch nehmen, so dass der Abriss des alten und der Bau eines neuen Windrades erst im nächsten Jahr stattfinden dürften.