Start in der BaustelleErste Schüler der Gesamtschule Eifel feiern Abitur
Nettersheim/Blankenheim – 35 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an der Gesamtschule Eifel feiern am 17. Juni Premiere: Sie erhalten als erste das Abiturzeugnis an der Gesamtschule.
Schüler und Schule können nun Abitur in Nettersheim
„Das hier ist unser Flur, der Flur der Q2 2022“, sagt Anne Reetz. Sie, Mathias Dederichs, Lea Buir, Justus Lenz und die anderen 19- bis 20-Jährigen musste man nicht lange fragen, wo sie das Gruppenbild an ihrer Schule haben möchten. Natürlich dort, wo sie und die anderen 31 in den vergangenen Monaten gepaukt und gebüffelt hatten: Der Flur mit den abgehenden Kursräumen, in denen sich der erste Abiturjahrgang der Schule auf die Allgemeine Hochschulreife vorbereitet hatte.
Auch wenn der beliebte Lehrerspruch „Nicht für die Schule, für das Leben lernt ihr“ auch für sie gilt – ein bisschen hat die Umkehrung des Satzes auch was für sich. Denn die 35 sind der erste Abiturjahrgang an der Gesamtschule Eifel: Nicht nur sie können eben Abi, jetzt auch ihre Schule. Und das sozusagen aus dem Bau heraus. „Als wir hier in der Q2 angefangen haben, waren in den anderen Fluren noch die Handwerker beschäftigt“, sagt Anne Reetz und grinst.
Alles vorbei ist nun auch für Olaf Ahrens und Juliane Sonnenberg, die beiden Tutoren der ersten Jahrgangsstufen 12 und 13 in der mit dem Abitur abschließende „Qualifizierungsphase“, abgekürzt QF. Ja, das sei auch für sie etwas Besonderes gewesen, gesteht Sonneberg. „Ich kannte einige der Schülerinnen und Schüler schon seit der fünften Klasse. Viele hatten damals keine reine Gymnasialempfehlung.“
120 Schüler machten den Fachoberschulabschluss
Was bedeutet, dass Kinder, die an die Gesamtschule gehen, eben auch andere Möglichkeiten haben. Früher hätte man vielleicht ignorant hinzugefügt: haben müssen. 120 Schüler hatten es zunächst bis zum Abschluss der Klasse 10 und damit zum Fachoberschulabschluss geschafft. 70 von ihnen wechselten danach in Ausbildungsberufe oder zu anderen Schulen, 43 blieben bis zum Ende der Jahrgangsstufe 11, dem Abschluss der „Einführungsphase“ (EF), die zur Vorbereitung auf die letzten beiden Jahrgangsstufen dient. 35 machten das Abitur.
Zukunftspläne
Studium
Anne Reetz, 19, aus Rohr, hat ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,2 gemacht. Wovor sie bei den Abiturprüfungen die größte Angst hatte? „Vor Mathe im Mündlichen.“ Reetz, die in der Oberstufe auch eine von zwei Schülervertretern war, will nun in Köln Pädagogik und Deutsch auf Lehramt an Grundschulen studieren. (sli)
Ausbildung
Mathis Dederichs, 19, aus Roderath, hat einen Schnitt von 1,8. Er hat die Zusage zu einem Ausbildungsplatz zum Chemielaboranten an einem Max-Planck-Institut in Mülheim/ Ruhr erhalten. Sein Lieblingsfach im Abitur war Biologie: „Die Tentakel des Oktopus haben mich fasziniert. Sie sind teilweise fast selbstständig denkende Einheiten des Gehirns“. (sli)
„Es ist doch so wie an allen Schulen: Auch hier ist bei den Schülerinnen und Schülern zu Hause nicht alles rosarot. Dass die 35 das so gut gemacht haben, da bin ich schon sehr stolz drauf“, so Lehrerin Sonnenberg. Und auch Kollege Olaf Ahrens sagt: „Am Ende dieser drei Jahre in der gymnasialen Oberstufe bin ich einfach sehr glücklich und stolz.“
Der Abi-Streich durfte nicht fehlen
Die, die mit so viel Freude beglückt werden, sahen das am 1. April noch etwas anders. Das war der Tag des ersten Abi-Streiches in der Geschichte der Gesamtschule. Türgriffe wurden mit Zahnpasta eingeschmiert, Treppenläufe sorgfältig mit Tapetenrollen ummantelt, Schultafeln gewissenhaft zugeklebt – und in der Aula stieg eine Party mit Bobbycar-Rennen für die Lehrer.
Im Publikum auch Schüler der beiden oberen Jahrgänge am Gesamtschul-Standort Blankenheim. Sie waren trotz schlechten Wetters zu Fuß nach Nettersheim zum Mitfeiern gekommen. Da hatten auch Lehrer in Blankenheim kurzerhand schulfrei.
Spaß hatten alle auch während der – natürlich ebenfalls ersten – Abschlussfahrt der Abiturientia. Die Wahl fiel auf eine Woche auf der kroatischen Feierinsel Krk, bei Abiturjahrgängen eine beliebte Adresse. „Aufgrund der Corona-Beschränkungen stand das aber erst fünf Tage vor Beginn überhaupt fest“, so Lehrer Ahrens.
Die jüngeren Jahrgänge sind am Standort Blankenheim
Nur eins blieb anders und bleibt es auch für die folgenden Jahrgänge: „Wir haben hier nicht den Trubel der unteren Klassen, da es ja zwei Schulstandorte gibt“, so Anne Reetz im Rückblick dankbar. An der Gesamtschule haben die zum Abitur führenden Jahrgänge der Oberstufe eben eine eigene Schule.
Ein Privileg, das sich aus Schülersicht auch in entleihbaren Tablets, guter PC-Ausstattung oder vielen Kursräumen zeigt. „Und es war ein vergleichsweise kleiner Jahrgang mit 35 Schülern, der nächste wird deutlich größer sein“, so Sonnenberg.
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Alle 35 Abiturienten kommen noch ein letztes Mal zusammen. Am 17. Juni steigt ab 15 Uhr in Nettersheim die erste Feier zur Zeugnisausgabe. Es wird Reden geben, den Segen der christlichen Kirchen, Sketche – und die feierliche Enthüllung der Fahne der ersten Abiturientia. Fehlt nur die Anbringung eines kleinen Schildchens da, wo 35 gebüffelt haben: Im „Q2-2022-Flur“.