Der Grundschulverbund Nettersheim hat mit Zingsheim und Marmagen zwei Standorte: In beiden stehen bis zum Jahresende dringende Sanierungen an.
Dringende SanierungenGrundschulen in Nettersheim werden fit für die Zukunft gemacht
Ferienzeit – die Wochen, in denen Schüler und Lehrer einmal tief durchatmen können und eine liebliche Stille in die Schulgebäude einzieht. Doch nicht so in die Schulen des Grundschulverbundes Nettersheim. Zwei Standorte hat der Verbund, den einen in Zingsheim und den anderen in Marmagen, und in beiden stehen bis zum Jahresende dringende Sanierungen an. Wofür sich naturgemäß die Ferienzeiten besonders eignen, da die Handwerker bei ihrer oft lautstarken und staubintensiven Tätigkeit nicht auf den laufenden Unterrichtsbetrieb Rücksicht nehmen müssen.
„Ich erinnere mich noch an die Zeit vor 20 Jahren, als der Schulstandort Marmagen mangels Schülern geschlossen werden sollte“, warf Bürgermeister Norbert Crump einen Blick in die Vergangenheit. Es sei eine weise Entscheidung gewesen, den Betrieb dort aufrechtzuerhalten, denn aktuell gebe es in der Gemeinde viele Kinder.
95 Anmeldungen fürs nächste Schuljahr liegen bereits vor
95 Anmeldungen gebe es bereits für das nächste Schuljahr, sagte die Leiterin des seit 2013 bestehenden Gemeindeschulverbands, Barbara Jordans. Es hätten bereits Kindern aus benachbarten Gemeinden Absagen erteilt werden müssen. „Wir gehen in die Vierzügigkeit“, kündigte Crump an. Allerdings werde es keinen fünften Zug geben. „Das ist für die nächsten Jahre gesetzt“, sagte er.
Viel zu lange sei nichts in den Schulgebäuden passiert, sagte er weiter. Sie lägen in Schutt und Asche, seien krisengeplagt und baulich nicht nach vorne gebracht worden. Das sei allerdings auf die Umstände zurückzuführen, denn als im Sommer 2021 mit der Sanierung in Marmagen begonnen worden sei, hätten die Arbeiten schon nach kurzer Zeit gestoppt werden müssen, um die Handwerker bei der Beseitigung der Flutschäden einzusetzen.
Offene Ganztagsschulen statt Nachmittagsbetreuung
Doch auch die Veränderung der Schulpolitik sorgt für neue Herausforderungen. Denn ab 2026 gibt es für jedes Kind einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung. Damit werden die bisher in Nettersheim genutzten Sonderprogramme hinsichtlich einer Nachmittagsbetreuung hinfällig, und die Offenen Ganztagsschulen (OGS) werden auch hier eingeführt.
Mit einem besonderen Konzept, wie Jordans erläuterte. „Die ganze Schule wird ein OGS-Raum sein“, kündigte sie an. Das Kollegium habe sich auf die Fahnen geschrieben, ein Team zu sein, so dass der Vormittag und der Nachmittag gemeinsam gedacht würden. „Wir arbeiten zusammen und haben gemeinsame pädagogische Programme, aber keinen Nachmittagsunterricht“, betonte sie. So sollten die für den OGS-Bereich vorgehaltenen Räume auch am Vormittag genutzt werden. „Wir wollen weg von der OGS im Keller oder im Anbau“, so Jordans.
Rund 40 Beschäftigte sind im Grundschulverbund Nettersheim tätig
19 Lehrkräfte seien aktuell im Grundschulverbund tätig, sagt sie nach einem sorgfältigen Blick in den Computer. Dazu kommen Schulsozialarbeiter, sozialpädagogische Fachkräfte, Erzieher, Alltagshelfer, Schulbegleiter und FSJler, alles in allem rund 40 Leute. Dass die an zwei verschiedenen Standorten arbeiten würden, finde sie nicht dramatisch, sagte die Schulleiterin.
„Es ist einfacher an einem Standort, aber wir haben uns immer als eine Schule gesehen“, betonte sie. Ihr Traum sei immer ein Schulneubau auf der grünen Wiese gewesen, verriet sie mit einem Lächeln in Richtung Crump. „Aber den kriegen wir nicht, also nehmen wir, was wir haben“, sagte sie. Das werde nun seit elf Jahren sehr erfolgreich so gemacht.
Für die Kinder seien die Bauarbeiten allerdings weniger störend, als das gemeinhin angenommen werde. „Die Kinder kommen auch jetzt gern in unsere Schule“, das hätten ihr Eltern mitgeteilt, freute sich Jordans.
Morsche Holzkonstruktion und Wasserschaden
Wer in diesen Tagen einen Blick in die beiden Schulen wirft, wird die Bauarbeiten nicht übersehen können. So wurde zum Beispiel in Zingsheim die gesamte Unterkonstruktion der Auladecke abgenommen. „Das Dach hat seit Jahren Probleme gemacht, da waren immer wieder Stockflecken“, sagte Marco Schell, der die Arbeiten von Gemeindeseite aus betreut.
Als bei einer Überprüfung festgestellt worden sei, dass die Holzkonstruktion morsch war, an der die Deckenplatten montiert waren, sei die Decke sofort abgerissen worden, fügte Bürgermeister Norbert Crump hinzu. Es habe zwar keine konkrete Einsturzgefahr bestanden, doch die Sicherheit der Schüler habe auf jeden Fall Vorrang.
So wird in diesen Tagen die Decke saniert, von oben und von unten. Die Unterseite wird mit einem schalldämmenden Putz versehen. Eine sportliche Angelegenheit, wie Schell betonte. „Ich habe in der nächsten Woche nur vier Tage zur Verfügung“, sagte er mit Blick auf die freien Tage am Osterwochenende. Seit Anfang März würden die Arbeiten bereits laufen. „Die Handwerker stehen bereit“, sagte er. Doch angesichts der Sanierung des Daches seien sie auf trockenes Wetter angewiesen. „Wir müssen auf Sonne hoffen“, so Schell.
Aber darauf beschränken sich die Arbeiten nicht. Denn auch die Böden in dem Bauwerk, das aus den 1980er-Jahren stammt, müssen erneuert werden. Dazu werden die technische Ausstattung der Klassen und die digitale Anbindung verbessert. Zusätzlich muss der Brandschutz mit der Installation einer Treppe optimiert werden, die als zweiter Fluchtweg aus dem ersten Stock dienen kann.
Ein Wasserschaden machte in der Marmagener Schule im Erdgeschoss eine Sanierung notwendig. Doch vor allem wird das gesamte Raumkonzept überarbeitet werden. „Die Aula rückt in das Zentrum des Gebäudes und wird dorthin verlegt, wo jetzt die Toiletten sind“, erläuterte Bürgermeister Norbert Crump. Die Sanitäranlagen rücken in die direkte Nähe, in den Bereich des ehemaligen Schwimmbades. Denn da die Aula in Zukunft als multifunktionaler Bereich auch für Veranstaltungen genutzt werden soll, dürfen sie nicht zu weit entfernt sein. Darüber hinaus würden Fenster erneuert werden.
Rund eine Million Euro sei für die Sanierung pro Schulstandort eingeplant, die zu hundert Prozent über Landesmittel gefördert würden, so der Bürgermeister. „Wir müssen Gas geben, denn die Bauarbeiten müssen bis zum Jahresende fertig sein, sonst ist die Förderung weg“, sagte er deutlich. Es habe bereits eine Fristverlängerung gegeben, als wegen der Flut die bereits begonnenen Arbeiten unterbrochen werden mussten.
Für Zingsheim werde der Betrag von einer Million Euro allerdings nicht ausreichen, denn hier sei noch die Errichtung eines Anbaus geplant. Diese Arbeiten sollen im nächsten Jahr starten, so Crump, doch da stehe eine Förderung noch aus. Notwendig sei dafür wohl eine weitere halbe Million Euro. Doch damit ist noch nicht Schluss. Innen hui, außen pfui soll nicht die Devise sein. Deshalb werden weitere 600.000 Euro investiert, um die Außenanlagen der Schulen zu modernisieren. Diese Mittel werden zu 50 Prozent aus der Städtebauförderung bezuschusst.