Artur Merke gewann den Titel im Spiel mit dem eckigen Ball. Tipp-Kick fasziniert durch Tempo und Geschicklichkeit.
Sport am TischSo liefen die Westdeutschen Tipp-Kick-Meisterschaften in Zingsheim
Eigentlich heißt ja ein abgedroschener Fußballspruch, dass das Runde in das Eckige gehört. Doch bei Tipp-Kick ist das anders: Hier ist auch der Ball eckig. Und das Spiel dauert lediglich zehn Minuten.
Viele haben das Spiel in den vergangenen hundert Jahren kennengelernt, doch manche hat es so gepackt, dass sie nicht nur Meisterschaften ausspielen, sondern auch einen Ligabetrieb initiiert haben. Jetzt wurden in Zingsheim die Westdeutschen Meisterschaften ausgetragen.
Wer meint, hier gehe es nur um ein Kinderspiel, der irrt. Die Atmosphäre ist angespannt. Man hört nur das Klackern der Bälle an den Holzbanden. Und manchmal ein Stöhnen oder auch einen kurzen Jubel. Das Spiel ist schnell, manchmal geradezu rasant.
Zwölf Platten mit den kleinen, filzbezogenen Spielfeldern und den Toren an der Seite füllen die Halle. An jedem stehen jeweils die beiden Spieler und ein Schiedsrichter. Publikum gibt es eigentlich nicht, nur die Spieler, die gerade keine Partie austragen, verfolgen das Geschehen. Geschwindigkeit, Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit und ein sicheres Auge sind entscheidend.
Geschwindigkeit, Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit sind gefordert
Dass die Tipp-Kicker ihre Westdeutsche Meisterschaft in der Eifel austragen, ist Henning Horn aus Harzheim zu verdanken. Seit seinem 16. Lebensjahr ist der gebürtige Osnabrücker Tipp-Kick verfallen. „Mein Onkel hatte sich extra eine Platte gebaut, die mit Filz überzogen war“, erinnert er sich. Noch immer spielt er für den TG 1860 KarlMay Rommersheim, der bei Karlsruhe aktiv ist.
Sein Schwerpunkt liege mehr im Organisieren der Veranstaltungen als im Spielen. Um die 40 Turniere habe er bereits organisiert, meist in Köln oder Bornheim. Um Kontakt zu einer Turnhalle zu bekommen, sei er extra Mitglied bei den Alten Herren der SG Blau-Weiß Zingsheim/Engelgau geworden. So ist es möglich, dass im nächsten Jahr die Deutsche Meisterschaft im Tipp-Kick in Zingsheim stattfindet.
„Wir sind ein eingeschworener Haufen“, sagt er über die Tipp-Kicker, die, während er spricht, hinter ihm in der Halle um den Sieg fighten. Definitiv sei es ein taktisches Spiel. „Manche drehen den Ball, haben verschiedene Spieler für gerade Schüsse oder Kurven“, erläutert er. Er selber trete am liebsten mit den serienmäßigen Figuren an.
An einer Platte kämpfen der amtierende deutsche Meister Artur Merke, der für Kaiserslautern antritt, und Frank Hampel gegeneinander. Sie werden sich später auch im Finale gegenüberstehen. „Die Geschwindigkeit des Spiels fasziniert mich“, beschreibt Merke den Reiz des Tipp-Kicks. Besonders der Torwart sei wichtig, erläutert er: „Das ist wie beim richtigen Fußball.“
In mehreren Ligen wir die deutsche Meisterschaft ausgespielt
Auch wenn das Patent für die kleinen Fußballerfiguren mit dem schwingenden Bein und dem namengebenden Drücker auf dem Kopf bereits 1921 Karl Mayer erteilt wurde, gilt das Jahr 1924 als Entstehungsjahr von Tipp-Kick, so dass in diesem Jahr der hundertste Geburtstag gefeiert werden konnte.
Dann erwarb Edwin Mieg aus Schwenningen eine Lizenz und begann damit, Tipp-Kick-Spiele zu produzieren. Die Spielfiguren wurden zunächst aus Blei, später aus Zink gefertigt. Noch heute kommen die Tipp-Kick-Spiele aus dem Familienbetrieb. Mittlerweile sind die Enkel des Firmengründers, Jochen und Mathias, als Geschäftsführer der Firma aktiv.
Der erste Tipp-Kick-Verein gründete sich 1938 mit der TFG Hildesheim. Die Vereine spielen in mehreren Ligen die deutsche Meisterschaft aus. Neun Vereine sind in der Bundesliga, darunter treten je neun Vereine in den zwei Bundesliga-Staffeln Nord und Süd an. Außerdem gibt es noch Regional- und Verbandsligen. Auch Meisterschaftsturniere und ein Pokal werden ausgespielt.
Das Spielprinzip ist einfach. Der Ball mit den 14 Flächen ist zur Hälfte weiß und schwarz, die Farben der jeweiligen Spieler. Wenn der Ball ausrollt, zeigt eine Farbe nach oben, und der Spieler, der diese Farbe hat, ist, im wahrsten Sinne des Wortes, am Drücker. Einer der Feldspieler darf zur Abwehr eingesetzt werden, aber nicht weiter zurück als bis zur Strafraumlinie.
Die Figuren, mit denen die Spieler antreten, sind in der Regel „getunt“. Die serienmäßigen Schussbeine werden gegen einen Edelstahlwinkel ausgetauscht und mit einem Gleitlager versehen. Auch können die Füße angefeilt werden, um bestimmte Schusstechniken zu ermöglichen.
Ein legendärer Spieler ist der vielfache Deutsche Meister Normann Koch. Auf ihn geht die Technik zurück, den Ball mit dem Spieler so anzuschneiden, dass er beim Ausrollen fast immer die gewünschte Farbe zeigt.
59 Kicker traten zur Westdeutschen Meisterschaft 2024 an, darunter vier Nachwuchsspieler unter 18 Jahren und eine Frau. Den Titel gewann Artur Merke, der im Finale Frank Hampel besiegte. Der Organisator des Turniers, Henning Horn, belegte den 18. Platz.
Den Titel bei den Frauen errang Monika Loferski aus Kalletal. Westdeutscher Jugendmeister wurde Mika Hahne aus Velbert.