Gregor Mauel hat viel gesammelt zur Zingsheimer Ortsgeschichte. Die Fotos und Dokumente könnten der Grundstock eines Heimatmuseums sein.
Nettersheimer GeschichteDie Kirche in Zingsheim könnte ein Heimatmuseum werden
Gregor Mauel ist so etwas wie der Orts-Chronist von Zingsheim. Der 58-Jährige hat seit 1991 ein Archiv aus alten Fotos, Dorfansichten, Dokumenten, Kopien von Archivalien und mehr aufgebaut. Doch wohin mit dem Gesammelten? Könnte die Pfarrkirche St. Peter eine mögliche Adresse werden? „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“, besagt etwas drastisch der Volksmund, und so ergeht es auch Hobbyhistorikern immer wieder.
Gregor Mauel aus Zingsheim ist da keine Ausnahme. 1991 hat er damit begonnen, die Familiengeschichte zu recherchieren, hat Fotos und Anekdoten gesammelt und aufgeschrieben. Seitdem ist aus der Freizeitbeschäftigung für den heute 58-jährigen kaufmännischen Angestellten ein Hobby geworden, das ihn nicht mehr loslässt. Dass da einer ist, der aufschreibt, was die Alten noch wissen, damit es die Jungen kennen –das sprach sich im Dorf schnell herum.
1992 wurde Mauel so für die Bildrecherche zur Dorfchronik anlässlich des 1100-jährigen Bestehens von Zingsheim eingespannt. In den Folgejahren erstellte er die Chroniken zu runden Jubiläen der Feuerwehr und des Junggesellenvereins. Immer weiter wuchsen die Bestände, die Mauel unterdessen einsammelte, die ihm geschenkt oder gestiftet wurden. „Sehen Sie mal hier“: Mauel blättert auf dem Wohnzimmertisch in einer schweren Mappe mit DIN-A-3-Kopien. Archivalien, die er abfotografiert hat, um sie auszuwerten.
Daneben liegt eine dicke, in Leder gebundene Schwarte: ein Kirchenbuch der Pfarrei St. Peter Zingsheim aus dem Jahre 1839. „Was der damalige Pfarrer hier wohl alles aufgeschrieben hat? Das müsste man erst einmal übersetzen, um es zu verstehen“, so Mauel mit Blick auf die geschwungene altdeutsche Handschrift des damaligen Ortsgeistlichen. Solche Kirchenbücher sind für Mauel, der Kirchenvorstandsmitglied ist, wahre Schätze.
Der Hobbyhistoriker hat mehr als 500 Fotos gesammelt
„Die Bestände unserer Pfarrei gehen bis ins Jahr 1700 zurück. Das ist einmalig. Taufe, Heirat, Sterben, alles da.“ Ein weiteres Unikat ist die Dokumentation einer Volkszählung aus dem Jahr 1843. Mauel fand alle Familiennamen wieder, alle Wohnadressen, doch nicht immer erschien ihm das im Vergleich mit anderen Archivalien schlüssig: „Da wird vermutlich der eine oder andere Schnaps bei der Zählung vor Ort im Spiel gewesen sein.“
Mehr als 500 Fotos und an die 400 Ansichtskarten so gut wie aller Straßenzüge von Zingsheim hat Mauel mittlerweile von „1895 bis heute“ gesammelt. Funde auf Flohmärkten, Schenkungen bei einem seiner „Hausbesuche“, bei denen er einfach fragt und aufschreibt, was ihm sein Gegenüber aus alten Zeiten erzählen kann.
Eine wichtige Spurensicherung bei Bilddokumenten, denn das alte Zingsheim wurde am 25. Dezember 1944 bei Luftangriffen der Alliierten zu 60 Prozent zerstört. „Gib das dem Gregor, der sammelt das“, heiße es schon lange im Dorf, so Mauel, der so ein Mosaiksteinchen nach dem anderen zur Zingsheimer Dorf- und Sozialgeschichte hinzufügen kann – für ein Bild, das vermutlich nie fertig sein wird. Vergangenheit lässt sich nicht eins zu eins rekonstruieren.
Was seine Ehefrau von all dem hält? „Ich habe ja schon gesammelt, bevor wir uns kennenlernten“, schmunzelt Mauel nur. Auch seine historischen Mopeds – vor allem der Marke Kreidler – gehören dazu. In Zingsheim, so schätzt Mauel, dürften bei ihm und anderen an die 100 solcher kleiner Zweitakter-Schätzchen stehen. Natürlich die allermeisten jederzeit fahrbereit.
Heimatmuseum Zingsheim wäre eine gute Idee
Ab und an zeigt Gregor Mauel Ausschnitte seiner Sammlung, so etwa im Zingsheimer Dorfsaal beim Jubiläumsfest zum 90-jährigen Bestehen der Eifelvereinsortsgruppe. Für einen Tag. Danach verschwinden die Stellwände mit den Fotos und die auf Tischen ausgelegten Dokumente wieder in seinem Archiv. Wäre ein „Heimatmuseum Zingsheim“ da nicht eine gute Idee?
Dort könnte er auch Anekdoten wie die von Pfarrer Matthias Fossen der Öffentlichkeit vorstellen, die Hobbyhistoriker Hans-Joachim Müller aufgeschrieben hat: Matthes, wie der Geistliche nur genannt wurde, hatte einst in einer nur über einen Steg über dem Gewölbe der gotischen Pfarrkirche erreichbaren kleinen Schreibstube Lebensmittel für die Dorfbevölkerung vor dem Zugriff der Parteioberen der NSDAP versteckt.
Die Einziehung der Kirchenglocken, die zur Munitionsherstellung eingeschmolzen wurden, konnte Pfarrer Matthes aber nicht verhindern. Erst mit dem Anbau 1965 an das gotische Kirchenschiff von St. Peter aus dem Jahr 1130 wurde das Geläut erneuert.
Die Orgel könnte an ihren alten Platz zurückkehren
Der hallenartige Anbau – vom Volumen her um das Vierfache größer als die über in die Seitenwand gebrochene Öffnungen mit ihm verbundene alte Pfarrkirche – wäre ein möglicher Standort für ein Zingsheimer „Heimatmuseum“: Der Raum wird angesichts der zurückgehenden Zahlen der Gläubigen schon lange nicht mehr benötigt. Platz für die Sammlungen wäre unter der Orgelempore. Dort befindet sich auch ein seitlicher Eingang zum Kirchenschiff.
Die Orgel selbst, eines der wenigen erhaltenen Instrumente des Kuchenheimer Orgelbauers Franz Josef Schorn (1834-1905), könnte rückverlagert werden in die alte Kirche, wo von der dortigen einstigen Orgelempore nur noch die Aufleger im Putz an der Kopfseite zu sehen sind. Eine Stahlrohrkonstruktion mit Eichenboden könnte die Orgel tragen.
Die Überlegungen passen zu Bemühungen des Zingsheimer Kirchenvorstands, ihre schöne gotische Pfarrkirche so originalgetreu wie möglich zu möblieren. Alte Kirchenbänke wurden mittlerweile angeschafft. Aus der Knechtstedener Klosterkirche wurde ein einst dorthin verkaufter barocker Seitenaltar zurückgekauft. St. Peter in Zingsheim – der alte Teil – hat schon alleine durch die schönen Zwickelausmalungen des Gewölbes viel von seiner Atmosphäre erhalten.
Für alle diese Pläne müsste allerdings zuerst eine tragfähige Finanzierung geschaffen werden, das ist auch Gregor Mauel klar. Ein gemeinnütziger Verein böte die Option, für das Heimatmuseum auch Spendengelder sammeln zu können. Ein Ort für die Historie des einstigen Amtes Zingsheim – Vergleichbares haben Eifeler andernorts für ihre Dorfgeschichte immer wieder geschaffen.
Eifelverein Zingsheim feiert 90-jähriges Bestehen
Mit einem Festprogramm feierte jetzt die Ortsgruppe Zingsheim des Eifelvereins ihr 90-jähriges Bestehen. Matthias Schmitz ist seit 13 Jahren Vorsitzender der Ortsgruppe, die 70 Mitglieder hat. Zehn bis zwölf Wanderungen pro Jahr werden angeboten, zudem Gemeinschaftswanderungen mit den Kollegen aus der Nachbarschaftsortsgruppe Nettersheim.
Man versuche, sich „mit Qualität von anderen Vereinen abzusetzen“, so Schmitz. Die Pflege der Wege und der Wanderbänke sind ihm und den Vorstandskollegen ein besonderes Anliegen. Dazu hat man mit der vor 19 Jahren erbauten Schutzhütte eine einladende Adresse für die Wanderpause geschaffen. Das traditionelle Schutzhüttenfest gibt es wieder 2025.
Die Ortsgruppe veranstaltet am 1. September zum 38. Mal den Handwerkermarkt, diesmal mit 72 Ausstellern. „Mehr geht wirklich nicht, obwohl wir mehr Anfragen haben“, berichtete Schmitz. An der Überalterung ihrer Mitglieder und des Vorstandes leidet wie viele andere auch die Zingsheimer Ortsgruppe. Eine Fusion von Ortsgruppen dürfe daher kein Tabu sein, hießt es am Rande der Festveranstaltung.