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Hitlers HauptquartierForscher entdeckt weitere Fotos vom Felsennest bei Bad Münstereifel

Lesezeit 5 Minuten
Blick auf eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von der Flakstellung.

Das Bild der Flakstellung auf dem Radberg hat Hans-Josef Hansen im Internet entdeckt.

Hans-Josef Hansen hat im Internet Bilder entdeckt, die erstmals die Flakstellung bei Bad Münstereifel-Rodert in unversehrtem Zustand zeigen.

Für andere ist es schlicht ein altes Foto. Für Hans-Josef Hansen ist es ein Fenster in eine längst vergangene Zeit. Entsprechend elektrisiert war er, als er im Internet auf ein Foto der Flakbatterie auf dem Roderter Radberg stieß. Das Bild zeigt die runde, betonierte Geschützstellung mitsamt der Mannschaft, die Flak ist auf den Ort Rodert gerichtet.

Seit mehr als 20 Jahren befasst sich Hans-Josef Hansen mit der Geschichte des Felsennestes, wie die Nationalsozialisten das Führerhauptquartier auf dem Eselsberg genannt haben. Von hier aus hat Adolf Hitler 1940 den Angriff auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich befehligt. Vier Wochen lang wohnte er ganz in der Nähe des heutigen Bad Münstereifeler Stadtteils, ging auch häufig in den Ort, um dort die Vorführung der Wochenschau mitzuerleben.

Hans-Josef Hansen hat ein Buch über das Felsennest geschrieben

Hansen hat diese Zeit in seinem Buch „Felsennest – das vergessene Führerhauptquartier in der Eifel“ beschrieben. Der 57-Jährige beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Geschichte, hauptberuflich arbeitet er beim Kreis Düren. 2006 ist das Buch erschienen. Im Jahr darauf, erzählt der Autor, habe ihn ein Mann aus München angerufen: Karl-Hermann Däumling, der als junger Mann im Führerbegleitbataillon Dienst getan hatte. In unbeobachteten Momenten hatte er Fotos geschossen, was streng verboten war. Diese Bilder aus dem Alltag der Soldaten in Rodert finden sich in der zweiten Auflage des Buchs.

Hans-Josef Hansen steht vor einem Betonteil, das zu der Flakstellung gehörte.

Diese Betontrümmer sind alles, was von der Geschützbatterie noch übrig ist. Der Autor kann fast jeden Gebäuderest zuordnen.

Blick auf ein altes Haus mit vermoostem Dach. Das war im Zweiten Weltkrieg ein Splitterschutzbunker.

Wie ein malerisches Hexenhäuschen wirkt dieses Gebäude im Wald. Es war im Zweiten Weltkrieg ein Splitterschutzbunker.

Eine erneute Internetrecherche führte zum Erfolg. „Es war ein Zufallsfund. Nach langer Zeit hatte ich noch mal das Suchwort ‚Felsennest‘ eingegeben“, erzählt Hansen. Vor zwei Jahren habe er es mal bei Ebay probiert. Erst sei er misstrauisch gewesen: „Es gibt auch Fälschungen.“ Doch dann hat er nicht nur das Foto der Flakstellung für 150 Euro gekauft, sondern insgesamt 45 Bilder. Insgesamt hat er 450 Euro ausgegeben.

Das war es ihm wert. Denn die Bilder dokumentierten eindringlich, wie die militärischen Bauten das Gesicht des Eifeldorfes verändert hätten, sagt Hansen. Auch wenn Hitler selbst nur vier Wochen, vom 10. Mai bis zum 6. Juni 1940, im Felsennest gewesen sei. Wobei er das „nur“ nicht angebracht findet. Im Führerhauptquartier Tannenberg sei Hitler lediglich neun Tage gewesen: „Adolf Hitler war ein rastloser Reisender.“ Vier betonierte Geschützstände waren auf dem Radberg gruppiert um die Befehlsstelle II – ein „Kommandohilfsgerät“.

Von den meisten Gebäuden sind nur noch Trümmer im Wald zu finden

Die Befehlsstelle I lag etwas abseits. Dort war das eigentliche Kommandogerät platziert, das „Gehirn“ der Batterie, mit dem die Schüsse berechnet wurden. Dazu gab es ein Blockhaus, Holzbaracken für die Männer, die die Geschütze bedienten, drei Munitionsbunker und ein Batterie-Beständelager am östlichen Dorfrand.

Ein zugewachsener Zugang zu einem Unterstand für Soldaten.

Überwuchert sind die Betonkonstruktionen, die einem Soldaten Schutz vor Bomben bieten sollten.

Ein rechteckiges Betonfundament ist noch am Boden zu erkennen.

Das Fundament ist der Rest des Kommandostands. Vor dem rechten Betonstreifen stand einst der Kartentisch.

Auf dem Eselsberg waren zwei Bunker angelegt, aus denen später das Führerhauptquartier wurde. Von all diesen Gebäuden sind nur noch vereinzelte Betontrümmer im Wald zu finden, die Natur hat längst den geschichtsträchtigen Boden zurückerobert. Hans-Josef Hansen aber findet sich auf den schmalen Pfaden zurecht, kann zu jedem Brocken, der gerade noch unter den Brombeeren auszumachen ist, Daten und Fakten liefern. Auch zu vielen Häusern in Rodert schüttelt er historische Fakten aus dem Ärmel.

75 Soldaten waren in Flakstellung bei Bad Münstereifel-Rodert stationiert

75 Soldaten der Luftwaffe seien auf dem Radberg stationiert gewesen. Die Flakstellungen, die nun dank der neu entdeckten Fotos zum ersten Mal wieder in unversehrtem Zustand zu sehen sind, waren Teil der Luftverteidigungszone West, einer Flakzone im Hinterland des Westwalls. Ab dem Frühjahr 1939 setzte ein regelrechter Propagandafeldzug zur Luftverteidigungszone West ein.

Die Flak-Zone sollte über die militärischen Aufgaben hinaus mittels der gleichgeschalteten Medien der Bevölkerung ein Sicherheitsgefühl vermitteln. Durch diverse, oft überzogene und teilweise unrealistische Darstellungen sollte zudem ein Gegner aus dem Westen vor einem Angriff abgeschreckt werden.

Am 22. Februar 1940, so berichtet es der Autor, habe Hitler entschieden, das Führerhauptquartier bei Rodert zu beziehen. Er habe es abgelehnt, mit seinem Stab in ein Schloss zu ziehen: „Er war – geprägt vom Ersten Weltkrieg – ein Mann der Bunker und Schützengräben.“

Forscher stellt seine Erkenntnisse am 24. Mai in Rodert vor

Sein Wissen um die Geschichte des Felsennests und die neu entdeckten Fotos hat Hansen zu einem Vortrag zusammengestellt. Die Bilder seien auf der Rückseite akkurat beschriftet, mit Namen und Dienstgraden der abgebildeten Personen. Nicht wenige Soldaten hätten eine Kamera dabei gehabt und die belichteten Filme mit der Feldpost nach Haus geschickt, erklärt der Autor die Herkunft. Im besten Fall seien später auf dem gleichen Weg Fotos zurückgekommen, die die Männer dann auch untereinander getauscht hätten.

Dass der Vortrag, den die Dorfgemeinschaft organisiert hatte, auf so großes Interesse gestoßen ist, dass er nun wiederholt wird, hat Hans-Josef Hansen selbst überrascht. Der Dorfsaal in der Alten Schule fasst 50 Zuschauer, fast ebenso viele mussten abgewiesen werden, wie Dr. Tuya Roth vom Vorstand berichtet. Jetzt ist eine Wiederholung geplant.

Das macht dem Autor Mut, dass es auch mit seinem Herzensprojekt klappt. Er möchte ein neues Buch zur Geschichte der Luftverteidigungszone West mit den neuen, bisher unveröffentlichten Bildern veröffentlichen.

Das Manuskript habe er fertig in der Schublade liegen. Hans-Josef Hansen ordnet den Erkenntnisgewinn durch die neu entdeckten Fotos realistisch ein: „Die Geschichte des Felsennestes muss nicht neu geschrieben werden. Aber sie ist um einige Facetten reicher geworden.“