Der Kommerner Michael Eickelkamp schreibt an zwei Büchern. Thema sind Kommerner Kriegsopfer und das Euskirchener MG-Bataillon.
Zweiter WeltkriegEs sind mehr Kommerner gefallen als bisher bekannt
Das Interesse ist früh erwacht. Schon als Jugendlicher hat Michael Eickelkamp viel gelesen über den Zweiten Weltkrieg. Mittlerweile investiert er den größten Teil seiner Freizeit in Quellenstudium und Recherche. Der Kommerner arbeitet an zwei Buchprojekten, von denen eines auf etwa 100 Seiten und das andere auf gut 250 Seiten angewachsen ist.
Die Arbeitstitel: „Die Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs aus Kommern“ und „Kriegstagebuch des Euskirchen MG-Bataillons 1 und seiner Soldaten im Zweiten Weltkrieg“. Beides sind Themen, die bei einem eher begrenzten Personenkreis auf Interesse stoßen dürften. Das ist dem 59-Jährigen klar: „Mein Ziel ist es nicht, mit den Büchern Geld zu verdienen.“ Und auf eine weitere Feststellung legt er Wert: „Ich bin kein Militaria-Sammler.“
Kommerner recherchiert die Schicksale der Gefallenen
Vielmehr interessierten ihn die Menschen hinter den Zahlen und den nüchternen Mitteilungen über Vermisste oder Gefallene. Auf der Suche nach den Spuren dieser Menschen hat er mittlerweile unvorstellbare Mengen an Daten angesammelt – früher auf Papier, mittlerweile längst digital auf Festplatten, von denen eine einzige 16 Terabyte speichern kann.
Sein Ordnungssinn kommt dem Kommerner, der bei einer Versicherung arbeitet, zugute: Er hat schon früh alle Akten in Excel-Tabellen sortiert, sodass er nun ohne langes Suchen Zugriff auf das gebündelte Wissen hat. Von den analogen Zeiten zeugen die Bücherregale in einem Raum im Dachgeschoss des Familienhauses.
Die Recherche im Internet stößt an ihre Grenzen
Die Wände sind mit Regalen bedeckt, in denen feinsäuberlich sortiert teils vielbändige Werke über Politik und Kriegsgeschehen im vergangenen Jahrhundert stehen. Eickelkamp ist vernetzt mit „zeitgeschichtlich Interessierten“, wie er sagt. Und er hat schon bundesweit in den Archiven gestöbert, bevor diese online zugänglich wurden. Doch auch die Recherche im Internet stoße an ihre Grenzen, erzählt der Geschichtsforscher.
Auf der Suche nach Informationen über die Gefallenen aus Kommern ist er den direkten Weg gegangen: Er hat auf dem Ehrenmal die Namen gelesen und dann im Ort an den Haustüren geschaut, wo ein Verwandter leben könnte. „Ich bin noch nie auf Widerstand gestoßen“, sagt Michael Eickelkamp. Im Gegenteil, meist seien die Leute froh, dass es jemanden gebe, der sich für das Schicksal des Vaters, Großvaters oder Onkel interessiere.
Bei dieser Recherche sei er auf weitere Namen von Kommernern gestoßen, die im Krieg gestorben seien – auch zivile Opfer – oder als vermisst gälten. 40 seien das insgesamt, zusätzlich zu den 101 Namen, die auf dem Ehrenmal ständen. Vieles lasse sich anhand von Sterbeurkunden und anderen Dokumenten belegen: „Bis 1944 hat die Verwaltung der Wehrmacht gut funktioniert.“
Autor aus Kommern findet immer wieder neue Hinweise
Bei der Recherche zum MG-Bataillon 1 war da allerdings kein Weiterkommen. Das Kriegstagebuch des Verbandes sei bei einem Feuer im Potsdamer Archiv verbrannt, so Eickelkamp. Das Besondere an dem Bataillon sei nicht die Ausrüstung mit Maschinengewehren gewesen, sondern die „Vollmotorisierung“, also die Ausstattung mit Motorrädern, Autos und Lastwagen.
Das sei in Euskirchen, wo es damals ein paar Traktoren, aber kaum Pkw gegeben habe, eine Sensation gewesen. Das Bataillon sei eine Art Eingreiftruppe gewesen, 1935 gegründet, um schnell an der Westgrenze zuzuschlagen. Am 31. August 1940 seien die Soldaten „siegreich in Euskirchen einmarschiert“. Dass er dieses Ereignis dokumentieren kann, verdankt der Autor einem Zufall.
Bei einem Händler in Euskirchen hat er ein Fotoalbum entdeckt und gekauft mit Bildern von jenem Tag. „Der Jubel und die Freude in der Bevölkerung will kein Ende nehmen“, ist sorgfältig von einem Zeitzeugen neben den Aufnahmen notiert. Wenig später wurde das Bataillon der 16. Panzerdivision angegliedert. Die ist Stalingrad untergegangen, wo die Sowjetarmee die deutschen Truppen eingekesselt hatte.
Und dennoch findet Michael Eickelkamp immer wieder Hinweise auf Soldaten des Bataillons. Woher sie kamen, wo sie gekämpft haben, wo und sogar wie sie gestorben sind. Die Recherche ist mühsam. „Einfach den Namen bei Google eingeben wäre ja auch zu einfach“, sagt der Kommerner. Deutlich einfacher werde es, wenn er mit Angehörigen spreche. Viele der Soldaten des Bataillons hätten aus Euskirchen oder der näheren Umgebung gestammt.
„Ich brauche die Hilfe der Angehörigen“, weiß Michael Eickelkamp. Mit alten Bildern oder Briefen könnten sie helfen, ein weiteres Stück Geschichte zu erhellen und vor dem Vergessen zu bewahren. Wer Fotos oder Dokumente zu den beiden Themen hat, kann sich bei Michael Eickelkamp per E-Mail melden.