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HochwasserschutzDie großen Pläne für den Mühlensee in Kommern nehmen Form an

Lesezeit 4 Minuten
Der Kommerner Mühlensees hat kaum noch Wasser, viele Stellen treten inselartig hervor. Zwei Personen stehen am Rand.

Derzeit wirkt der Kommerner Mühlensee am Zulauf des Bleibachs wie eine Sumpflandschaft.

Nach den Flutkatastrophen 2016 und 2021 soll der Mühlenpark in Kommern künftig dem Hochwasserschutz dienen – und das vergleichsweise schnell.

Am Kommerner Mühlensee scheiden sich seit Jahrzehnten die Geister. Die einen sehen in ihm ein landschaftliches Kleinod, die perfekte Kulisse für den Spaziergang am Sonntagnachmittag und die schnelle Runde mit dem Hund. Für die anderen ist er ein trüber Tümpel, das Wasser oft matschig-braun, unmittelbar an der verkehrsreichen B266 gelegen, der einem besseren Hochwasserschutz für die Bleibachanlieger in Kommern im Wege steht.

„Wir versuchen, die verschiedenen Ansprüche, die die Menschen an den Mühlensee haben, unter einen Hut zu bekommen“, sagt Mario Dittmann, der zuständige Fachbereichsleiter bei der Mechernicher Stadtverwaltung.

Die Darstellung zeigt einen See, umgeben von Hügeln mit Bäumen. Vorne befindet sich eine Sitzbank.

Um mehr Rückhaltevolumen zu schaffen, soll der Mühlensee bis auf eine Rest-Wasserfläche verschwinden. Der Bleibach fließt mäandrierend durch das Gelände, Spazierwege sind geplant. Blick vom Staudamm in Richtung Süden (Mühlenpark).

Fest steht allerdings, dass sich die Funktion des Mühlensees ändern wird: Um die Anwohner bei künftigen Starkregen- und Hochwasserereignissen besser zu schützen, soll der zur Landesgartenschau 1972 angelegte Stausee zu einem Hochwasserrückhaltebecken (HRB) umgebaut werden.

Mit diesen Umbauarbeiten soll im kommenden Jahr begonnen werden. Dafür haben jetzt die ersten vorbereitenden Maßnahmen begonnen. „In den vergangenen Wochen wurde der Wasserspiegel des Sees um einen weiteren Meter abgesenkt, um Bodenproben aus dem Sediment des Sees und aus dem vorgelagerten Bleiabsenkbecken entnehmen zu können“, erklärt Dittmann bei einem Besuch vor Ort.

Der Mühlensee in Kommern wurde zur Landesgartenschau angelegt

In Zusammenarbeit mit der Unteren Bodenschutzbehörde der Euskirchener Kreisverwaltung soll vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten geklärt werden, wie mächtig die Sedimente sind und welche Stoffe darin enthalten sind. Beides könnte Auswirkungen auf die nächsten Verfahrensschritte haben.

„Dass wir Blei in den Ablagerungen finden werden, dürfte jedem klar sein“, sagt Dittmann, schließlich werde der Mühlensee ja über den Bleibach gespeist. „Ob wir noch andere Schadstoffe im Sediment finden, müssen die Untersuchungen der jetzt genommenen Bodenproben zeigen.“

Ines Rick, Mitarbeiterin der Unteren Bodenschutzbehörde, weist auf eine weitere offene Frage hin, die es zu klären gilt: „Wir wollen durch die Untersuchungen auch erfahren, ob und in welchem Ausmaß auch heute noch neue Bleisande über den Bleibach in den Mühlensee eingebracht werden.“

Mario Dittmann und Ines Rick stehen vor einem Auto, auf deren Motorhaube Pläne liegen. Dittmann zeigt darauf.

Die ursprüngliche Planung des Mühlensees stammt vom Ende der 1950er Jahre. Mario Dittmann und Ines Rick (Unteren Bodenschutzbehörde der Kreisverwaltung) verschaffen sich einen Überblick.

Sie gehe allerdings davon aus, dass die Sedimentfracht nicht mehr die gleiche sei wie bei der Planung des Sees. „Die ersten Pläne für den Mühlensee stammen aus den Jahren 1957 bis 1960. Damals ging der Bleierzabbau in Mechernich ja gerade erst zu Ende“, so Rick.

Der Bleischlamm, den der Bach aus dem Bereich des ehemaligen Bleibergwerks mitbringt, in dem er entspringt, sollte sich auf diese Weise im Mühlensee und dem vorgeschalteten Bleiabsenkbecken absetzen. Vorher überschwemmte der Bach im Frühjahr regelmäßig die Wiesen an seinen Ufern, weshalb oft Vieh am Bleigehalt des Grases erkrankte oder sogar verendete.

Die Bleibelastung der Mechernicher Erde dürfte eine Rolle spielen

Von den aktuellen Untersuchungsergebnissen hängt auch ab, wo die Sedimente, die zur Vergrößerung des Rückhaltevolumens weggebaggert werden sollen, gelagert werden können. „Boden mit Bleiablagerungen dürfen auf der Deponie in Strempt gelagert werden“, beschreibt Dittmann das erhoffte Szenario – denn wenn noch andere Schadstoffe oder Schwermetalle gefunden werden, wird die Entsorgung und Lagerung der Sedimente teurer.

Zuletzt war in den 1980-er Jahren Schlamm aus dem Mühlensee abgebaggert worden. Die Pläne zum Umbau des Mühlensees sehen vor, das Rückhaltevolumen des Sees von heute etwa 25.000 auf künftig rund 100.000 Kubikmeter zu erhöhen.

Weil gleichzeitig aber auch für den Freizeitwert des Geländes eine Rest-Wasserfläche von etwa 0,5 Hektar Größe erhalten bleiben soll, wird das gesamte Gelände „tiefergelegt“. Deswegen wird die künftige Wasserfläche etwa auf dem Niveau des jetzigen Seegrunds liegen.

Der Hochwasserschutz für die Bleibachanlieger hat für uns höchste Priorität.
Mario Dittmann, Stadt Mechernich

„Der Hochwasserschutz für die Bleibachanlieger hat für uns höchste Priorität“, betont Dittmann. Der Umbau des Mühlensees sei nicht nur eine der wichtigsten, sondern auch eine der am schnellsten umzusetzenden Maßnahmen im Mechernicher Stadtgebiet. „Insgesamt haben wir eine Liste mit rund 100 Einzelprojekten erstellt. Die Realisierung ist aber eine Aufgabe für die kommenden 10 bis 15 Jahre“, so Dittmann.

Wenn alle notwendigen Bodenproben entnommen sind, soll der Mühlensee übrigens wieder auf das derzeitige Normalmaß angestaut werden. Dann werden die jetzt freigelegten Schlammflächen wieder vom Wasser des Sees verdeckt.