Der Erftverband feierte Silvester – und das am 31. Oktober. Denn dann endet das Wasserwirtschaftsjahr. Es wurden kritische Töne angeschlagen.
HochwasserschutzMechernicher und Euskirchener Bürgermeister drücken aufs Tempo
Viel mehr Symbolik geht nicht: In der Alten Tuchfabrik in Euskirchen-Euenheim fand am Dienstag das Wasserwirtschaftssilvester 2023 statt, jene traditionelle Veranstaltung, an dem das alte Wirtschaftsjahr endet und das neue beginnt.
Genau diese Tuchfabrik stand in der Nacht zum 15. Juli 2021 unter Wasser, ist inzwischen aber wieder hergerichtet und dient der Stadt Euskirchen als Veranstaltungsstätte – als Ersatz für das von der Flut total beschädigte City-Forum. Bereits 2022 sollte hier Wasser-Silvester gefeiert werden, doch da war die Tuchfabrik noch nicht so weit.
Der Wiederaufbau nach der Flut habe auch das vergangene Wasserjahr geprägt, betonte der Vorsitzende des Verbandsrats des Erftverbandes, Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Er, aber auch sein Euskirchener Amtskollege Sacha Reichelt, forderten mehr Tempo bei den Verfahren für die Hochwasserschutzmaßnahmen.
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Schick lobte die Gründung der Hochwasserschutzkooperation Erft, zu der sich die Kreise und Kommunen mit dem Verband zusammengeschlossen haben. Somit solle der technische Hochwasserschutz im Bereich der Erft samt Nebengewässer vorangetrieben und den lokalen Begebenheiten angepasst werden – „ein sehr wertvolles Projekt“, so Schick.
Maßnahme in Euskirchen hat alles in allem mehr als 30 Jahre gedauert
„Nur wenn die Hochwassersituation ganzheitlich, das heißt von der Quelle bis zur Mündung, durch den Verlauf des ganzen Fließgewässers beurteilt wird, kann das Schutzniveau nachhaltig, wirkungsvoll und kosteneffizient verbessert werden“, stellte Schick klar: „Dabei spielt unser Verband natürlich eine wichtige, ja, ich würde sagen, die wichtigste Rolle.“
Auch in Euskirchen habe man im vergangenen Jahr ein langjähriges Projekt zu Ende bringen können: die naturnahe Verlegung des Veybachs bei Euenheim – ein, zwei Steinwürfe vom Veranstaltungsort entfernt. Wobei das Wort „langjährig“ für etwa 30 Jahre Planungs- und Genehmigungsverfahren stehen muss, wogegen sich die acht Monate Bauzeit am Ende geradezu als Wimpernschlag entpuppten.
„Viele Bürger und ich denken mit Schrecken daran, dass das bei der ein oder anderen Hochwasserschutzmaßnahme auch der Fall sein könnte“, brauchte Schick kein Halloween, um Schockgefühle zu verbreiten.
Mechernich zweimal in fünf Jahren von Hochwasser betroffen
Angesichts näher rückender Hochwasserereignisse werde die Unruhe der Bürgerinnen und Bürger sicher nicht geringer: „Beim nächsten Hochwasser werden sie die Politik daran erinnern – und in Mechernich werden sie sie sehr nachdrücklich erinnern.“ Seine Stadt war nämlich nicht nur 2021 betroffen, sondern auch schon 2016.
Auch Gastgeber Reichelt mahnte, die Verantwortlichen im Bezirk, in Land und Bund, Tempo zu machen: Es sei viel erreicht worden und der Erftverband, der bis zum Juli 2021 eher eine Nebenrolle gespielt habe, sei seitdem „unser wichtigster Partner“. Doch es müsse schneller gehen.
Dass es geht, zeigt laut Schick die kürzlich abgeschlossene Renaturierung des Rotbachs in Erftstadt-Bliesheim: Von der Einreichung der Pläne über die vollständige Genehmigung bis zur Fertigstellung habe es, so der Mechernicher Bürgermeister, „sage und schreibe“ nur viereinhalb Jahre gedauert.
Zwei Großbaustellen halten den Erftverband laut Schick derzeit auf Trab: das Hochwasser-Rückhaltebecken in Weilerswist-Horchheim, das Ende des Jahres nach langer Genehmigungs- und Wiederaufbauphase fertiggestellt werden soll. Auf der Kläranlage in Erftstadt-Köttingen dauerten die Wiederaufbau- und Modernisierungsmaßnahmen wohl noch bis Mitte 2025.
Neben dem Wiederaufbau nach der Flut modernisiere der Erftverband seine Infrastruktur, um die Natur zu schonen, die Umwelt zu schützen und dank weiteren Ausbaus von Solarenergie an seinen Standorten.