Die Ahekapelle bei Nettersheim-Engelgau präsentiert sich derzeit in ihrem Urzustand und bot den passenden Rahmen für ein besonderes Konzert.
Besonderes AmbienteIn der Ahekapelle traf das Mittelalter musikalisch auf den Orient
Ein besonderes Konzerterlebnis konnten die Besucher der Ahekapelle am Sonntagabend genießen. Für ein Benefizkonzert zugunsten des kleinen Gotteshauses nahe des Genfbaches waren aus Köln Beate Alsdorf und Arezoo Resvani gekommen. In einer ungewöhnlichen Kooperation führten sie mittelalterliche und orientalische Musik zusammen, was eine faszinierende Mischung ergab. Die nur mit Kerzen erleuchtete Kapelle bot dazu einen idealen Rahmen.
Doch nicht nur die klangliche Komponente war an diesem Abend besonders, auch das Ambiente überzeugte. Denn das Innere der Ahekapelle zeigt zur Zeit ein ungewohntes Bild. Der beschädigte Rahmen des Hochaltars aus dem Barock ist im Spätsommer abgebaut worden, um ihn zu restaurieren. Doch ganz ohne Interieur zeigt sich der Chor der Kapelle nicht. Weiterhin steht der originale Steinaltar, der im 15. Jahrhundert beim Anbau des Chores an das rund drei Jahrhunderte ältere Langhaus errichtet wurde. So ist die Kapelle derzeit noch in ihrem Urzustand zu sehen.
Orient gibt Hinweise, wie die Musik im Mittelalter geklungen haben könnte
Mit den Glocken der Ahekapelle läutete Burkhard Brücker, unermüdlicher Förderer der Kapelle, den Abend ein. Nur mit einer Vielzahl von Kerzen in zwei Lüstern und an den Wänden war der Innenraum beleuchtet. Aus Köln hatte Brücker die beiden Musikerinnen mitgebracht, die in dem stimmungsvollen Ambiente ein gerade in seiner Bescheidenheit beeindruckendes Konzert boten. Im Duo boten sie einen Streifzug durch europäische mittelalterliche Lieder.
Die erhielten allerdings durch die Begleitung der Iranerin Resvani auf der Santur, einem Saiteninstrument, das ähnlich der Zither mit Hämmern gespielt wird, und der Daf, einer großen, runden, mit der Hand gespielten Rahmentrommel, eine ganz eigene, ungewohnte Färbung.
Kennengelernt haben sich die beiden Frauen auf Festivals und danach ein gemeinsames Musikprojekt gestartet. Für Alsdorf ist es eine logische Kombination. Denn wie die mittelalterliche Musik einmal geklungen haben könnte, sei mangels Tonaufzeichnungen völlig unbekannt, sagte sie. „Das ist allgemein so bei alter Musik“, führte sie aus.
Doch über einen Umweg sei es möglich, einen Eindruck davon zu gewinnen, wie in Europa im Mittelalter musiziert wurden sei. Denn in anderen Kulturen, beispielsweise im Orient, sei die modale, auf eine Tonart konzentrierte Musik, wie sie zum Beispiel in der Gregorianik zu hören sei, immer noch präsent. Da die mittelalterlichen Spielweisen sich dort erhalten hätten, könnten mittelalterliche und orientalische Musik bestens miteinander korrelieren.
Besondere Kerzenlicht-Atmosphäre in der Ahekapelle bei Engelgau
Dabei habe diese Art der alten Musik genauso wie die orientalische einen stark improvisatorischen Charakter. „Oft ist aus dem Mittelalter nur ein Zweizeiler überliefert“, erläuterte Alsdorf. Das wäre also ein ausgesprochen kurzes Hörvergnügen, wenn die Interpreten dann nicht über das vorgegebene Thema improvisieren würden. „Das ist ähnlich wie in einem Jazzstandard, wo nach dem vorgegebenen Thema über die Harmonien improvisiert wird. Nur, dass es in der mittelalterlichen Musik modal bleibt“, erklärte die Musikerin.
Durch den Tod von Maria Jonas, die kurz vor Weihnachten verstorben ist, bekam der Abend eine weitere Tiefe. „Ich habe die Nachricht an Heiligabend bekommen, was dem Abend, der vorher schon geplant war, noch eine andere Richtung gegeben hat“, sagte Alsdorf, die mit Jonas viel gearbeitet hatte. Die Kölner Sängerin galt als Spezialistin für mittelalterlichen Gesang und hatte unter anderem mit ihrem Ensemble „Ars Choralis“ die Musik von Hildegard von Bingen neu eingespielt. „An Weihnachten liegen Tod und Leben eng beieinander“, sagte Brücker.
Nach zwei gregorianischen Gesängen als Introitus waren Lieder aus den Piae cantiones, einer finnischen Sammlung des 16. Jahrhunderts, drei Cantigas die Santa Maria aus dem Spanien des 13. Jahrhunderts sowie Lauden und Tänze aus dem Italien des 13. und 14. Jahrhunderts zu hören. Stimmungsvoll und harmonisch passte sich die altertümliche Musik in das Kerzenlicht-Ambiente der Ahekapelle ein.