Mit der App „Actionbound“ können sich Kinder in Nettersheim auf den Weg machen und sich auf die Spuren der Archäologen begeben.
DigitalisierungKinder können in Nettersheim mit dem Handy auf eine Forschungsreise gehen
Einen ersten Schritt in das digitale Zeitalter macht das Naturerlebnisdorf Nettersheim. Mit einer neu entwickelten Digitalrallye können Kinder zwischen sieben und elf Jahren mit ihrem Handy eigenständig auf Forschungsreise durch den Archäologischen Landschaftspark gehen, auch wenn das Naturzentrum geschlossen sein sollte. Vier Auszubildende aus dem Tourismusfach haben die Tour ausgearbeitet, die auf der Handyapp „Actionbound“ läuft.
Mit ihrem Abschlussprojekt im Ausbildungsgang „Kaufleute für Tourismus und Freizeit“ betraten Annika Müller (Gemeinde Nettersheim), Alina Feyerabend (Vogelsang IP), Nora Klinkhammer (Nationalpark Eifel) und Mel Seeger (Die Bergischen Drei) also Neuland – zumindest, was das touristische Angebot von Nettersheim angeht.
Das Angebot für Kinder soll in Nettersheim erst der Anfang sein
„Das ist ein erster Aufschlag“, sagte Alexander Mauel, zuständig für die Angebote im Bereich Naturerlebnis in Nettersheim. „Wir wollten bisher keine digitalen Angebote bereithalten, weil die Menschen die Natur erleben sollten“, erläuterte er. Doch die Nachfrage, auch dann Inhalte bereitzustellen, wenn das Naturzentrum geschlossen ist, sei spürbar gewesen. So habe der Gedanke nahegelegen, die Entwicklung eines digitalen Angebotes als Abschlussprojekt für die Schülerinnen des Alfred-Müller-Armack-Berufskollegs in Auftrag zu geben.
Seit September 2023 gibt es das Projekt, das über die kostenlose App „Actionbound“ läuft. „Die ist sehr beliebt bei Projekten im Bereich Geocaching oder Schnitzeljagden“, erklärte Mauel. Zuerst habe die Frage bestanden, über welchen bereits bestehenden Weg das neue Angebot führen sollte. Dabei sei die Idee entstanden, die Rallye durch den Archäologischen Landschaftspark zu führen, der in diesem Jahr zehn Jahre alt wird.
„Im Auftrag des Kaiser Augustus“, so die Grundidee der Rallye, sind die Kinder unterwegs, um Informationen über den Vicus Marcomagus zu sammeln. Unterstützt werden sie dabei von Ollie, dem Igel, dem Maskottchen des Naturerlebnisdorfes, das mit Römerhelm wertvolle Informationen beisteuert. Für die Kinder gilt es, Fragen über das Leben der Römer in der Eifel zu beantworten. „Die Fragen haben wir mit Linda Lorbach ausgearbeitet, die als Archäologin in Nettersheim arbeitet“, sagte Müller.
Auf 4,5 Kilometern kann die römische Geschichte entdeckt werden
Als Startpunkt ist das Naturzentrum vorgesehen. Hier ist es möglich, über das öffentliche WLAN die kostenlose App und die Rallye herunterzuladen. Dafür wurde auf einem Flyer ein QR-Code eingerichtet, der direkt auf die richtige Seite führt.
Auf einem rund 4,5 Kilometer langen Rundweg geht es dann zur Görresburg, in den Vicus und schließlich zu dem Kleinkastell an der Urft. An den Stationen müssen die Fragen beantwortet werden, um am Ende eine Urkunde zu bekommen, die ausgedruckt werden kann.
Was für das touristische Angebot der Gemeinde Nettersheim eine wertvolle Erweiterung bedeutet, ist dabei auch maßgeblich für die Abschlussnote der vier jungen Frauen, die die Rallye entwickelt haben. „50 Prozent unserer Note bestehen aus dieser Arbeit, die in der Schule noch vorgestellt werden muss“, sagte Müller.
In Nettersheim allerdings können die Gäste die Digitalrallye bereits jetzt ausprobieren. Erhältlich ist sie seit Montag mit der App für Android und iPhone in den jeweiligen Appstores.
Die Archäologen sind gespannt
Grabungen haben zwar nun schon seit mehreren Jahren keine mehr in Nettersheim stattgefunden, doch beschäftigt das, was noch immer im Boden rund um Nettersheim zu erwarten ist, die Archäologen. „Wir haben immer noch regionale Treffen“, sagte die Gemeindearchäologin Linda Lorbach. Eigentlich würden auch alle gerne weiterforschen, doch die Funde, die in den vergangenen Grabungskampagnen gemacht wurden, seien immer noch nicht alle ausgewertet.
Sicher sei aber, dass die wahren Ausmaße des entdeckten Vicus, der wahrscheinlich Marcomagus ist, noch nicht bekannt seien. Als Siedlung, die auf der Karte Tabula Peutingeriana heißt, hatte der Ort überregionale Bedeutung. Also könnten noch einige Funde auf die Forscher warten. Im Laufe des Jahres soll mit neuer Technologie eine Bodenuntersuchung des Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands erfolgen.