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Wiederaufbau nach der FlutDas Nettersheimer Naturzentrum ist nach knapp 800 Tagen zurück

Lesezeit 4 Minuten
In einem großen Raum stehen Stehtische mit weißen Hussen. In der Mitte steht Nettersheims Bürgermeister Norbert Crump, an den Wänden zahlreiche andere Menschen. Sie feiern die Wiedereröffnung des Naturzentrums.

Die Flut-Sanierung ist abgeschlossen, Norbert Crump und die Nettersheimer feiern die Eröffnung des Naturzentrums.

In Nettersheim gehen die Flut-Sanierungen voran. Das Naturzentrum ist wieder am Start, Holzkompetenzzentrum und Regionalforstamt folgen bald.

Der Besucherzähler ist auf null gestellt zum Neustart des Naturzentrums. Ein weiterer Teil der Schäden, die die Flut angerichtet hat, ist nur noch böse Erinnerung. Am Donnerstag wurde die Einrichtung, die in der Flutnacht meterhoch von der Urft unter Wasser gesetzt worden war, wieder in Betrieb genommen. Bürgermeister Norbert Crump, die Verwaltungscrew, das Wiederaufbauteam und die Planer trafen sich zu einem kleinen Umtrunk. Für das Wochenende ist die Bevölkerung eingeladen.

„Das ist ein Highlight in schwierigen Zeiten“, sagte Crump. Das Naturzentrum sei immer ein Herzstück der Gemeinde gewesen: „Nichts kann nachhaltiger sein, als junge Menschen für die Natur zu begeistern.“

Das Meerwasseraquarium hat die Flut überstanden

Statt des Meerwasseraquariums ist nun der Tresen der Tourist-Info das Erste, was die Besucher sehen, wenn sie das Naturzentrum betreten. Diese ist damit an ihren alten Standort zurückgekehrt. „Der Ausweichplatz nach der Flut in der Alten Schmiede ist nicht gut angenommen worden“, so Crump.

Drei Frauen, Sophie Bey, Veronika Hoeller und Andrea Düren, sind an ihrem Arbeitsplatz hinter der Theke der Tourist-Information in Nettersheim, die in weiß und mit Holz modern gestaltet ist.

An der neuen Theke der Tourist-Information arbeiten Sophie Bey, Veronika Hoeller und Andrea Düren.

Neu aufgeteilt ist das Innere des Naturzentrums. „Das Meerwasseraquarium wurde von der Flut nicht zerstört“, erklärte Alexander Mauel, Teamleiter Naturerlebnisdorf. Mit einem Generator habe der Betreuer des Aquariums am ersten Tag nach der Flut die Pumpen wieder in Gang gebracht. Derzeit warteten die Fische und Korallen noch in der Gesamtschule auf die Umsiedlung an den neuen Standort im Naturzentrum. „Es werden auch Mangroven integriert, um die Verbindung mit Holz deutlich zu machen“, so Mauel.

In Nettersheimer Naturzentrum gibt's nun auch ein Wasserlabor

Das Aquarium ist in einen neu entstandenen Seminarraum so integriert, dass ein Ende des Glaskastens gut sichtbar in die Eingangshalle ragt. „Vorher konnten die Besucher nicht mehr zum Aquarium, wenn dort eine Gruppenstunde war“, begründete Mauel den Umbau. Statt dass die Kinder sich die Nase an der Glastür platt drücken müssen, können sie dann wenigstens einen Teil des Aquariums sehen.

Im neuen Wasserlabor im Naturzentrum Nettersheim liegen in einer weißen Schale zahlreiche Lupen bereit. Im Hintergrund stehen Mikroskope auf Tischen an einer Wand.

Neu gestaltet wurde das Wasserlabor im Naturzentrum.

In einem Raum sind zahlreiche Baumaterialien gelagert.

Eine Baustelle sind das Holzkompetenzzentrum und das Regionalforstamt derzeit noch.

Nicht nur drei neue Seminarräume sind entstanden, auch wurden zwölf Büros integriert, so dass nun das komplette Team Naturerlebnisdorf seinen Arbeitsplatz in Nettersheim hat. „Der Bürgermeister kann dann gucken, wo er mich kriegt“, scherzte Mauel. Um das beliebteste Programmangebot „Leben im Bach“ zu fördern, wurde ein Wasserlabor eingebaut.

Holzkompetenzzentrum und Regionalforstamt sind noch Baustellen

Knapp 800 Tage war das Naturzentrum geschlossen, eine schwierige Zeit für die Gemeinde, wie Crump ausführte. Als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, blieben auch die Gruppen aus, die bis dato ihren Teil zum Etat der Gemeinde beigetragen hatten. „Kein Mensch kam mehr, ich war selber hier im Naturzentrum in Isolation“, erinnerte sich Crump. 60 Mitarbeiter konnten nicht mehr beschäftigt werden, ein Loch von 1,5 Millionen Euro klaffte in der Gemeindekasse. „Da wird einem angst und bange“, so Crump.

Die von Crump ausgerufene „Strategie der Stärke“ hätte das ausgleichen sollen: „Das haben wir ein Jahr durchgehalten. Bis zum 15. Juli 2021. Dann kam der nächste Schlag.“ Die Flut überschwemmte den Ortskern von Nettersheim und zerstörte fast die komplette Infrastruktur.

Mit der Wiedereröffnung des Naturzentrums ist die touristische Zentrale Nettersheims wieder am Start. Auch das benachbarte Holzkompetenzzentrum und das Regionalforstamt sollen bald fertig ein. „Das HKZ soll im September wiedereröffnet werden“, kündigte Crump an. Bis Ende des Jahres sei geplant, das Regionalforstamt wieder in Betrieb zu nehmen.

„Ich bin hocherfreut“, sagte Nettersheims Ex-Bürgermeister Wilfried Pracht, der zu der Feier gekommen war. Das Gebäude habe sich verbessert. Tausende Besucher kämen hierher, denn Rad- und Wandertourismus boomten gleichermaßen.


Wiedereröffnung

24.000 Übernachtungen pro Jahr hatte Nettersheim in Jugendgästehaus, Taverne und Eifelhaus, bevor die Corona-Pandemie den Betrieb stilllegte, so Alexander Mauel. Dazu sei eine Vielzahl an Tagestouristen gekommen, so dass bis zu 50.000 Besucher pro Jahr gezählt werden konnten. Bis zu 1200 Veranstaltungen wurden angeboten, die von 60 freien Mitarbeitern gestaltet wurden. Laut Mauel sind derzeit rund 80 Prozent der früheren Übernachtungszahlen wieder erreicht.

Die Wiedereröffnung im Naturzentrum wird von Freitag, 25., bis Sonntag, 27. August, gefeiert. Dazu locken Gewinnspiele und eine Fotobox mit „Olly dem Igel“. Im Museumsshop gibt's zehn Prozent Rabatt, außer auf Bücher. Geöffnet ist die Einrichtung an allen Tagen von 10 bis 16 Uhr. (sev)